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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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allem, was wir gemeinsam durchgestanden haben, kann uns nichts mehr jemals trennen. «
    Beatrice ließ sich auf das Sofa fallen. Helenes Worte klangen für sie wie eine Drohung.
    »O Gott«, sagte sie leise, »du wirst mich nie, niemals loslassen.«
    »Wir gehören zusammen«, entgegnete Helene weich, »warum sträubst du dich dagegen?«
    »Weil ich mein eigenes Leben möchte.«
    »Unsere Leben sind verbunden.«
    »Du reist morgen ab.«
    »Ich bleibe«, sagte Helene.
     
    Helene blieb fast vier Wochen in London, und Beatrice begriff am dritten Tag, daß sie nicht zum Gehen zu bewegen sein würde. Sie konnte ihr den Koffer vor die Tür stellen, aber Helene würde sich darauf setzen und sich nicht einen Fußbreit entfernen. Sie war wie eine Zecke - schlimmer als eine Zecke, dachte Beatrice. Zecken,
die sich in der Haut eines Hundes festsaugten, konnte man so lange hin und her drehen, bis sie aufgaben und sich mit zappelnden Beinen von ihrem Opfer lösen mußten. Helene konnte man drehen, soviel man wollte, sie würde deshalb noch lange nicht loslassen. In gewisser Weise war sie äußerst beweglich. Sie hielt an einem Ziel fest, und auf dem Weg dorthin konnte man mit ihr anstellen, was man wollte, sie rollte sich ein, ließ sich drehen und treten und hierhin und dorthin schubsen, und am Ende war sie dort, wo sie von Anfang an hatte sein wollen, richtete sich auf, war unverletzt und hatte erreicht, was sie sich vorgenommen hatte.
    Beatrice gab den Kampf nach einigen Tagen auf und überließ Helene das Feld, zog sich zurück, mied die Wohnung, so oft sie nur konnte. Sie wußte, daß dies die einzige Strategie war, mit der Helene zumindest zu zermürben war. Entzug bedeutete, daß Helenes Taktik nicht länger funktionierte. Er bewirkte allerdings nicht, daß Helene von ihrem Vorhaben abließ.
    Beatrice verbrachte die meisten Nächte mit Frederic, und damit begann ihrer beider Beziehung gewissermaßen offiziell, aber es war nicht das gleiche, als hätten sie ihre erste Liebesnacht an jenem frühlingsnahen Februarabend erlebt. Beatrice kam nun nicht aus einer romantischen Stimmung heraus zu ihm, sondern weil sie nicht in ihre Wohnung zurückwollte. Sie war gereizt und zornig und schlief mit Frederic aus einem gewissen Trotz heraus. Beatrice wußte nicht, ob dieser Anfang ihrer Liebe etwas mit der Art zu tun hatte, wie alles schließlich endete, aber es war Helene zumindest geglückt, eine Situation zu schaffen, in der eine Störung mitschwang, jene erste, leise Störung zwischen zwei Liebenden, die sich glätten, die sich aber auch zu ungeahnter Stärke entwickeln konnte.
    Helene nutzte die Tage in London, um durch die Geschäfte zu streifen und die Dinge zu kaufen, von denen sie glaubte, daß Beatrice sie dringend brauchte. Sie erwarb einen Teppich, einen Sessel, Bilder, Küchengeräte, Topfblumen, eine Stehlampe mit seidenem Schirm und eine Menge Kleinigkeiten, die das häßliche Loch, in dem Beatrice lebte, tatsächlich schöner und wohnlicher aussehen ließen. Als Beatrice zwischendurch einmal nach Hause kam, prallte sie fast zurück vor Erstaunen.

    »Was hast du denn hier gemacht?« fragte sie schließlich, nachdem sie sich wieder gefaßt hatte.
    Helene, die sicherlich wütend und verletzt war, weil Beatrice sich tagelang nicht hatte blicken lassen, lächelte sanft. »Ich dachte mir, ich mache es dir ein bißchen schön. Ich weiß ja, daß du nicht viel Geld hast, aber ein wenig liebevoller hättest du es dir hier schon gestalten können. Gefallen dir die Dinge, die ich gekauft habe?«
    Helene hatte Geschmack, zweifellos. Teppiche, Kissen und Bilder waren wunderbar aufeinander abgestimmt.
    »Woher hast du das Geld?« fragte Beatrice statt einer Antwort zurück. Helene bekam eine sehr bescheidene Rente für ihren toten Ehemann überwiesen, und es hatte lange gedauert, bis das zerstörte Nachkriegsdeutschland überhaupt die entsprechenden Zahlungen hatte leisten und dann auch noch nach Guernsey übertragen können.
    »Ich lebe sparsam«, sagte Helene, »da kann ich es mir schon erlauben, dir hin und wieder eine Freude zu machen.«
    Beatrice ließ sich in den neuen Sessel sinken und streckte erschöpft die Beine von sich. »Du machst mir damit keine Freude, Helene. Du belastest mich. Du drängst dich in mein Leben. Du versuchst, mir deinen Geschmack aufzuzwingen. Du willst nicht begreifen, daß wir zwei getrennte Wesen sind.«
    »Ich möchte, daß du dich wohl fühlst«, meinte Helene sanft.
    »Und ich möchte einfach

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