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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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mein Leben leben«, sagte Beatrice erschöpft.
    Ende März fragte Frederic sie, ob sie ihn heiraten wolle. Sie hatte gewußt, daß diese Frage kommen würde, hatte allerdings später damit gerechnet. Sie erklärte sich einverstanden, ging dann nach Hause in ihre Wohnung und teilte Helene, die mit einem Handtuch um die frisch gewaschenen Haare auf dem Sofa saß, mit, daß sie und Frederic in Kürze Hochzeit feiern würden. Helenes Gesichtszüge entgleisten fast.
    »Ihr wollt heiraten?« fragte sie schließlich.
    »Ja. Wir werden zusammen in Cambridge leben.«
    »Ich werde nicht zu dieser Hochzeit kommen«, sagte Helene mit versteinerter Miene.

    »Ich wollte dich eigentlich auch nicht einladen«, erwiderte Beatrice.
    Am nächsten Morgen packte Helene ihren Koffer und ließ sich von einem Taxi zum Bahnhof bringen. Sie hatte in den verbleibenden Stunden nicht ein einziges Wort mehr mit Beatrice gesprochen, sagte auch nichts zum Abschied. Sie war so gekränkt, wie es ein Mensch nur sein konnte. Beatrice hoffte, sie würde für eine lange Zeit Ruhe vor ihr haben.
    Frederic war betroffen, als er davon erfuhr. Er hatte viel über Helene erfahren, nicht jedoch bis zum letzten begriffen, was zwischen ihr und Beatrice vor sich ging und wie ihrer beider Verhältnis beschaffen war.
    »Ich glaube, ich habe euch endgültig auseinandergebracht«, meinte er unglücklich.
    »Da war nichts auseinanderzubringen«, entgegnete Beatrice kurz, »wir waren ja nie zusammen.«
    Sie und Frederic heirateten im Juni. Helene hatte nichts von sich hören lassen, aber Beatrice schickte ihr eine Anzeige und teilte ihr die neue Adresse mit. Von Helene kam eine kühle, schriftliche Gratulation. Mae, die zur Hochzeit angereist war und stolz ihr neugeborenes Baby präsentierte, berichtete, Helene lebe abgeschieden von jedem sozialen Leben auf Guernsey.
    »Sie hat sich völlig in sich zurückgezogen. Ich besuche sie manchmal, aber nicht einmal darauf scheint sie wirklich Wert zu legen. Meine Güte, sie ist doch noch immer eine junge Frau! Aber sie führt das Dasein einer alten Witwe!«
    »Sie wird sich schon wieder besinnen«, sagte Beatrice nur.
    Frederics Forschungsarbeit in London war Ende August abgeschlossen. Anfang September gingen sie nach Cambridge zurück. Das kleine Häuschen und die Mitglieder der Colleges nahmen sie freundlich und warm auf. Beatrice fand eine Stelle in der Bibliothek des Trinity College. Befreundete Professoren luden sie zu geselligen Abenden ein, und sie revanchierten sich für diese Einladungen. Es war eine in sich abgeschlossene, überschaubare und friedliche Welt, in der das Leben ruhig und geordnet dahinplätscherte. Wenn es Intrigen gab, so bekam Beatrice davon nichts mit. Sie merkte, wie sie Teil der Ruhe und Beschaulichkeit wurde, die
sie umgaben. Sie saugte Frederics gleichmäßige Wärme in sich auf und fühlte, wie sie diese Wärme selbst wieder abzugeben begann. Die Wunden fingen an, sich zu schließen.
     
     
    Sommer 1956
     
    Im Sommer 1956 fuhr sie nach Guernsey, um das Haus ihrer Eltern zu verkaufen.
    Der Entschluß war in der ersten Jahreshälfte in ihr gereift. Ihr Leben war in Cambridge, und Guernsey gehörte einer Vergangenheit an, die sich in immer dichter werdendem Nebel verlor. Frederic hatte sie ein paarmal gedrängt, doch dorthin zu fahren, ein paar Sommerwochen in dem warmen Klima zu verbringen und die Menschen zu treffen, die sie aus ihrer Kindheit kannte.
    »Wenn du möchtest, komme ich mit«, sagte er, »wenn du es nicht möchtest, lasse ich dich allein gehen.«
    Aber sie lehnte jedesmal ab, und irgendwann sagte Frederic: »Ich habe das Gefühl, du möchtest überhaupt nie wieder in deine Heimat.«
    Sie saßen in einem kleinen Pub mitten in der Innenstadt von Cambridge und tranken einen Wein; und immer wieder wurden sie in ihrem Gespräch unterbrochen von Studenten oder Professoren, die vorbeikamen und grüßten. Beatrice fühlte sich geborgen und sicher in dieser Atmosphäre, und sie betrachtete Frederics ruhiges, kluges Gesicht mit tiefer Wärme.
    Liebe? Sie hätte nicht sicher zu sagen gewußt, ob sie ihn liebte, aber, dachte sie, da ist ein Gefühl, das der Liebe zumindest sehr ähnlich ist.
    »Ich denke, ich werde wirklich nie wieder dorthin gehen«, sagte sie auf seine Bemerkung hin, »ich bin so froh, daß ich vieles von dem, was geschehen ist, vergessen konnte. Ich möchte keine der alten Wunden wieder aufreißen.«
    »Ist es in deinem Sinne, daß Helene Feldmann in deinem Haus sitzt bis

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