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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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»du bist fast zehn Zentimeter größer als im letzten Jahr. «
    Sie schlich die Auffahrt entlang, hungrig und durstig, und plötzlich sah sie Julien und Pierre, die unter der Aufsicht ihres Bewachers die ersten Felssteine, die sie auf einer Trage vom Meer herangeschleppt hatten, aufeinanderstapelten. Beiden lief der Schweiß in Strömen über die Gesichter, und die Kleider klebten klatschnaß an ihren Körpern. Vor allem Julien machte den Eindruck, als werde er jeden Moment umfallen, als halte er sich mit knapper Not und letzter Kraft auf den Füßen. Der wachhabende Soldat hatte sich in den Schatten einer Buche gekauert, er rauchte eine Zigarette und nahm gelangweilt hin und wieder einen Schluck Wasser aus einer Feldflasche. In der rechten Hand hielt er seine Pistole.
    Beatrice eilte, so rasch sie konnte, zum Haus. Helene stand in der Küche und schnitt Tomaten in eine Salatschüssel.
    »Wie schön, daß du schon kommst!« rief sie. »Der Salat ist gleich fertig. Du muß unbedingt etwas essen, du siehst ziemlich blaß aus!«
    Beatrice stellte ihre Tasche in die Ecke. »Julien und Pierre brauchen auch etwas zu essen. Und zu trinken. Sie sind beide am Ende ihrer Kräfte.«
    Helene sah sie unglücklich an. »Ich darf nicht. Du hast gehört, was Erich gesagt hat.«
    »Aber sie arbeiten so schwer! Und es ist entsetzlich heiß draußen. Helene, wir müssen ihnen etwas geben!«
    »Das können wir nicht riskieren. Der Soldat würde es Erich sagen. Es hat keinen Sinn, Beatrice. Die beiden tun mir furchtbar leid, aber es läßt sich nicht ändern.«
    Sie aßen schweigend ihren Salat. Eine halbe Stunde später sahen sie die Franzosen in den rückwärtigen Garten kommen, gefolgt von ihrem Bewacher. Offenbar war ihnen eine kurze Ruhepause zugestanden worden, denn sie ließen sich beide schwer atmend ins Gras fallen und wischten sich den Schweiß aus den Gesichtern. Der Soldat zündete sich die nächste Zigarette an. Er ging ein paar Schritte auf und ab, dann warf er den völlig erschöpften Männern einen prüfenden Blick zu, schien sicher zu sein, daß sie kaum
in der Lage waren, sich zu rühren. Hastig verschwand er im Gebüsch.
    Kaum war er weg, da erhob sich Julien. Er kam schwankend auf die Füße, taumelte. Sein nasses Gesicht war von einer gespenstischen Blässe. Er torkelte auf die geöffnete Küchentür zu.
    »Bitte«, seine Stimme klang krächzend. »Wasser. Nur einen Schluck! «
    Beatrice wollte sofort ein Glas unter den Wasserhahn halten, aber Helene griff nach ihrem Arm. »Nein! Wir bekommen schrecklichen Ärger!«
    Beatrice schüttelte ihre Hand ab. »Das ist doch egal! Er bricht jeden Moment zusammen!«
    Juliens Lippen waren aufgesprungen, sein Atem ging schwer. Die dunklen Augen glänzten fiebrig.
    »Bitte«, wiederholte er, »nur einen Schluck. Für Pierre und mich! «
    Auch Pierre hatte sich nun aufgerafft und kam zögernd näher.
    »Bitte etwas Wasser«, sekundierte er seinem Kameraden.
    Noch ehe Beatrice das Glas füllen konte, tauchte der Soldat wieder aus den Büschen auf. Er entsicherte sofort seine Waffe.
    »Was geht hier vor?« brüllte er.
    Beatrice erschien mit dem Wasserglas in der Tür. »Die beiden brauchen etwas Wasser. Sie verdursten fast.«
    »So schnell verdurstet man nicht«, sagte der Soldat. »Schütte mal das Wasser wieder weg, junge Dame! Eindeutiger Befehl vom Herrn Major!«
    »Aber das können Sie nicht machen«, rief Beatrice beschwörend, »die beiden arbeiten so hart! Und es ist so heiß!«
    Der Soldat war nicht zu erschüttern. »Das mußt du mit dem Herrn Major diskutieren. Ich habe Befehle auszuführen, und ich werde den Teufel tun, mir Probleme aufzuladen!«
    Beatrice sah Helene an. »Helene...«
    Helene hob hilflos beide Hände. »Ich kann nichts tun. Es tut mir leid, aber ich habe da nichts zu sagen.«
    »Ich führe nur meine Befehle aus«, beharrte der Soldat und richtete seine Waffe auf die erschöpften Männer. »Los, bewegt euch. Wir machen weiter. «

    Beatrice fühlte, wie ihr wieder einmal schwindelig wurde.
    Was ist das nur, dachte sie, warum ist mir dauernd so schlecht?
    »Ihr seid Unmenschen!« rief sie. »Wie könnt ihr so etwas tun? Wie könnt ihr es aushalten, so etwas zu tun?«
    »Beschwere dich beim Herrn Major«, entgegnete der Soldat, aber seine Stimme klang plötzlich eigenartig weit weg, als werde sie durch eine Wattewand gedämpft, die zwischen ihm und Beatrice stand. Beatrice fing einen Blick aus Juliens Augen auf, einen Blick voller Traurigkeit und Haß und

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