Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin
Affäre mit einem anderen Mann einzuschieben? Zum Zeitvertreib? Manche belegen einen Sprachkurs oder besuchen ein Sportstudio. Du nimmst dir ein paar Quickies. Und das liegt für dich ungefähr auf der gleichen Ebene.«
»So wie du das jetzt formulierst...«
»Ich denke, ich formuliere es genau so, wie es ist. Alles andere wäre beschönigend.« Er machte eine kurze Pause. Der Schmerz tobte in ihm. Es war nicht nur der Schmerz über das, was geschehen war. Die Qual lag in dem Bewußtsein, daß er die Beziehung mit Maja beenden mußte, wenn er auch nur einen Funken Selbstachtung behalten wollte. Der Punkt war endgültig erreicht. Übersprang er ihn jetzt wieder, dann würde er sich zu keinem Moment seines Lebens mehr im Spiegel ansehen können.
»Ich hatte dir gesagt, daß ich dich heiraten will«, fuhr er fort, »aber als Mrs. Shaye würdest du die Dinge genauso handhaben wie jetzt - nicht wahr?«
»Was weiß ich! Alan, wirklich, muß ich jetzt eine Erklärung abgeben für immer und alle Zeiten? Willst du jetzt wissen, was ich wann, wie, in welcher Situation tun werde? Keiner von uns kann sagen, was sein wird! Niemand weiß...«
»Hör auf mit diesen Allgemeinplätzen, Maja!« Nimm endlich Abschied von dieser Frau, Alan! »Hör auf, um den Kern herumzureden! Wir wissen beide, was los ist. Du kannst nicht treu sein. Selbst wenn du es unbedingt wolltest, könntest du es nicht. Du könntest es nicht, und wenn dein Leben davon abhinge. Du bist so veranlagt, und wahrscheinlich kann man dich nicht einmal dafür verantwortlich machen.« Er betrachtete sie. So schrecklich sie aussah an diesem Morgen, konnte er es doch nicht verhindern, daß Zärtlichkeit ihn bei ihrem Anblick erfüllte.
Ich werde lange brauchen, dachte er, und Angst stieg in ihm auf bei der Vorstellung von all den langen, einsamen, traurigen Stunden und Tagen, da er versuchen würde, sie stückweise aus seinem Herzen zu reißen. Ich werde sehr lange brauchen, bis ich über sie hinweg bin, und vielleicht gelingt es mir nie.
»Aber ich kann mit dieser Veranlagung bei dir nicht umgehen«, fuhr er fort, »ich habe es fast fünf Jahre lang versucht. Ich habe gehofft, du würdest dich ändern, oder ich würde einen Weg finden, die Art, die du nun einmal hast, zu ertragen. Beides hat nicht funktioniert, und es war vermutlich dumm von mir zu glauben, es könnte irgendwie gehen. Ich hätte mir viel Zeit und Kraft erspart, wenn ich die Vergeblichkeit meiner Hoffnung früher erkannt hätte.«
Er gewahrte einen Ausdruck der Unruhe in ihren Augen. Offensichtlich merkte sie, daß etwas anders war als sonst. Er hatte schon manchmal zu ihr gesprochen wie jetzt, sie hatte zugehört, und er hatte ihr angesehen, daß sie ihn keine Sekunde lang ernst nahm.
Jetzt aber ist sie nervös, dachte er, doch diese Erkenntnis gab ihm kein Gefühl des Triumphs.
»Alan, wir sollten...«, begann sie, aber zum wiederholten Mal an diesem Vormittag schnitt er ihr das Wort ab.
»Wir sollten nichts mehr, Maja. Wir sollten uns nur noch trennen. Das ist das einzig Richtige und Vernünftige.«
Sie lehnte sich über den Tisch, wollte seine Hand ergreifen, aber er zog sie zurück und ließ keine Berührung zu.
Ihre Augen wurden schmal. »Du meinst es ernst?«
Er erwiderte ihren Blick, wußte, daß sehr viel Schmerz in seinen Zügen zu lesen war, aber auch viel Entschlossenheit. »Ich meine es ernst, ja. Und ich möchte nichts mehr hinauszögern. Nach dem Frühstück packst du deine Sachen und verläßt meine Wohnung.«
»Wo soll ich denn hin?«
»Zu Frank.«
»Zu Frank? Frank wohnt in einem winzigen möblierten Zimmer! Da ist überhaupt kein Platz für mich!«
»Es war doch offensichtlich genug Platz vorhanden, um dich dort mit ihm zu treffen und mit ihm ins Bett zu gehen. Ich denke, du wirst klarkommen. Du lebst einfach mal für einige Zeit in einem ›winzigen, möblierten Zimmer‹. Es geht. Du wirst es sehen. «
Ihre Hand krallte sich um die Papierserviette, die neben ihrem Teller lag, zerknüllte und zerdrückte sie.
»O Gott, Alan«, sagte sie leise, »du ahnst ja nicht, wie gern ich gehe! Wie satt ich es habe, mit dir zusammenzusein! Du bist langweilig und spießig und siehst noch dazu alt und versoffen aus! «Sie erhob sich langsam von ihrem Stuhl, während sie ihre Giftpfeile abschoß. »Ja, Alan, das mußt du dir leider sagen lassen, du siehst nicht einmal mehr gut aus. Du warst einmal ziemlich attraktiv, aber deine Schönheit hast du dir inzwischen weggesoffen. Wie
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