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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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allen Mitteln. Sie war eine absolut egozentrische Persönlichkeit.«
    »Und nur Kevin wußte Bescheid...«
    »Ja, und der hütete sich natürlich, etwas zu sagen. Er wollte der einzige bleiben, der die Kuh molk. Am Tag der Beerdigung schlich er in das Haus Ihrer Mutter. Er wollte Helenes Zimmer durchsuchen in der Hoffnung, dort etwas von dem Geld zu finden. Aber er stieß auf Beatrice, und schließlich vertraute er ihr alles
an. Er scheint in einer dramatischen finanziellen Notlage zu stecken.«
    Alan kniff die Augen zusammen. Er sah wacher aus als zuvor, nicht mehr so versunken in seiner Verzweiflung. Etwas Aufmerksames und Gespanntes war in seinem Gesicht.
    »Kevin wußte also als einziger Bescheid«, sagte er langsam. »Kevin wußte Bescheid, und Helene wurde ermordet. An dem Abend, an dem sie bei Kevin zu Gast war. Am Tag ihrer Beerdigung versuchte Kevin, das Geld zu finden... «
    Unausgesprochen und dennoch klar umrissen und überdeutlich schwebte der Verdacht zwischen ihnen. Franca gab einen erschrockenen Seufzter von sich.
    »O nein«, sagte sie, »nicht Kevin! Das kann ich mir nicht vorstellen. « Aber sie sah Alan an, daß er es sich durchaus vorstellen konnte. Und auch sie selbst hatte längst begriffen, daß es letztlich nichts gab, was nicht vorstellbar war.
    »Kommen Sie, wir fahren nach Hause«, sagte sie.

5
    Am nächsten Morgen war von dem strahlend schönen Wetter nichts übriggeblieben, so als habe irgendwann in der Nacht jemand einen Schalter umgelegt und auf Regen eingestellt. Die Luft war mild und der Himmel klar gewesen, als Franca und Alan ins Haus zurückgekehrt und die Auffahrt hinaufgegangen waren. In keinem der Fenster brannte Licht.
    »Ich hoffe so sehr, daß Beatrice schlafen kann«, hatte Franca gesagt, »sie sah so schlecht aus vorhin. Sie braucht dringend Ruhe.«
    Auf Zehenspitzen waren sie die Treppe hinaufgeschlichen. Vor Francas Zimmertür waren sie stehengeblieben, und Alan hatte Francas Hand gedrückt. »Danke«, sagte er.
    »Wofür?« fragte Franca.
    »Dafür, daß Sie mich gesucht und heimgebracht haben.«
    Sie wurde plötzlich verlegen. »Ich bitte Sie... das war selbstverständlich... ich bin froh, daß es Ihnen gutgeht. «

    »Nein«, sagte Alan, »selbstverständlich war es nicht. Aber es war einfach nett.«
    »Sie haben mir ja auch schon einmal geholfen«, erinnerte sie ihn. »Damals wäre es einfacher für Sie gewesen, diese halb durchgedrehte, fremde Frau zu ignorieren. Sie hatten nichts mit mir zu tun.«
    »Sie hielten sich an meinem Auto fest. Ich konnte Sie nicht ignorieren.«
    »Trotzdem hätten Sie sich weniger Mühe geben müssen«, beharrte Franca und dachte gleichzeitig, daß das wieder einmal die für sie typische tolpatschige Art war, mit einem Mann zu sprechen. Sie fand ihn attraktiv, sie mochte ihn, und es war eine warme, stille Nacht.
    Jede andere, dachte sie, hätte jetzt ein wenig geflirtet. Oder hätte etwas gesagt, was sie in einem guten Licht zeigt, etwas Geistreiches, Spritziges... und ich stehe da wie ein Stück Holz und tausche höfliche Floskeln mit ihm aus... O Gott, er muß mich für entsetzlich langweilig halten.
    »Dann haben wir uns eben beide außerordentlich viel Mühe miteinander gegeben«, sagte Alan, und Franca meinte, einen ganz leisen gereizten, zumindest genervten Unterton in seiner Stimme wahrzunehmen.
    Sie tat etwas Verrücktes. Etwas, das sie noch nie getan hatte, wovon sie nie geglaubt hätte, den Mut zu haben: Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, hauchte ihm einen Kuß auf die Wange und sagte hastig: »Entschuldigen Sie. Ich rede manchmal schrecklich viel Unsinn! «
    Und dann verschwand sie in ihrem Zimmer, schloß nachdrücklich die Tür und dachte, daß sie zumindest einmal getan hatte, wonach ihr zumute war. Selbst wenn Alan ihr Verhalten als unmöglich und zudringlich empfand, so hatte sie doch das Gefühl, für sich dazu stehen zu können, denn es hatte ihren Empfindungen des Augenblicks entsprochen.
    Sie sah ihn am nächsten Morgen beim Frühstück wieder. Er saß schon im Eßzimmer vor Früchtemüsli, Toastbrot und Kaffee, als sie hinunterkam. Als sie eintrat, legte er die Zeitung weg, in der er gelesen hatte, stand auf und gab ihr einen Kuß. »Guten Morgen«,
sagte er, »haben Sie gut geschlafen? In den wenigen Stunden, die von der Nacht noch blieben, meine ich.«
    »Wie ein Stein«, sagte sie, »ich bin ins Bett gefallen und war weg.« Sie sah zum Fenster hin. »Wie schade, daß das Wetter umgeschlagen ist. Gestern war

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