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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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ihres Vaters zu dessen Knappenzeit war. „Durch diese
Frau begegneten sich unsere beiden Väter?“ Joan ist verwundert.
    „Nein. Sie kannten sich bereits
zuvor. Robert war einst ein Ritter Timothys und Ray dessen blutjunger Knappe.
Überdies war es nicht schwer, sich im Kreuzfahrerheer über den Weg zu laufen.
Es gab nicht mehr allzu viele Engländer, die nach Longshanks vorzeitigem Abzug
mit den verbliebenen Kreuzfahrern aller möglichen Herren Länder unter den
Franzosen weiterzogen. Timothy und Ray stießen erst später hinzu. Der Kreuzzug
scheiterte, doch Timothy errang mit Awin seinen ganz eigenen Sieg.“
    Joan entsinnt sich plötzlich
einer schönen dunkelhäutigen Frau, welche sie mit Vater früher einmal auf einer
beschaulich in einem See gelegenen Festung besucht hatte.
    „Lenke deine Aufmerksamkeit auf
die Anklage, John. Ich kümmere mich selbst um meine Bauern“, legt Malcom fest.
    „Wie du willst“, erwidert John.
„Du musst etwa ein halbes Dutzend Ochsen für sie kaufen, damit sie ihre
Feldarbeit verrichten können. Und nimm Tagelöhner in deine Dienste, um acht
Häuser neu zu errichten, sowie ein Dutzend grob auszubessern. Das sollte
reichen. Vom restlichen Schaden erholen sie sich dann schon von selbst. Schlagt
das Holz dafür im Wald südlich von Engedey. Und im Steinbruch befinden sich
noch gebrochene Quader vom Bau der Burgkapelle. Die sollten genügen.“
    Malcom nickt. „Richte dich
darauf ein, morgen nach London aufzubrechen.“
    John rutscht unbehaglich auf
der Bank hin und her.
    Gerold hat
sich erhoben und langt nach dem Weinkrug, um die Becher zu füllen. „Lasst uns
nach vorn sehen und auf ein gutes Gelingen trinken!“
    Joan erwacht
mitten in der Nacht von Malcoms Stöhnen. Sie zieht den Bettvorhang auf, so dass
das Mondlicht auf ihre geräumige Schlafstätte fällt, und wird gewahr, dass sich
Malcom unruhig träumend hin und her wirft. Er redet wirr. Sie versucht, ihn zu
wecken. Dabei fühlt sie über seine schweißnasse Stirn und nimmt sein Gesicht
zwischen die Hände.
    „Malcom, wach auf. Es ist nur
ein Traum“. Mit einem Aufschrei, der sie zusammenfahren lässt, schreckt er
hoch. Sie hört, dass er noch immer heftig atmet. Stöhnend lässt er sich
zurückfallen. Dann kommt er plötzlich zu ihr und vergräbt das Gesicht an ihrem
Bauch. Joan streicht ihm aufgewühlt übers Haar. Dabei versucht sie, ihm etwas
Ruhe zu geben. Schließlich summt sie ihm leise das Spielmannslied.
    Als sein Atem wieder normal
geht, dreht er sich schwerfällig auf den Rücken herum. Sanft befühlt sie sein
Gesicht. Er nimmt ihre Hände und drückt sie an seine Lippen.
    „Selbst im Kerker hast du nie
so arg geträumt, Malcom“, stellt sie fest.
    Er zögert mit einer Antwort.
Bedrückt seufzend schüttelt er dann den Kopf. „Mir träumte lange nicht mehr
davon.“ Er streicht sich durch die Haare und setzt sich auf. Vertraulich legt
er ihr eine seiner großen Hände gegen die Wange. „Weißt du, es macht mich
glücklich, dass du bei mir bist, Joan.“
    Ihr ist, als würde ihr Herz bei
seinen Worten einen freudigen Sprung vollführen.
    „Wenn dir etwas zustoßen sollte
...“ Er atmet schwer aus und zieht die Hand hängenden Kopfes zurück.
    „Malcom. Mir passiert schon
nichts. Du weißt doch, ich habe immer Glück“, versucht sie, ihn zu
beschwichtigen.
    Er legt jedoch eindringlich
einen Finger über ihren Mund. „Fordere dein Schicksal nicht derart heraus.“
    Sie schweigen.
    Malcom legt sich schließlich
auf die Seite. „Was hat es eigentlich mit dieser schönen Melodie auf sich?“
    Mit einem schwermütigen Seufzer
lehnt sie sich zurück. „Ein Spielmann trug sie am letzten meiner Tage auf
Thornsby Castle vor.“
    Mitfühlend drückt er ihre Hand.
Dann versetzt er ihr einen übermütigen Schnippser dagegen. „Hast du Lust auf
ein Bad?“
    Joan lacht überrascht auf,
zuckt daraufhin jedoch gleichgültig die Schultern. „Was soll’s. Ich bin ohnehin
hell wach.“
    Sie stehen auf, um sich
anzukleiden. Joan schlüpft dabei in ihre Beinlinge und legt ihren Dolch an.
Dann stutzt sie und lässt den Blick suchend zur Truhe am Fußende des Bettes
schweifen. „Du kommst mit“, murmelt sie, wobei sie nach einem dicht gezahnten
Hornkamm angelt, den sie sich von Blanche geliehen hat.
    Ganz bewusst verzichten sie auf
ihre Pferde, lassen diesen ihren Schlaf. Überdies wollen sie kein Aufsehen
erregen. Nur die Wachmannschaft an den beiden Toren bemerkt ihr Verschwinden.
    Sie lassen die

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