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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Schauspieler, war heute in Rom, morgen in London und übermorgen in Nizza, und irgendwann zwischendurch trafen sie einander in Paris und gingen essen mit Politikern oder auf die Partys von Künstlern und Intellektuellen. Suzanne ratterte Namen herunter, die man sonst nur aus den Zeitungen kannte. Irgendwann hielt sie inne, lächte ihr bezaubernd schönes Lächeln und fragte: »Wie sieht Ihr Leben aus, Beatrice? Ich rede immer nur von mir, dabei gibt es von Ihnen sicher auch viel Spannendes zu erzählen. «
    »Oh - eigentlich nicht so sehr «, sagte Beatrice. »In Cambridge geht es vergleichsweise ruhig zu. Ich arbeite in einer Universitätsbibliothek, und das ist ja nicht so furchtbar aufregend.«
    »Stell dein Licht nicht unter den Scheffel«, sagte Julien. Es war das erste Mal, daß er etwas zum Gespräch beitrug, außer zur Begrüßung und als er seine Essensbestellung aufgegeben hatte. »Du tust so, als sei dein Dasein eine Aneinanderreihung ereignisloser Tage. Du warst immer ein abenteuerlustiges Mädchen.«
    »Davon möchte ich mehr hören! « rief Suzanne. »Ich könnte mir vorstellen, ihr beide habt eine Menge Abenteuer miteinander bestanden! «
    »Es war Krieg«, erinnerte Julien, »die Insel war besetzt. Ich hielt
mich versteckt und wäre vermutlich erschossen worden, wenn sie mich erwischt hätten. Ein gewisses Risiko im Alltag ließ sich gar nicht vermeiden.«
    »Habt ihr viel Zeit miteinander verbracht?« erkundigte sich Suzanne. Die Frage klang harmlos, aber Beatrice begriff, daß Suzanne soeben eine sehr genaue Recherche betrieb.
    »Beatrice besuchte mich«, sagte Julien, »ich war ein elender, unglücklicher Gefangener. Das Chäteau d’If hätte nicht schlimmer sein können... Wir lasen Bücher zusammen, und ich brachte ihr das perfekte Französisch bei, das sie heute spricht.«
    »Wir lasen Notre-Dame von Paris«, sagte Beatrice.
    »Wie passend!« meinte Suzanne. »Victor Hugo. Wie alt waren Sie, Beatrice?«
    »Als Julien untertauchte? Vierzehn oder fünfzehn.« Sie wich seinem Blick aus. »Ziemlich jung jedenfalls.«
    »Irgendwie klingt das alles recht romantisch«, sagte Suzanne und lachte, aber diesmal klang ihr Lachen nicht so perlend wie sonst, sondern ziemlich unecht. »Ich kann mir vorstellen, wie ihr an heißen, sonnigen Sommertagen auf einem staubigen Dachboden kauert und Victor Hugo lest, und wie Julien sehnsüchtig in den blauen Himmel starrt, während die kleine Beatrice versucht, ihm das schwere Schicksal zu erleichtern... Eine schöne Geschichte, nicht?«
    »In der Erinnerung«, sagte Julien, »mag es wie eine schöne Geschichte klingen. In Wirklichkeit war es einfach nur schrecklich.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, gab Suzanne zu. Sie griff nach ihrer Handtasche. »Ihr entschuldigt mich für einen Moment?«
    Nachdem sie in Richtung Damentoilette verschwunden war, sagte Julien leise: »Du hast dich sehr verändert.«
    »Es sind eine Reihe von Jahren vergangen. Ich bin älter geworden. «
    Er schnippte ein paar Brotkrümel vom Tischtuch. »Natürlich. Aber das meine ich nicht. Du hattest früher immer soviel Glanz in den Augen. Du hattest einen Lebenshunger, eine Kühnheit, eine Entschlossenheit, die mich faszinierten. Wo ist das alles geblieben? «
    Sie zog ihre Hände, die auf dem Tisch lagen, zurück, obwohl
Julien keinerlei Anstalten gemacht hatte, sie zu ergreifen. »Dafür, daß ich dich so faszinierte, hast du dich damals aber ziemlich rasch und komplikationslos von mir verabschiedet.«
    Er seufzte. »Ja. Es war...« Er suchte nach Worten, schien aber nicht recht zu wissen, was und wie er es sagen wollte. »Ich hatte nichts anderes mehr im Kopf als meine Freiheit«, meinte er schließlich. »Freiheit und Leben. Ich war ausgebrannt. Ich war verdurstet. Ich war voller Hunger. Man hatte mir Jahre meines Lebens gestohlen, und ich wollte sie zurückhaben. An nichts anderes habe ich damals gedacht.«
    »Und darüber mich vergessen.«
    »Ich habe dich nie vergessen«, berichtigte Julien. »Im Mai ’45 nicht, als die Befreier kamen, und bis heute nicht. Aber du warst in den Hintergrund getreten. Und dann... «
    »...dann verloren wir uns aus den Augen.«
    »Ja. Ich war in Frankreich, und du warst hier. Nicht einmal eine wirklich große Entfernung... aber offensichtlich zu gewissen Zeiten im Leben unüberwindlich.«
    »Ja. Offensichtlich. Und dann kam Suzanne.«
    »Dann kam Suzanne.« Er schwieg, schien dem Klang des Namens hinterherzulauschen. »Sie kam und war da, und irgendwie war

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