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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Körper schon seit langer Zeit überhaupt nicht mehr wahrgenommen.
    »Haben Sie an etwas Bestimmtes gedacht?« wollte die Verkäuferin wissen.
    Franca überlegte, denn eigentlich hatte sie ja an gar nichts gedacht, aber schon mischte sich Helene ein. »Wir dachten an ein Sommerkleid. Kurz sollte es sein und eng. Die junge Frau hat eine sehr hübsche Figur, und ich finde, sie sollte sie auch zeigen.«
    Die Verkäuferin ließ einen sachkundigen Blick über Franca schweifen und nickte. »In der Tat. Sie brauchen sich wirklich nicht unter Schlabberpullovern zu verstecken. Sie haben sehr lange Beine. Kurze Kleider müßten Ihnen gut stehen.«
    Eifrig schleppte sie einen ganzen Berg von Sachen heran. Nachdem sie sich zu Anfang noch sehr befangen gefühlt hatte, begann Franca an dem Abenteuer immer mehr Gefallen zu finden. Sie ließ sich Stück um Stück in die Kabine reichen, probierte Kleider, Röcke, Hosen und bunte T-Shirts. Zu ihrer Überraschung konnte sich ihr Körper wirklich sehen lassen. Sie war viel schlanker, als sie gedacht hatte, und sie hatte tatsächlich hübsche Beine. Die Verkäuferin und Helene gerieten in Entzücken.
    »Sie sind ein ganz anderer Typ, wenn Sie sich so anziehen«, sagte die Verkäuferin, und Helene fügte hinzu: »Jeder Mann wird sich nach Ihnen umdrehen, Franca. Sie sehen phantastisch aus.«
    Franca kaufte schließlich zwei kurze sommerliche Leinenkleider, eines in Weiß und eines in Rot, mehrere Miniröcke mit passenden T-Shirts, ein Paar Shorts und ein trägerloses Oberteil, das sie bei Strandspaziergängen tragen wollte, um ihre Schultern zu bräunen. Helene wollte alles bezahlen, aber Franca sagte, es sei von einem einzigen Kleid die Rede gewesen, und mehr werde sie nicht annehmen. Sie zahlte mit der Scheckkarte, die auf das gemeinsame
Konto mit Michael lief, und lächelte bei dem Gedanken, daß es ihn ärgern würde, wenn er die Abbuchung bemerkte. Die Endsumme war recht hoch, aber sie dachte daran, wieviel er gespart hatte in den letzten Jahren, als sie nie etwas für sich gekauft hatte. Wahrscheinlich machte er seiner Geliebten teure Geschenke, daher mußte sie nicht das geringste schlechte Gewissen haben.
    Sie war gut gelaunt und beschwingt, als sie den Laden, bepackt mit Tüten, verließ.
    »Kommen Sie, Helene«, sagte sie, »ich lade Sie irgendwohin zum Essen ein. Ich habe einen fürchterlichen Hunger.«
    Sie landeten bei Nino’s, einem italienischen Restaurant, das etwas versteckt in einem Hinterhof lag. Sie bestellten Scampi und hinterher Lasagne und dazu eine ganze Flasche Rotwein. Franca wählte einen von der teuersten Sorte.
    »Das bezahlt alles mein Mann«, sagte sie, »und das ist in Ordnung so. Also lassen Sie es sich richtig gut schmecken, Helene.«
    »Sie sind ganz verändert«, stellte Helene fest. »Es hat Ihnen gutgetan, die schönen Kleider zu kaufen, nicht? Sie haben richtig Farbe im Gesicht, und Sie lächeln häufiger.«
    Es hatte ihr tatsächlich gutgetan. Franca fühlte sich leichter und freier als zu irgendeinem Zeitpunkt in den vergangenen sieben oder acht Jahren. Es war ein ungeheuer angenehmes Gefühl gewesen, in den Spiegel zu blicken und sich schön zu finden. Sich als das zu sehen, was sie sein konnte: eine attraktive, begehrenswerte junge Frau, die über viel mehr Reize verfügte, als sie gedacht hatte. Wenn das Wetter gut bleibt, kann ich zusehen, daß ich noch richtig braun werde, dachte sie.
    Der Kellner brachte den Wein.
    »Wie schön, Sie einmal wiederzusehen, Mrs. Feldmann«, sagte er, »Sie haben sich lange nicht blicken lassen. Gibt es heute etwas zu feiern?«
    Helenes Miene umwölkte sich. »Es beginnt nun meine schwerste Zeit. Ein Kreuzweg«, sagte sie mit Grabesstimme.
    Dem Kellner war anzusehen, daß er grübelte, ob er mit dieser Information etwas hätte anfangen müssen, aber offensichtlich konnte er es nicht, denn er sah ziemlich ratlos drein.
    »Madame?« sagte er schließlich fragend.

    Helene konnte blicken wie ein waidwundes Reh, und in diesem Moment tat sie es besser denn je. »Es beginnt die Zeit, mit der alles zu Ende ging«, erklärte sie. »Ich meine die Zeit, die schließlich zum Tod meines Mannes führte.«
    Der Kellner setzte eine angemessen betroffene Miene auf und legte eine Art Schweigeminute ein.
    Ob er weiß, daß es ein Nazi-Bonze war? fragte sich Franca. Sie musterte den Kellner, einen jungen, gutaussehenden Italiener, keine fünfundzwanzig Jahre alt. Er hatte den Nazi-Terror nicht mitbekommen. Vermutlich wußte er von

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