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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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ist‹, bat er, ›sag mir um Gottes willen, daß es nicht wahr ist!‹
    Ich wollte wissen, was er meinte, aber er schien es kaum formulieren und aussprechen zu können. Wäre der Geruch nach Whisky nicht gewesen, ich hätte nicht vermutet, daß er etwas getrunken hatte, ich hätte geglaubt, er sei krank. Ich drückte ihn in den Sessel neben dem kleinen Kamin und fragte, was geschehen sei. Am liebsten hätte ich mich zu seinen Füßen hingekauert und seine Knie umfaßt, aber mein dicker Bauch ließ es nicht zu. Also stand ich vor ihm und strich ihm über die Haare, und nach einer Weile, die ewig schien und in der er verzweifelt nach Worten suchte, erzählte er endlich von dem Gespräch mit Helene. Er sah mich nicht an dabei, sondern starrte an die gegenüberliegende Wand oder vielleicht auch einfach ins Leere. Ich hingegen blickte in das Bücherregal neben dem Kamin, ohne etwas zu sehen außer den flimmernden Buchstaben der Buchtitel. Der Boden unter meinen Füßen schwankte, mein Mund fühlte sich plötztlich trocken an, und mir wurde entsetzlich übel. Mir war sofort klar, daß ich nichts würde abstreiten können, selbst wenn Frederic vielleicht nur allzu bereit gewesen wäre, mir zu glauben.
    ›Sag, daß es nicht wahr ist‹, wiederholte er, und nun blickte er hoch zu mir und in meine Augen. Dort las er die Antwort, noch ehe ich den Mund hatte öffnen können, und soweit das überhaupt möglich war, wurde er noch fahler im Gesicht. Er begann wieder zu weinen, und ich streichelte mechanisch sein Haar, während ich gegen den Schwindel ankämpfte, der es mir schwermachte, aufrecht zu stehen. Ich hatte nie einen so tief verletzten, verstörten Menschen gesehen. Ich begriff, daß hier Scherben vor mir lagen,
die niemals wieder zu kitten sein würden. Frederic war zerbrochen an diesem Nachmittag. Unsere Liebe war zerbrochen. Und ganz zwangsläufig zerbrach bald darauf auch unsere Ehe.«
    Beatrice schwieg, die Erinnerung malte Schmerz auf ihre Züge.
    »Wir hätten es gar nicht mehr versuchen müssen«, fügte sie hinzu.
    »Er verlangte die Scheidung?« fragte Franca mit belegter Stimme.
    »Das hätte Frederic nie getan. Er war bereit, dem Kind, das ich erwartete, seinen Namen zu geben, er war bereit, unser Zusammenleben aufrechtzuerhalten. Er wollte versuchen, alles wieder so werden zu lassen, wie es war. Aber es funktionierte nicht. Er kam nicht über die Geschichte hinweg, und mir wurde irgendwann klar, daß ich mit diesem gebrochenen Mann nicht leben konnte. Seine Schwermut erdrückte mich nach und nach, ich verlor jede Lebensfreude, ich magerte ab und hing nur noch bleich und verweint herum. Als Alan ein halbes Jahr alt war, beschloß ich zu gehen. Frederic akzeptierte es sofort. Ihm war wohl auch deutlich geworden, daß es für uns beide keine Zukunft gab.«
    »Sie kamen hierher zurück.«
    »Es war der einzige Ort, an den ich gehen konnte. Mein Haus, meine Heimat. Die Alternative wäre irgendeine kleine Wohnung gewesen, aber ich wollte, daß Alan Platz hatte und in einer gesunden Umgebung aufwachsen konnte. Guernsey war ideal.«
    »Aber Helene war hier«, erinnerte Franca, »und Helene hatte alles zerstört. Konnten Sie mit ihr unter einem Dach sein? «
    »Zunächst dachte ich, ich könnte es nicht«, sagte Beatrice, »ich war voller Wut, voller Schmerz. Ich wollte sie hinauswerfen, ein für allemal. Aber dann kam ich an, und sie saß hier, an diesem Tisch, und heulte und jammerte und klagte sich an - und ich wußte, ich würde es nicht fertigbringen. Sie bot ein solches Bild des Elends, und irgendwann reifte dann auch der Gedanke in mir, daß...«, Beatrice zögerte, »daß es letztlich nicht Helene gewesen war, die meine Ehe zerstört hatte. Sie hatte etwas Schlimmes getan, aber sie hatte nicht die Unwahrheit gesagt. Verstehen Sie? Die Affäre mit Julien hatte wirklich stattgefunden, und die Gefühle, die mich zu dieser Affäre bewogen hatten, waren echt gewesen.
Etwas hatte zwischen mir und Frederic nie gestimmt, sonst wäre ich nicht derart hungrig in Juliens Arme gesunken. Ich bin heute sicher, daß es auch ohne Helenes Zutun irgendwann zwischen uns beiden zu Ende gewesen wäre.«
    »Sie spürten keinen Haß mehr?«
    »Oh, den spürte ich schon«, sagte Beatrice, »den spüre ich auch heute noch. Aber nicht wegen dieser Geschichte. Ich hasse Helene, weil sie es geschafft hat, mich ein ganzes Leben lang festzuhalten und an sich zu binden. Weil sie 1940 in mein Haus gekommen ist und es besetzt hat und bis

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