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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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um ein Haar einen Spion in der Petit Bôt Bay erwischt! «
    »Um ein Haar?« fragte Beatrice sofort zurück.
    »Er konnte wohl entkommen. Aber nun suchen sie die ganze Insel nach ihm ab. Sicher werden sie ihn finden.«
    Aus dem Erdgeschoß war Erichs dröhnende Stimme zu vernehmen. »Und ich verlange Bericht über alles, was passiert! Verstanden? Ich will auf dem laufenden gehalten werden!« Er kam die Treppe herauf, starrte Beatrice an. »Wie siehst du denn aus? Bist du krank?« Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern fuhr gleich fort: »Eine verrückte Geschichte! Der Mann war im Wasser. Rätselhaft, woher er gekommen ist!«
    »War es sicher ein Spion?« fragte Beatrice. Ihre Stimme hörte sich belegt und fremd an.
    Wieder warf Erich ihr einen forschenden Blick zu. »Was sollte er sonst gewesen sein?«
    »Ich weiß nicht. Jemand von der Insel. Jemand, der baden wollte ... «
    »Also wirklich«, sagte Erich pikiert, »du kommst auf sehr eigenartige Ideen! Hier herrscht nachts Ausgangssperre. Wer sollte so verrückt sein, hinzugehen und im Meer zu baden?«
    Weil ihr euch nie vorstellen könnt, daß jemand eure Befehle nicht befolgt, dachte Beatrice aggressiv.
    Erich rannte die Treppe wieder hinunter — die Wichtigkeit in
Person —, und Helene sagte besorgt: »Du siehst wirklich elend aus, Beatrice, da hat Erich recht. Geht es dir nicht gut? «
    »Ich habe nur schlecht geschlafen«, erwiderte Beatrice. Innerlich sandte sie ein Dankgebet zum Himmel, weil sie klug und beherzt genug gewesen war, Juliens Kleider mitzunehmen. Sie zweifelte jetzt nicht mehr daran, daß diese Sachen eine entscheidende Spur für die Deutschen hätten sein können.
    Den ganzen Tag über schlich sie im Haus herum und überlegte, wie es ihr gelingen konnte, etwas über Juliens Verbleib herauszufinden. Wo hielt er sich versteckt? Offensichtlich spürten sie ihn nicht auf, das hätte sie erfahren. Sie wagte nicht, zu den Wyatts hinüberzulaufen, zumal Helene es sowieso nicht erlaubt hätte. Sie war ständig an Beatrices Seite, verwickelte sie in sinnlose Gespräche, jammerte ein wenig, verlangte in den Garten begleitet zu werden, fand es dann dort zu kühl und wollte wieder ins Haus. Julien schien recht zu behalten mit seiner Bemerkung über die letzte warme Nacht: Die Luft war merklich kälter geworden, obwohl die Sonne schien. Der Himmel zeigte ein herbstlich intensives Blau. Zum erstenmal in diesem Sommer fiel es Beatrice auf, daß sich die Spitzen der Blätter färbten.
    Der Sommer ist fast vorbei, dachte sie und schauderte, weil sie den Gedanken als doppeldeutig empfand und im Innern wußte, daß tatsächlich etwas vorüber war in ihrem Leben, das nie wiederkehren würde.
    Sie verbrachte den ganzen Tag in trübe Gedanken versunken, sorgte sich um Julien, konnte sich des Gefühls nicht erwehren, daß die Angelegenheit noch nicht ausgestanden war. Sie war unruhig und nervös. Als sie für eine halbe Stunde Helene loswerden konnte, zog sie sich ins Bad zurück und wusch das Kleid, das sie in der vergangenen Nacht getragen hatte. Sie wußte selbst nicht recht, welches Problem sich für sie aus dem Zustand dieses Kleides hätte ergeben können, aber es erschien ihr wichtig, jede nur denkbare Spur zu verwischen. Als sie aus dem Bad kam, das nasse Kleid über dem Arm, um es draußen zum Trocknen aufzuhängen, vernahm sie aus der Halle Erichs scharfe Stimme.
    »Wo ist Beatrice? «
    »Ich weiß nicht«, sagte Helene, »eben war sie noch da.«

    »Ich muß sofort mit ihr sprechen.«
    Alles in ihr stand auf Alarm. Erich sprach nicht einfach in seinem üblichen Befehlston. In seiner Stimme hatten Wut, Mißtrauen und Zorn geklungen. Irgend etwas war geschehen.
    Fieberhaft jagten sich die Gedanken in ihrem Kopf. Auf welche Spur war er gestoßen? Welchen Beweis hielt er in den Händen? Wieviel sollte sie leugnen, wieviel zugeben?
    Es hatte keinen Sinn, sich zu verstecken. Sie mußte die Angelegenheit hinter sich bringen, mußte herausfinden, was los war.
    »Ich bin hier oben.« Ihre Stimme klang erstaunlich klar.
    »Komm sofort herunter!« bellte Erich. »Sofort!«
    Sie ging langsam die Treppe hinab. Von dem nassen Kleid tropfte Wasser auf die Stufen. Erich und Helene standen unten in der Halle nebeneinander; Helene sah erschrocken und blaß aus, und Erich machte ein Gesicht wie beim Jüngsten Gericht. Er hielt irgend etwas in der Hand, was Beatrice jedoch nicht sofort erkennen konnte. Sie blieb auf der untersten Stufe stehen; damit war sie fast so

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