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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Beatrice würde so etwas nie tun«, sagte Helene. »Warum sollte sie denn?«
    »Es kann ein ganz romantischer Treffpunkt sein dort unten«, erklärte Erich, »eine warme Augustnacht, der Himmel ist voller Sterne, das Meer rauscht..., ein leiser Wind weht... Mein Gott, Helene, wir waren doch auch einmal jung!«
    Es war Helene anzusehen, daß sie jeglichen Faden verloren hatte. Sie wußte überhaupt nicht, wovon ihr Mann eigentlich sprach.
    Erich sah Beatrice an. Mit einem Schlag knipste er sein Lächeln aus.
    »So, genug geredet«, sagte er kalt. »Man kann ja vieles über dich sagen, Beatrice, aber schwer von Begriff bist du nicht. Du
weißt, wann es nichts nützt, sich aus einer Bredouille herauszureden. Wen hast du heute nacht in der Bucht da unten getroffen?«
     
    Es war ein so verdammt dummer, so idiotischer Fehler gewesen, die Schokolade mitzunehmen! Niemals hätte sie dieses Risiko eingehen dürfen.
    Erich war überzeugt, daß nur sie die Schokolade mit zum Strand genommen haben konnte und daß der Mann, den die Soldaten für einen feindlichen Spion gehalten hatten, ihr Liebhaber war, mit dem sie sich nachts heimlich traf. Immerhin ließ er nun die Suche nach dem Fremden einstellen, denn er hatte keinen Zweifel mehr daran, daß es sich um einen Einheimischen handelte, der längst sein Zuhause erreicht hatte und damit ohnehin unauffindbar war. Zwei Dinge wollte er jedoch von Beatrice wissen: wer der Mann war und wie lange sie ihn kannte.
    Es war ein regelrechtes Verhör gewesen, das sich bis in die späten Abendstunden hingezogen hatte. Beatrice hatte auf einem Stuhl im Eßzimmer gesessen, immer noch das nasse Kleid in den Armen, das sie wie eine Art schützendes Kissen vor ihren Körper hielt. Aus unerfindlichen Gründen dachte sie ständig darüber nach, daß das Kleid trocken und entsetzlich zerknittern würde und daß es schwierig sein würde, es später zu bügeln. Natürlich war dies das geringste und unwichtigste Problem, das sie im Augenblick zu bewältigen hatte, aber sie klammerte sich an dieser Frage fest, vermutlich, wie sie später dachte, um sich überhaupt an etwas festklammern zu können.
    Erich ging auf und ab, setzte sich, stand wieder auf, lief wieder hin und her. Er sprach leise, er brüllte, er wurde gefährlich sanft, er wurde bedrohlich aggressiv. Er tobte und schrie, er flüsterte und brachte sein Gesicht so dicht an ihres, daß sie seinen Atem spüren konnte. Sie versuchte, nicht zurückzuweichen. Sie versuchte, keine Angst zu zeigen. Tatsächlich war Angst auch nicht das in ihr vorherrschende Gefühl. Sie war zu betäubt, um sich wirklich zu fürchten. Sie dachte an ihr zerknittertes Kleid und daran, daß sie den Mund halten mußte, ganz gleich, was passierte.
    Helene kam einige Male ins Zimmer und heulte, und es sah ganz so aus, als werde sie einen Nervenzusammenbruch erleiden. Die
Situation mußte sie in ihren Grundfesten erschüttern: Einem handfesten Familienkrach war sie ohnehin nicht gewachsen, und sie wußte nicht, wie weit ihr Mann gehen würde, um die Wahrheit aus Beatrice herauszubekommen. Zudem schien es tatsächlich so zu sein, daß ihre Pflegetochter seit längerer Zeit schon einen Freund hatte, den sie zu intimen Schäferstündchen traf, ohne daß sie oder Erich eine Ahnung davon gehabt hatten. Helene war verstört und entsetzt und fragte sich ratlos, wie es Beatrice hatte gelingen können, dieses Verhältnis aufzubauen, ohne daß irgend jemand etwas davon mitbekommen hatte.
    Beatrice schwieg beharrlich, Stunde um Stunde. Irgendwann hatte sie sich an ihr eigenes Schweigen gewöhnt, vergrub sich darin wie in einem dunklen Versteck, ließ weder Erichs Stimme noch seinen heißen Atem an ihrem Gesicht zu sich durchdringen.
    »Du wirst reden«, sagte er in der Nacht. Seine Stimme klang heiser und erschöpft. »Du wirst reden, früher oder später. Ich habe Mittel, jeden zum Sprechen zum bringen.«
    Beatrice überlegte, ob er vorhatte, sie den SS-Schergen zu übergeben, und ob sie aus deren Befragung grün und blau geprügelt wie Pierre hervorgehen würde. Aber irgendein Instinkt sagte ihr, daß Erich das nicht tun würde. Er hatte alles darangesetzt, sie einzuschüchtern, aber er hatte sie nicht einmal geschlagen. Etwas hielt ihn zurück, er brachte es nicht über sich, und er würde es auch nicht über sich bringen, andere die Schmutzarbeit tun zu lassen. Er schien auf subtilere Methoden zu setzen. Auf Zermürbung. Auf Entzug. Auf permanentes, bohrendes Fragen.
    Irgendwann

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