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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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groß wie Erich, und dies gab ihr ein Gefühl der Sicherheit.
    »Kannst du mir erklären, was das hier ist?« fragte Erich. Diesmal sprach er sehr leise, und das klang noch gefährlicher als sein Geschrei zuvor.
    Sie starrte auf das, was er ihr entgegenstreckte.
    »Was ist das?« fragte sie.
    Er trat einen Schritt näher an sie heran.
    »Das will ich von dir wissen.« Immer noch sprach er sehr leise. »Genau das sollst du mir jetzt erklären.«
    Sie erkannte endlich, was er da zwischen den Fingern hielt. Ein Stück Papier. Einwickelpapier. Es stammte unverkennbar von der Schokolade, die er aus Frankreich mitgebracht hatte.
    Irgendwie fügten sich die Einzelheiten für sie noch immer nicht zusammen. Ihr Gehirn weigerte sich, logisch und zusammenhängend zu denken. Aber eine dumpfe Ahnung braute sich in ihr zusammen, der Anflug der Erkenntnis, daß sie in einer Falle saß.
    »Hast du die Sprache verloren?« fragte Erich. »Du kannst doch sonst reden wie ein... jüdischer Juwelenhändler! «
    Nach seinem Verständnis war das eine der schlimmsten Beleidigungen, die er aussprechen konnte. Beatrice zuckte zusammen,
weil sie das wußte, und die Lähmung, die sie gefangengehalten hatte, fiel von ihr ab.
    »Das ist Schokoladenpapier«, sagte sie.
    Erich lächelte. Es war ein grausames, heimtückisches Lächeln. »Richtig. Sehr richtig. Schokoladenpapier. Es ist aber kein englisches Papier, nicht wahr? Es ist kein Papier, das irgendwo auf der Insel benutzt oder verkauft wird, schon gar nicht jetzt, da es Schokolade praktisch nicht mehr gibt. Würdest du das auch so sehen? «
    »Ich denke, ja«, antwortete Beatrice. Die Angst kroch in ihr hoch. Sie begann Zusammenhänge zu erkennen, und ihr wurde für Sekunden übel.
    »Das ist doch das Papier von der Schokolade, die du gestern aus Frankreich mitgebracht hast«, sagte Helene arglos und erstaunt, weil Erich in diesem Umstand offensichtlich ein Problem oder eine Besonderheit zu sehen schien.
    Er wandte sich ihr langsam zu. »Richtig, Helene. Du kannst offensichtlich schneller denken als unsere liebe Beatrice. Das ist das Papier von der Schokolade, die ich gestern aus Frankreich mitgebracht habe. Und weißt du, wo dieses Papier gefunden wurde?«
    »Wo?« fragte Helene mit großen Augen.
    »Unten in der Petit Bôt Bay. Im Sand.«
    Helene war jetzt völlig durcheinander. »Wie kommt es denn da hin?«
    » Hm. « Erich tat so, als überlege er angestrengt. »Eigentlich gibt es nur drei Personen, die es dorthin gebracht haben können. Entweder war ich es, oder du warst es, oder es war Beatrice. Sonst kommt eigentlich niemand in Frage.«
    »Ich war nicht am Strand«, sagte Helene, »schon seit Wochen nicht. Und bestimmt nicht gestern oder heute.«
    »Ich auch nicht«, sagte Erich. »Ich glaube sogar, ich bin überhaupt nie in dieser Bucht gewesen.«
    »Aber Beatrice war auch nicht dort«, sagte Helene verwirrt. »Gestern und heute nicht. Wir waren immer zusammen.«
    »Dann«, sagte Erich, »stehen wir wirklich vor einem Phänomen. Wie ist das Papier an den Strand gekommen? Ich meine, fliegen kann es nicht.« Er sah Beatrice aus zusammengekniffenen
Augen an. Sie hielt noch immer ihr nasses Kleid im Arm. Zu ihren Füßen hatte sich eine kleine Pfütze gebildet.
    »In der Bucht war doch heute nacht der Spion«, meinte Helene. »Vielleicht hat es mit ihm etwas zu tun.«
    »Weißt du«, sagte Erich nachdenklich, »so wie es aussieht, bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, daß einer von uns heute nacht doch am Strand war. Denn was den gestrigen und den heutigen Tag angeht, sind wir praktisch jeder für den anderen ein Alibi. Aber was die Nacht angeht, kann niemand die Hände für den anderen ins Feuer legen.«
    Beatrice dachte, daß sich eine Maus, mit der die Katze spielt, ungefähr so fühlen mußte wie sie. Erich umkreiste sie, belauerte sie, weidete sich daran, sie in die Enge zu treiben.
    Sag, was du denkst, dachte sie, sag es einfach, und dann werden wir weitersehen.
    »Wer von uns sollte denn nachts an den Strand gehen?« rief Helene. »So verrückt ist doch keiner! Ich würde sterben vor Angst! «
    »Ich kann mir dieses Verhalten bei dir tatsächlich nicht vorstellen«, meinte Erich. »Helene, die nachts den Klippenpfad in die Petit Bôt Bay hinuntersteigt, sich in den Sand setzt und Schokolade ißt... Würdest du nicht auch sagen, Beatrice, daß dieses Verhalten nicht im geringsten zu ihr paßt?«
    »Es paßt nicht zu ihr«, bestätigte Beatrice mit belegter Stimme.
    »Aber auch

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