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Die rote Antilope

Die rote Antilope

Titel: Die rote Antilope Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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bestimmt nach ihm suchen würden.
    Von den beiden Mägden und dem Knecht drohte ihm keine Gefahr. Aber Edvin und Alma versuchten, in ihn hineinzusehen, seine Gedanken zu lesen. Er würde sich einen Panzer zulegen müssen, der ihren Blicken standhielt.

    Das Wichtigste war, daß er sich freundlich gab und sich fügte. Auch wenn er die Schuhe haßte, die er zu tragen gezwungen war, würde er versuchen, seinen Abscheu nicht zu zeigen. Nur wenn er allein war, würde er sie abstreifen und barfuß über die Erde laufen, die fortwährend kälter wurde. Er würde tun, was man ihm sagte. Wenn Alma oder Edvin ihn um Hilfe baten, würde er mehr tun, als sie von ihm erwarteten.

    An diesem Morgen aber war es schiefgegangen. Er war aufgewacht und hatte all das Weiße gesehen und sich nicht beherrschen können. Jetzt mußte er vorsichtig sein, damit Edvin und Alma sein Geheimnis nicht errieten.

    Alma hatte aufgehört, seine Füße zu kneten. Sie hatte schlechte Zähne, trotzdem mochte er es gern, wenn sie lächelte.
    - Ist dir jetzt warm? Daniel nickte.
    - Dann darfst du dich anziehen und zum Spielen nach draußen gehen.
    Daniel ging hinaus. Das Weiße auf dem Boden war von Füßen zertrampelt. Er stand ganz still auf dem Hof und sah dem Rauch zu, der jedesmal, wenn er atmete, aus seinem Mund kam. Sobald die Mägde mit dem Melken fertig wären, würde er in den Stall gehen. Dort war es warm. Am liebsten würde er da draußen bei den Tieren schlafen, in ihr Stroh gebettet.

    Eins von den Ferkeln war durch die Umzäunung geschlüpft und schnüffelte in all dem Weißen herum. Daniel konnte Schweine nicht leiden. Weshalb, wußte er nicht. Ihren Geruch mochte er, aber er fürchtete sich vor ihren Augen. Sie sahen ihn an, als wollten sie ihm einen Schaden zufügen. Er dachte, sie wären bestimmt einmal Menschen gewesen, die gestorben und jetzt zurückgekommen waren, um noch einmal zu leben. Aber es mußten böse Menschen gewesen sein, sonst wären sie Pferde oder Kühe geworden.
    Er beobachtete das Schwein, das sich ihm schnuppernd immer mehr näherte. Er trat einen Schritt zur Seite. Aber das Schwein folgte ihm. Plötzlich begann es sich zu verwandeln. Jetzt hatte es ein menschliches Gesicht, ein Gesicht, das Daniel schon einmal gesehen hatte. Er lief fort, aber das Schwein folgte ihm auf den Fersen. Er rief. Es war Kiko, der ihm beigebracht hatte, daß man Raubtiere mit starken Lauten verscheuchen konnte. Außerdem wußte er, daß man einem Raubtier niemals direkt in die Augen sehen durfte. Sonst könnte es angreifen. Kiko hatte ihn gelehrt, daß man Tiere unterschiedlich behandeln mußte. Wenn eine Schlange den Kopf hob, um Gift zu speien, sollte man bewegungslos stehen bleiben und den Atem anhalten.
    Aber Kiko hatte nie ein Schwein gesehen. Daniels Rufen half nichts. Das Schwein verfolgte ihn hartnäckig. Verzweifelt forschte Daniel in seinem Gedächtnis, woher er dieses Gesicht kannte.
    Dann fiel es ihm ein.
    Es war der Mann, der Kiko getötet hatte. Das Schwein war derselbe Mann, der erst auf Kiko geschossen hatte und dann mit Tritten auf seinen toten Körper losgegangen war. Daniel sah sich nach einer Waffe um. Aber auf dem Hof gab es nichts dergleichen. Nur ihn und das Schwein, das immer näher kam. Da riß er sich einen Holzschuh vom Fuß und schlug ihn dem Schwein mit aller Kraft auf den Kopf. Es schrie auf. Er schlug noch einmal. Jetzt knickten die Beine des Schweins langsam ein. Der Hof war glatt. Es versuchte zu entkommen. Aber Daniel schlug immer weiter. Irgendwo hinter sich hörte er Alma schreien. Dann kamen der Knecht und Edvin gerannt. Die Mägde standen in der Tür zum Stall. Und Daniel schlug. Nicht einmal als Edvin ihn wegriß, hörte er auf. Aber da war das Schwein bereits tot. Sein Blut war auf den weißen Boden geflossen. Im Augenblick des Todes hatte das Schwein seine Augen geschlossen. Daniel wußte, daß er den Mann besiegt hatte, der Kiko getötet hatte. Er hatte Rache genommen. Kiko würde stolz auf ihn sein.
    Fassungslos starrte Edvin auf das tote Tier.

    - Er hat es mit dem Holzschuh erschlagen, sagte Alma.
    - Aber warum?
    - Ich weiß es nicht.

    Edvin sah Daniel an. Daniel fühlte, daß er jetzt einen Panzer besaß. Edvin konnte nicht in ihn hineinsehen.

    - Warum hast du das getan?
    Daniel antwortete nicht. Edvin würde es sowieso nicht verstehen. Keiner würde es verstehen.

    - Wieso hast du das getan? Ein kleines Ferkel mit einem Holzschuh totgeschlagen?

    - Er ist verrückt, sagte der Knecht

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