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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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die ganze Insel ausschwärmen mit dem Befehl, »jeden Stein umzudrehen und nachzusehen, ob der Kerl darunter kauert!«.
    Die Geheime Feldpolizei, die sich vielfach aus den Reihen der Gestapo rekrutierte, nahm in allen Städten und Dörfern Hausdurchsuchungen vor. Inselbewohner wurden mitten in der Nacht aus ihren Betten geklingelt und mußten zusehen, wie Polizisten das Unterste zuoberst kehrten, eine gewaltige Unordnung anrichteten und mit scharfen Stimmen barsche Fragen stellten. Hatten sich die Besatzer bislang um ein gewisses Einvernehmen mit der Inselbevölkerung bemüht und sich nicht durch übermäßige Schikanen hervorgetan, so zeigten sie sich nun von der Seite, die sie in anderen besetzten Ländern längst Tag für Tag herauskehrten: Sie demonstrierten, wie gefährlich, rücksichtslos und brutal sie sein konnten. Sie waren als Gegner aufgetreten, mit denen man sich arrangieren mußte - und konnte. Sie konnten auch Feinde sein.
    Julien schien wie vom Erdboden verschluckt.
    »Er muß Helfer haben!« brüllte Erich. »Wie zum Teufel soll er sonst überleben? Natürlich kann er sich in irgendeiner verdammten Felsspalte am Meer verstecken, und wir finden ihn nie, aber wie will er sich ernähren? Er kann das nicht schaffen!«
    »Vielleicht hat er die Insel verlassen«, warf Helene schüchtern ein. »Nach Alderney hinüber ist es nicht so weit, und... «

    »Unsinn. Auf Alderney hat er es noch schwerer. Da lebt kaum noch brititsche Bevölkerung, da sind überall unsere Leute. Vielleicht ist er nach Jersey...« Erich versank in düsteres Grübeln, schlug dann plötzlich krachend die Faust auf den Tisch, so daß alle zusammenzuckten. »Der Kerl müßte mehr Glück als Verstand haben, wenn ihm das gelungen ist! So einfach verläßt niemand im Boot die Insel und landet auf einer anderen. Es wimmelt von Wachtposten. Die Nächte sind hell und klar, man könnte ihn weithin sehen. Es ist ein Wahnsinn, was er da riskieren würde!«
    Noch am Tag von Juliens Flucht wurde Pierre von Soldaten weggebracht. Er war bleich wie der Tod, als sie ihn abführten. Beatrice war halb krank vor Sorge um ihn und fragte Erich am Abend, was mit ihm geschehen war.
    »Sie verhören ihn«, war die Antwort, »möglich, daß er von Juliens Vorhaben wußte und den Ort kennt, an dem er sich aufhält.«
    »Ich glaube nicht, daß er etwas weiß«, mischte sich Helene ein, »denn Julien hatte bestimmt nichts geplant. Er hat ganz spontan den Augenblick genutzt, als hier das Durcheinander wegen Beatrice herrschte. Und das konnte er ja nicht voraussehen.«
    Erich warf Beatrice einen finsteren Blick zu. »Man könnte direkt mißtrauisch werden, Beatrice, wenn man nicht wüßte, daß du zu klug bist, etwas wirklich Dummes zu tun. Fast könnte man das alles für ein abgekartetes Spiel halten. Aber das würdest du nicht wagen, oder?«
    »Ich habe es jedenfalls nicht getan«, sagte Beatrice unwillig.
    Pierre wurde nach einer knappen Woche zurückgebracht und nahm seine Arbeit wieder auf. Sie hatten ihm die Nase gebrochen, ein Auge blau geschlagen und irgend etwas mit seinem rechten Bein angestellt, denn er humpelte und zog den Fuß nach. Er bekam jetzt wieder Nahrung und Wasser, aber Erich hatte die Zuteilung so strikt rationiert, daß man absehen konnte, Pierre würde die harte körperliche Arbeit nicht allzulange durchhalten. Er mußte den Steingarten nun allein bauen und sich auch sonst um Haus und Garten kümmern. Erich schien entschlossen, ihm niemanden an die Seite zu stellen; Pierre sollte für Juliens Flucht büßen.
    »Was haben sie mit dir gemacht?« flüsterte ihm Beatrice zu, als sie ihm an der Küchentür einen Becher Wasser gab.

    Pierre trank das Wasser in gierigen Zügen. »Sie haben gefoltert«, raunte er in seinem schwerfälligen Englisch zurück, »aber ich nichts sagen. Nichts wissen. Keine Idee, wo Julien kann sein!«
    Beatrice fragte Erich, was mit Julien geschehen würde, sollte er aufgegriffen werden. Erichs Antwort ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: »Er wird erschossen.«
    Erich konnte die Suche nicht ununterbrochen mit dem ungeheuren Aufwand fortsetzen, mit dem er sie begonnen hatte; dauerhaft hätte er dafür nicht genügend Leute zur Verfügung gehabt. Aber er ließ Fahndungsplakate drucken und überall auf der Insel verteilen.
    »Irgendwann wird ihn jemand sehen«, sagte er grimmig, »und vielleicht wird das jemand sein, der an einer guten Zusammenarbeit mit uns Deutschen interessiert ist.«
    Es gab auf den Inseln

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