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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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schon tat.
    »Also«, wiederholte sie die Frage, die sie bereits einmal gestellt hatte, die Michael aber bislang nicht beantwortet hatte, »was wirst du heute tun?«
    Er knüllte seine Serviette zusammen und stand auf. »Ich glaube, ich bin irgendwie nicht mehr in Ferienstimmung«, sagte er, und sein Tonfall drückte aus, daß er sie dafür verantwortlich machte. »Ich fahre ins Labor. Da ist heute niemand, und ich kann mich in Ruhe mit der Buchführung beschäftigen.«
    Er küßte sie so flüchtig, daß es kränkend war. Er roch nach einem guten Eau de Toilette, und Franca dachte, daß es wohl wirklich schon längst eine andere Frau in seinem Leben gab. Die Vorstellung tat ihr weh, aber sie war schon von zu großer Resignation erfüllt, um darüber Wut zu empfinden.
     
    Guernsey hat im Januar nicht viel von seiner sonstigen Lieblichkeit, dachte Alan. Er hatte zwei Stunden lang in einem gut geheizten, behaglichen Cafe in St. Peter Port gesessen, Scones gegessen und Tee mit viel Milch getrunken, und als er nun hinaus auf die Straße am Hafen trat, traf ihn der schneidend kalte Wind mit brutaler Härte. In der Luft vibrierten feine Regentropfen; als feuchter, unangenehmer Schleier legten sie sich sogleich über Haut und Haare. Als er vorhin vom Auto zum Cafe gegangen war, hatte er das Wetter nicht als so klamm und ungemütlich empfunden. Der Wind schien auf Nordost gedreht zu haben. In den Nachrichten hatten sie jede Menge Regen für die nächsten Tage prophezeit.
    Alan wusste eigentlich nicht, weshalb er schon jetzt das warme Café verlassen hatte. Sein Flug nach London ging erst in zwei Stunden, und warum sollte er sich in sein kaltes Auto setzen und Zeitung lesen? Nun, du weißt es schon, sagte eine innere Stimme. Wenn du noch länger in diesem Café gesessen hättest, hättest du
in nicht allzu langer Zeit den ersten Cognac bestellt, und bei dem wäre es nicht geblieben. Es bleibt nie bei einem, nicht wahr? Und du bist gerade so stolz, daß es schon elf Uhr am Vormittag ist, und du noch immer nichts getrunken hast.
    Es gab Tage, an denen er sich zu beweisen versuchte, daß er seinen Alkoholkonsum völlig im Griff hatte. Daß er zwar gern trank, daß er aber nichts brauchte, um sich wirklich wohl zu fühlen. Er zögerte dann das erste Glas Whisky oder Wein bis zum Abend hinaus — zumindest nahm er sich das vor, und manchmal gelang es ihm. Manchmal auch nicht, aber dann gab es immer eine Erklärung. Ein Mittagessen mit einem Mandanten, bei dem es ungastlich gewesen wäre, nicht mitzutrinken. Eine Kreislaufschwäche, der er nur mit Hilfe eines Cognacs begegnen konnte. Ein plötzlicher beruflicher Ärger, auf den hin er einen Whisky brauchte. Bei den meisten Menschen, die er kannte, kamen im Lauf eines Tages einige Gläser zusammen; er hatte nicht den Eindruck, daß er aus dem Rahmen fiel.
    Heute gibt es leider keinen Grund, dachte er und zog schaudernd seinen Mantel enger um den Körper, nur die Kälte vielleicht. Ein schöner, heißer Grog ...
    Der Gedanke war so verführerisch, daß er rasch einen weiteren Schritt von dem Café weg tat. Vielleicht, so überlegte er, machte er einen Fehler, indem er so viel und so häufig über Alkohol nachdachte. Nur dadurch schließlich bekam das Thema soviel Gewicht. Aber das lag natürlich auch an Beatrice. Wie hatte sie ihm über die Weihnachtstage wieder zugesetzt, seine Gläser gezählt, beargwöhnt, er könne irgendwo geheime Vorratslager angelegt haben. Unglücklicherweise war sie in der Nacht vor Silvester um zwei Uhr morgens ins Wohnzimmer gekommen und hatte ihn im Sessel sitzend vorgefunden, ein Glas mit Whisky in der Hand, umwogt vom Qualm dreier Zigaretten, die er geraucht hatte. Er hatte einen Bademantel getragen, aber weder Schuhe noch Strümpfe an den Füßen; er erinnerte sich, unangenehm gefroren, aber nicht die Energie aufgebracht zu haben, hinauf in sein Bett zu gehen.
    »Was tust du denn hier?« hatte Beatrice gefragt und dabei die Augenbrauen auf eine Art hochgezogen, die ihm tadelnd und dabei sehr kühl vorkam.

    Aggressiv hatte er zurückgegeben: »Und was tust du hier?«
    Ziemlich ungeniert — dafür daß sie ihn deswegen immer anging — hatte sie sich ein Glas aus dem Schrank genommen und sich ebenfalls einen Whisky eingeschenkt, einen doppelten mindestens, wie er feststellte.
    »Ich wurde wach und konnte nicht mehr einschlafen«, erklärte sie und setzte sich auf das Sofa, »da dachte ich, ich hole mir etwas zu trinken, vielleicht geht es

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