Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
kritisieren war, und darunter fiel nahezu alles, was auf ihrem Weg lag. Die Maklerin reagierte auf die deutlich zur Schau getragene Unlust ihrer Klienten mit forcierter Fröhlichkeit und einem unverdrossen gutgelaunten Geplapper, das Beatrice mehr und mehr auf die Nerven zu gehen begann. Sie haßte es, den einstigen Besitz ihrer Eltern der Kritik eines neureichen Pärchens aussetzen zu müssen. Sie konnte erkennen, daß Helene über die Abneigung der Interessenten erfreut war, und das steigerte ihre schlechte Laune noch, obwohl Helene, wie sie sich sagte, das Recht hatte, beglückt zu sein, und dies aus ihrer Sicht der Dinge heraus nur allzu verständlich war.
    Als die beiden zusammen mit der quirligen Maklerin verschwunden waren, zog sich Beatrice feste Schuhe an und machte sich auf den Weg in die Petit Bôt Bay. Der Tag war windig und kühl, die Luft glasklar, und nicht ein Hauch von Nebel lag draußen über dem Wasser. Die Sonne verschwand immer wieder hinter den pfeilschnell dahinjagenden Wolken. Die Obsthecken entlang des Weges blühten nicht mehr; nun würden die Früchte zu reifen beginnen.
    Wie schön wird es sein, die Brombeeren im Spätsommer zu ernten, dachte Beatrice, und erst einen Moment später fiel ihr ein, daß es für sie keinen Herbst auf der Insel mehr geben würde.
    Sie sah zuerst die aparte schwarzhaarige Frau, die auf einer Bank an einem der Aussichtspunkte des Weges saß. Man hatte von dort einen großartigen Blick über das Meer und auf die steilen Felsen, die eine kleine Bucht umschlossen. Die Sonne kam gerade wieder hervor und verlieh den Farben der Landschaft ein intensives
Leuchten. Das Meer glitzerte in einem tiefen, klaren Türkisblau. Die Frau auf der Bank strahlte. Sie trug knöchellange, helle Hosen und einen kurzen, dunkelgrauen Pullover. Sie schien entspannt und glücklich. Ihr pechschwarzes Haar glänzte, als sei es stundenlang mit einem samtenen Tuch poliert worden.
    Wie verzückt sie lächelt, dachte Beatrice, und gleich darauf war sie nah genug herangekommen, um den Mann zu bemerken, der wenige Schritte von der Frau entfernt vor der Bank kauerte, vor dem Gesicht einen riesigen Fotoapparat, mit dem er eifrig ein Bild nach dem anderen schoß. Die Frau veränderte kaum ihre Position, aber sie spielte mit ihrem Gesicht, variierte ihr Strahlen, ließ ihr Lachen abwechselnd warm und zärtlich, kokett und verführerisch, verhalten und geheimnisvoll sein. Man konnte eine gewisse Geübtheit darin erkennen, eine lässige Entspanntheit, mit der sie sich der Situation stellte.
    Der Mann war Julien.
    Es waren elf Jahre seit Kriegsende vergangen, sechzehn Jahre, seitdem sie ihn zum erstenmal gesehen hatte. Insgesamt, fand sie, hatte er sich nicht besonders verändert. Er schien kaum älter geworden zu sein, wirkte kräftig und erholt. Er war stark gebräunt im Gesicht und an den Armen, hatte nicht mehr die geisterhafte Blässe aus den Jahren, die er auf dem Dachboden der Familie Wyatt verbracht hatte. Aber braungebrannt kannte sie ihn auch aus der Zeit, als er für Erich gearbeitet hatte, und daher bot auch dieser Anblick keine besondere Überraschung für sie. Es war ihr Julien.
    Er erkannte sie im selben Moment wie sie ihn, ließ die Kamera sinken und starrte sie an. Die schwarzhaarige Frau bemerkte sofort, daß etwas geschehen war, und drehte sich um. Sie starrten einander alle drei an, und die Luft zwischen ihnen schien sich aufzuladen mit Spannung.
    Julien richtete sich auf und rief: »Beatrice! Was tust du hier?«
    Er sprach französisch, und sie antwortete ihm in derselben Sprache.
    »Ich denke, es ist nicht so ungewöhnlich, daß ich hier bin. Was tust du hier?«
    Er lächelte. Er hatte sich gefangen und konnte der Situation nun souverän begegnen.

    »Ich wandle auf den Spuren meiner Vergangenheit. Suzanne wollte wissen, wo ich den Krieg verbracht habe.«
    Die schwarzhaarige Frau lächelte. »Julien hat soviel von dieser Zeit erzählt. Schließlich sagte ich ihm, ich wolle endlich die Schauplätze seines Lebens kennenlernen.«
    »Oh«, meinte Beatrice nur und kam sich gleichzeitig wegen dieses Kommentars dumm vor, aber ihr fiel nichts anderes ein.
    »Möchtest du uns nicht vorstellen?« fragte Suzanne, an Julien gewandt. Sie war eindeutig Herrin der Situation.
    Julien kam diesem Wunsch nach einem kaum merklichen Zögern nach. »Meine Frau Suzanne«, sagte er, »Beatrice Stewart, eine... Freundin aus jener Zeit.«
    Beatrice reichte Suzanne die Hand. »Beatrice Shaye. Ich bin

Weitere Kostenlose Bücher