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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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küßte sie und verschwand in der Nacht, überstürzt fast, so als habe er Angst, sie könne etwas erwidern, was jede Hoffnung für immer zunichte machen würde. Sie stand noch eine Weile auf der Straße, wartete, daß die Verkrampfung in ihrem Körper sich löste. Ganz allmählich begann
das Blut wieder normal zu fließen, hatte ihr Herzschlag seinen alten Rhythmus gefunden.
    Vielleicht würde die Verhärtung aufweichen. Irgendwann, irgendwie. Vielleicht würde das Leben zurückkehren, würde wieder leicht sein. Vielleicht würde sie wieder lieben können.
    Zurück in London, sahen sie einander fast jeden Tag. Beatrice begann sich an seine Nähe und Gesellschaft zu gewöhnen. Er erfuhr immer mehr von ihr, lernte ihr ganzes Leben mit all seinen Schicksalsschlägen kennen und schien etwas zu begreifen von dem inneren Schmerz, der nicht abklingen wollte. Irgendwann erzählte sie auch von Julien. Er hörte ihr zu und stellte dann die unvermeidliche Frage: »Liebst du ihn noch?«
    Sie überlegte. »Nein. Nein, ich glaube nicht.«
    »Du glaubst ?«
    »Ich bin immer noch ein wenig verletzt. Auch wegen der Rücksichtslosigkeit, mit der er mein Leben in Gefahr gebracht hat. Wegen der Art, wie er sang- und klanglos verschwunden ist, kaum daß der Krieg vorbei war. Diese Geschichten tun mir immer noch weh. «
    Er sah sie nachdenklich an. »Wenn es noch weh tut, dann ist er noch in dir.«
    Sie zuckte mit den Schultern, erwiderte nichts darauf. Sie saßen in einer Kneipe in Soho, tranken dunkles Bier und lauschten der rauchigen Stimme einer schwarzen Sängerin, die die wenigen Gäste mühsam zu unterhalten suchte. Draußen wehte zum erstenmal ein lauerer Wind, der einen Anflug von frischer Erde in sich trug.
    »Möchtest du mit zu mir kommen?« fragte Beatrice.
    »Jetzt?«
    »Ja.« Sie nickte. »Jetzt.«
    Das weiche Gefühl war da. Es war plötzlich gekommen, so unvermittelt wie der Frühlingshauch draußen. Der Panzer löste sich. Sie konnte seine Hand nehmen, als sie durch die Straßen gingen. Sie konnte tief atmen. Sie konnte sich auf ihn freuen und auf die Nacht, die vor ihnen lag.
    Sie schloß die Haustür auf. Hielt immer noch seine Hand und lief mit ihm die Treppen hinauf.

    Vor der Wohnungstür auf einem Koffer saß Helene und blickte ihr vorwurfsvoll entgegen.
    »Ich sitze hier seit Stunden«, sagte sie. »Wo um alles in der Welt warst du?«
    Sie sprach deutsch und schloß damit Frederic sofort von der Unterhaltung aus.
    »Was machst du denn hier?« fragte Beatrice zurück. Demonstrativ sprach sie englisch.
    Helene erhob sich von ihrem Koffer. Sie sah übermüdet und blaß aus und eher wie vierzig als Mitte Dreißig.
    »Ich bin gekommen, um nach dir zu sehen.« Unsinnigerweise fiel sie wiederum in ihre Muttersprache, so daß die Unterhaltung nun zweisprachig geführt wurde und Frederic nur die Hälfte mitbekommen konnte. »Du hast seit fünf Wochen nicht mehr geschrieben. An Weihnachten und Silvester warst du schon mehr als komisch. Ich dachte mir, irgend etwas stimmt nicht. Und daher beschloß ich, nach dir zu sehen.«
    »Helene, das ist Frederic Shaye«, sagte Beatrice. »Frederic, das ist Helene Feldmann.«
    Aus ihren Erzählungen wußte Frederic, wer Helene war. Er reichte ihr die Hand.
    »Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen, Mrs. Feldmann. Beatrice hat oft von Ihnen berichtet.«
    Helene ergriff seine Hand, aber es schien sie einige Überwindung zu kosten. Sie brachte kein Lächeln zustande. »Guten Tag«, sagte sie mühsam.
    Beatrice hatte inzwischen die Wohnungstür aufgeschlossen. »Wie bist du ins Haus gekommen?«
    »Eine Frau hat mich hereingelassen, als ich erklärte, ich wolle zu dir.« Helene schauderte. »Da unten wäre ich sonst wahrscheinlich erfroren. Oder überfallen worden. Es ist ja eine schreckliche Gegend, in der du lebst. Wie hältst du das aus?«
    »Ich bin durchaus zufrieden.« Beatrice wußte, daß sie blaß war vor Wut. Helene hätte nicht ungünstiger, nicht unwillkommener auftauchen können.
    »Du hättest mir mitteilen müssen, daß du kommst«, sagte sie.

    »Wie denn?« Helene klang schon wieder weinerlich. »Es ist ja unmöglich, mit dir Kontakt aufzunehmen.«
    »Du weißt ja, daß ich über Mrs. Chandler erreichbar bin. Du hättest die Nummer herausfinden und dich mit mir in Verbindung setzen können. Aber du hast es wohlweislich nicht getan, weil du genau wußtest, daß ich dich nicht hier haben will.«
    Helene stand nun in dem kleinen Zimmer und schien sich an ihrer Handtasche

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