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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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sagte Beatrice. Sie biß sich auf die Lippen. Franca hatte sie am frühen Nachmittag gebeten, Kevin in ihrem Namen abzusagen, aber über das Telefonat mit Alan hatte sie es völlig vergessen.
    Wir benehmen uns alle miteinander unmöglich, dachte sie, Kevin hat für drei Gäste gekocht, und nun kommt gerade mal einer.
    »Francas Mann ist überraschend aufgetaucht«, erklärte Helene, »und die beiden haben offensichtlich ein paar äußerst problematische
Dinge miteinander zu klären. Sie muß den Abend mit ihm verbringen.«
    Kevin war beängstigend fahl im Gesicht. »Also sind wir beide allein«, sagte er zu Helene. »Himmel, ich dachte... ich habe eine Menge gekocht, und... «
    »Es tut mir wirklich leid«, wiederholte Beatrice, »es ist ein ungünstiger Tag heute, in jeder Beziehung. Für jeden von uns.«
    »Für mich nicht«, lächelte Helene. Sie war in himmelblaue Seide gehüllt, ihr Kleid hatte einen bauschigen Tüllrock, der an die Petticoats der fünfziger Jahre erinnerte. Sie sah nach Beatrices Ansicht ein wenig grotesk aus, aber sie selbst schien mit sich äußerst zufrieden.
    »Ich freue mich auf den Abend mit dir, Kevin«, fuhr sie fort, »wir werden uns wunderbar unterhalten, nicht wahr? Es ist immer so gemütlich und harmonisch bei dir. Und das Essen duftet wieder einmal ganz herrlich.«
    Kevin hatte Beatrice zum Auto zurückbegleitet und noch einmal gefragt, ob sie nicht doch bleiben wolle, aber sie hatte brüsk abgelehnt, was ihr gleich darauf leid tat, denn schließlich hatte sie sich unhöflich verhalten, nicht er. Es verwunderte sie, daß er soviel Wert auf ihre Anwesenheit legte, denn für gewöhnlich forcierte er Treffen mit Helene allein, weil er sie nur dann ungestört anpumpen konnte.
    Nicht mein Problem, hatte sie schließlich entschieden, über Kevin kann ich jetzt nicht nachdenken. Ich habe genug andere Sorgen.
    Nun drückte sie die halb aufgerauchte Zigarette im Autoaschenbecher aus, öffnete die Tür und stieg aus. Sie brauchte frische Luft, sie mußte ein paar Schritte laufen. Der Wind war kühl um diese Zeit, sie kuschelte sich tiefer in ihre Jacke. Sie lief ein Stück den Pfad entlang, wandte sich dann nach links und ging über die Wiese, die zu den großen, vorgelagerten Felsen führte. Hier gab es keinen Weg, der Boden war steinig und uneben, aber vor ihr waren nur das Meer und um sie herum nur die Klippen, die Wiesen und die Einsamkeit. Das überwältigende Gefühl von Freiheit, das sie jedesmal an diesem Ort fand, streifte sie auch in diesem Moment, aber ihre Sorgen wogen zu schwer, als daß sie sich ihm hätte hingeben, als daß sie es hätte wirklich zulassen können.

    Den halben Tag lang hatte sie mit sich gekämpft, ob sie Alan anrufen sollte, und es war ihr die ganze Zeit über so vorgekommen, als warne sie eine innere Stimme davor. Dann hatte sie mit Franca gesprochen, und Franca hatte überhaupt nichts gefunden bei dem Gedanken, sie könne mit Alan telefonieren. Und schließlich hatte sie gedacht: Wo ist denn eigentlich das Problem? Ich will meinen Sohn sprechen, will ihn fragen, wie es ihm geht. Das ist die normalste Sache der Welt.
    Um vier Uhr hatte sie in seinem Büro angerufen und erfahren, daß er für diesen Tag alle Termine abgesagt hatte und daheim geblieben war. Tief beunruhigt hatte sie daraufhin seine Privatnummer gewählt, und eine Ewigkeit lang war niemand an den Apparat gegangen. Als sie schon wieder hatte auflegen wollen, hatte Alan sich gemeldet, in letzter Sekunde. Im allerersten Moment hatte sie nicht begriffen, daß er es war, dann hatte sie begriffen und war erstarrt.
    Noch jetzt, auf diesen rauhen Wiesen, die getaucht lagen in das rotgoldene Licht des wunderbaren Frühsommerabends, spürte sie die eisige Kälte, den Schmerz dieses Moments. Sie erinnerte sich an jedes Wort, an jedes Schweigen, an jeden Atemzug während des Gesprächs.
    »Wer is’ da?« hatte es aus dem Hörer gelallt, und sie hatte zurückgefragt: »Hallo?«
    »Wer is’ da?« wiederholte die Stimme am anderen Ende, und in dieser Sekunde hatte sich alles in ihr zusammengekrampft.
    »Alan?«
    »Ja. Wer is’ da?«
    »Ich bin es. Beatrice. Mummie. Alan, bist du krank? Du klingst so eigenartig.«
    Sie wußte, daß er nicht krank war, aber sie krallte sich an einem winzigen Funken irrationaler Hoffnung fest.
    Es dauerte eine Weile, bis er antwortete. Es schien ihm schwerzufallen, seine Gedanken zu sammeln und sich zu konzentrieren. »Mummie?«
    »Ja. Alan, wie geht es dir? Ist alles in

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