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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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konnte ich nur so blöd sein und überhaupt mehr als einen Tag mit dir verbringen! Und mehr als eine Nacht!« Ihre Stimme wurde noch leiser und böser. »Du bist eine solche Null im Bett, Alan, eine solche Null! Jede Sekunde war verschwendet. Aber eines sage ich dir«, sie lehnte sich vor, ihre Augen funkelten, »du wirst nach mir schreien! Du wirst betteln, daß ich zurückkomme. Denn du wirst niemanden mehr finden. Niemanden! Du wirst so allein und so einsam sein, daß du noch mehr säufst, um damit fertig zu werden. Dir wird es so dreckig gehen, daß du zähneklappernd hinter mir herläufst. Du tust mir von ganzem Herzen leid, Alan!«
    Sie warf die zerknüllte Serviette auf den Tisch und verließ das Zimmer.

10
    Obwohl der Abend friedlich war und der Wind sanft wehte, brandeten die Wellen mit beeindruckender Gewalt gegen die Steilküste, schlugen an den Felsen hoch, warfen weiße, schaumige Gischt über das Gestein, zogen sich rauschend zurück und warfen sich im nächsten Moment erneut mit wütender Kraft gegen den Widerstand, der sich ihnen entgegenstellte. Dort unten hätte man im Getöse der Brandung sein eigenes Wort nicht mehr verstanden. Aber bis nach oben klang sie nur noch als sanftes Brausen, nicht lauter, als hätte ein leichter Wind die Blätter der Bäume gefächelt.
    Die Sonne hing als vollkommene, feuerrote Kugel am Horizont tief über der Wasseroberfläche, malte eine kupfergoldene, breite Straße über die Wellen und tauchte die Felsen und das karge, bräunliche Gras auf den Hochflächen in ein überirdisch schönes Licht. Selbst die Wolken, die über den Himmel segelten, wurden angestrahlt. Das Bild hätte kitschig anmuten können, wäre die Landschaft nicht so rauh, so brüsk und so wenig lieblich gewesen.
    Es war der Ort, den Beatrice auf der ganzen Insel am meisten liebte. Hier, am Pleinmont Point, im Südwesten Guernseys, konnte sie stundenlang sitzen und über das Wasser schauen oder laufen und sich den Wind durch die Haare wehen lassen. Sie liebte die Wildheit der Küste und die Kraft des Meeres. Sie liebte die Einsamkeit, die dieser Platz verströmte. Irgendwie kam ihr Pleinmont wie ein Ebenbild ihrer selbst vor: herb, kühl, zäh. Pleinmont kam nie zur Ruhe, behauptete sich jedoch standhaft. Hier wuchsen weder Blumen noch Palmen, und wenn nicht gerade die Sonne unterging, gab es keine Farben außer dem Graubraun der Felsen und dem Graugrün des Grases. Häßlich und kalt ragten die steinernen Türme der ehemaligen deutschen Befestigungsanlage in den Himmel. Hier mischten sich Trotz und Entschlossenheit mit Melancholie und einer Schönheit, die nur wenige zu empfinden vermochten.
    Auf jeden Fall, dachte Beatrice, fühle ich mich hierher gehörend, ob ich nun passe oder nicht.
    Sie saß im Auto, hatte den Wagen auf dem staubigen, unbefestigten
Parkplatz zehn Minuten vom Pleinmont Tower entfernt abgestellt. Sie rauchte eine Zigarette, starrte auf das Meer. Aus dem Radio dudelte ganz leise Musik.
    Sie saß hier seit fast einer Stunde, und in der ganzen Zeit waren nur zwei Spaziergänger vorbeigekommen. Trotz des herrlichen Sonnenuntergangs schien es die zahlreichen Touristen auf der Insel kaum an diesen Ort zu locken. Beatrice vermutete, daß die meisten beim Essen saßen - es war kurz nach halb neun - oder eher die Sandbuchten im Süden oder Osten der Insel aufsuchten, Lagerfeuer machten oder entlang den Klippenpfaden träumten. Um so besser. Sie war froh, ungestört zu bleiben.
    Sie hatte Helene bei Kevin abgesetzt und sich selbst entschuldigt. »Es tut mir leid, Kevin. Ich weiß, es ist unhöflich, so kurzfristig abzusagen, aber ich kann nichts essen. Es ist unmöglich. Ich...« Sie hatte ihn bittend angesehen, auf sein Verständnis hoffend. »Sei mir nicht böse. Ich muß allein sein.«
    »Sie hat mit Alan telefoniert«, hatte Helene eingeworfen und dabei vielsagend die Augenbrauen hochgezogen, »und das war wieder einmal... unerfreulich.«
    »Tut mir leid«, sagte Kevin. Er sah erschreckend blaß aus. Beatrice entging nicht, daß seine Hände leicht zitterten. »War er wieder...? «
    Sie nickte. Für den Augenblick brachte sie keinen Ton hervor.
    »O Gott«, sagte Kevin, »das tut mir leid.« Er fuhr sich mit allen zehn Fingern durch die Haare. Sie standen ohnehin schon strubbelig vom Kopf ab, ein ungewohnter Anblick, wenn man sein sonstiges gepflegtes Äußeres kannte.
    »Wo ist Franca?« fragte er. »Kommt sie allein nach?«
    »Kevin, es tut mir leid, aber Franca kommt auch nicht«,

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