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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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gut, daß sie hier sind?«
    »Nein.« Sie versuchte, die Sogkraft seiner Augen zu ignorieren. »Das heißt, ich finde es weder gut noch schlecht. Es ist mir im Grunde gleichgültig.«
    »Aha.« Er schloß die Augen wieder. »Es gab Zeiten, da waren wir ganz allein in dieser Bucht.«
    »Ja, aber das ist schon ziemlich lange her.« Sie wartete, ob er etwas darauf erwidern würde, aber er schwieg eine ganze Weile, und sie vermutete schon, er sei eingeschlafen. Aber plötzlich fragte
er mit klarer, wacher Stimme: »Liebst du deinen Mann eigentlich? «
    Nach einer Überraschungssekunde gab sie zurück: »Liebst du Suzanne?«
    »Ich glaube schon«, meinte er nachdenklich.
    Die Eifersucht war wie ein hauchfeiner Nadelstich. »Weil sie so schön ist?«
    »Sie hat noch ein paar Qualitäten mehr«, bemerkte er lässig.
    »Welche?« Sie hatte das Gefühl, bereitwillig über ein Stöckchen zu springen, das er ihr hinhielt, aber sie konnte nicht davon ablassen. »Welche Qualitäten hat Suzanne, außer daß sie wundervoll aussieht, jede Menge Charme versprüht und Kleider trägt, von denen andere Frauen nur träumen können?«
    Julien überlegte. »Das Leben mit ihr ist abwechslungsreich. Suzanne ist ständig unterwegs, und wenn sie nach Hause kommt, dann ist sie angefüllt mit Energie, mit Ereignissen, mit Erfolgen. Sie ist ein Motor, der ohne Unterlaß läuft. Um sie herum vibriert die Luft. Mit ihr gibt es keine Sekunde Ruhe.«
    »Ist das nicht sehr anstrengend?«
    »Natürlich ist es anstrengend. Zumal mein Job ja auch nicht gerade ruhig ist. Aber anders könnte ich nicht leben.«
    »So wie ich könntest du nicht leben?«
    »Nein. Diese Beschaulichkeit wäre nichts für mich. Ich habe immer noch nicht aufgeholt, was man mir einmal vorenthalten hat. Wahrscheinlich hole ich es nie auf. Ich laufe den Jahren hinterher, die mir gestohlen wurden, aber ich habe oft das Gefühl, ich werde mich nie zurücklehnen und sagen können: Ich habe sie wieder. «
    »Aber Suzanne gibt dir zumindest zeitweise die Illusion, du könntest dein Ziel erreichen. «
    Julien lächelte. »Ja. Es ist eine Illusion, natürlich. Aber viele Menschen, vielleicht sogar die meisten, hangeln sich ihr ganzes Leben lang von einer Illusion zur nächsten, und auf gewisse Weise sichern sie damit ihr Überleben. Was das Festhalten an Illusionen nach meiner Meinung legitimiert.« Er richtete sich auf, sein Blick war nun wach und klar. »Die beiden Damen sind weg«, stellte er fest, »wir sind allein.«

    Sein Tonfall, seine Stimme verursachten bei Beatrice Gänsehaut. »Wir sind beide verheiratet«, erinnerte sie.
    Julien nahm ihre Hand. Seine Augen blitzten. »Oh, richtig«, sagte er, »stimmt. Hattest du den Eindruck, ich könnte das vergessen? «
    Sie versuchte, ihre Sachlichkeit wiederzufinden, die kühle Gelassenheit, mit der sie kritischen Situationen zu begegnen pflegte, aber ihre üblichen Strategien schienen nicht funktionieren zu wollen. Weder ihr Kopf noch ihr Körper scherten sich um das, was sie wollte.
    »Vielleicht könntest du es vergessen«, sagte sie mit belegter Stimme.
    »Vielleicht könntest du es vergessen«, korrigierte Julien und küßte sie.
    Sie wollte ihn wegschieben. Aber sie war nicht in der Lage dazu. Nicht einmal, als seine Hand unter den Saum ihres Kleides glitt, sich langsam an ihren Oberschenkeln hinauftastete, als sich seine Finger sanft in ihre Haut gruben, fand sie die Kraft zu widerstehen. Es war Sommer. Es war warm. Sie hörte die Brandung des Meeres und fühlte, wie ein hauchzarter Wind über ihr Gesicht fächelte. Sie war wieder jung. Sie war das Mädchen, das über den Klippenpfad lief, um den Geliebten zu treffen, und das Herzklopfen hatte vor Sehnsucht und Erwartung - und weil es so schnell rannte, weil die Deutschen auf der Insel waren und der nächtliche Ausflug tödlich enden konnte.
    Sie lag zwischen den Felsen im feuchten Sand, und Julien war über ihr, und es schien kein Tag vergangen seit jener Zeit des unendlichen Herzklopfens.
    »Sag, daß du dich zu Tode langweilst mit deinem Mann«, sagte Julien, ehe er in sie eindrang, und sie wollte ihn so unbedingt, so unverzichtbar, daß sie ihren Stolz vergaß und jeden Rest von Loyalität.
    »Ich langweile mich zu Tode mit ihm«, flüsterte sie und wußte, sie hätte in diesem Moment alles gesagt und getan, was er forderte. In der nächsten Sekunde war er in ihr, und sie vergaß Frederic und alles, was zu ihrem Leben gehörte.

7
    »Es ist nach ein Uhr«, sagte Franca leise,

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