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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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John an einem von drei langen Tischen und unterhalten
sich angeregt mit ihm, während dieser die Reste eines Hasenbratens vertilgt.
    Sie blicken zu Joan und Malcom
auf, als diese zur Halle hereinkommen. Joan betritt diese zum ersten Male. Sie
kommt ihr riesig vor. Ihr Blick überfliegt die Wandgemälde, welche zumeist
Jagdszenen darstellen, die schön bemalte Holzbalkendecke, einen mannshohen
Kamin und vier zweilichtige Fenster, hinter denen schwarze Nacht herrscht.
    John leckt sich genüsslich die
Finger und wischt diese dann noch wohlweislich an seinem feuchten Wollmantel
neben ihm auf dem Tisch ab, bevor er sich erhebt und Malcom gemächlich entgegen
schreitet. Als sie sich gegenüber stehen, umarmen sie sich herzlich.
    John schlägt ihm gegen die
Schulter. „Wir haben schon nicht mehr mit dir gerechnet“, äußert er zweideutig
und grinst.
    „Freut mich zu sehen, dass du
der alte Satiriker geblieben bist.“
    „Und mich, dass du endlich zu
dir gekommen bist“, kontert John mit einem unauffälligen Seitenblick auf Joan.
    „Pass auf, dass ich nicht
trotzdem versucht bin, dir noch etwas Nase zu brechen“, droht Malcom daraufhin
scherzhaft, was John in übertriebener Abwehr die Hände heben lässt. Nigel und
Gerold indes tauschen fragende Blicke.
    Malcom schlägt einen
ernsthafteren Ton an. „Wir müssen einiges bereden, alter Freund.“
    Sie wenden sich der Tafel zu.
Malcom lässt sich ihm gegenüber am Tisch nieder. Joan bemerkt, dass keine
Getränke aufgetragen wurden und wendet sich mit dem Ziel um, welche in der
Küche zu beschaffen oder eine Magd damit zu beauftragen.
    „Joan, bleib doch.“ Die Blicke
richten sich auf sie. Malcom streckt ihr auffordernd die Hand entgegen. Sie
bemerkt, dass sie in ihrem Kleid von Nigel regelrecht angestarrt wird.
    „Ich wollte Wein besorgen.“
    Gerold schüttelt den Kopf. „Die
Magd muss jeden Augenblick damit zurück sein.“
    Im Treppenturm hallende
Schritte scheinen ihm Recht zu geben und so nimmt Joan ganz steif neben Malcom
Platz. Dieser bedenkt sie mit einer gehobenen Braue, legt ihr herausfordernd
einen Arm um die Taille und macht damit offiziell, dass sie die Seine ist.
Sogleich läuft Joan schamesrot an. Die Männer vergelten es ihr mit fröhlichem
Gelächter. Peinlich berührt, doch gleichsam auch erleichtert darüber, dass es
nun heraus ist, schenkt sie Malcom ein scheues Lächeln, bevor sie den Blick
nach unten auf einen riesigen Wolfshund richtet, der sie unter dem Tisch hervor
anlugt und mit der feuchten Nase zutraulich gegen die Hand stupst. Lächelnd
krault sie ihm das struppige Fell.
    John hat sich wieder seinem
Braten zugewendet. Kauend richtet er sein erwartungsvolles Augenmerk
abwechselnd auf Malcom und Joan. „Jetzt berichtet schon, wie es euch ergangen
ist“, fordert er ungeduldig nuschelnd. „Gerold erzählte, du hast die Welt um
einen Percy erleichtert?“
    Malcom nickt bedächtig.
    Blanche taucht plötzlich beim Tisch
auf. John erhebt sich aufmerksam und küsst ihr die Hand.
    „Galant wie eh und je. Lass
dich durch mich nicht beim Essen stören, John.“ Sie setzt sich neben ihn und
blickt in die Runde.
    John richtet sich wieder an
Malcom. „Bete, dass es Henry nicht zu Ohren kommt. Der alte Northumberland ist
dir zwar wohl gesonnen, doch wenn es um seine Sippe geht, ist er blind der
Gerechtigkeit gegenüber.“
    Gerold schüttelt den Kopf.
„Wäre Roger noch am Leben, hätten wir bei einer Anklage mit ungleich mehr
Widerstand zu rechnen. Er hätte sich kaum freiwillig in die Hände des Henkers
begeben.“
    Malcom nickt. „Und der
Augenblick war mehr als günstig. Ich hatte jahrelang darauf gewartet. Niemand
war in unmittelbarer Nähe. Auch sonst nahm keiner Notiz davon, da uns gerade
die Schotten Auge in Auge gegenüber standen. Falls sich aber dennoch jemand
ungesehen herumdrückte, dürfte er die Schlacht vermutlich nicht lebend
überstanden haben.“
    John nickt bedächtig. „Keine
Zeugen, was? ... IHR habt Bannockburn überstanden. Gerold und Nigel hier
ebenfalls“, wirft er ein. Gelassen schleudert er einen abgenagten Knochen
hinter sich, woraufhin der Jagdhund schnüffelnd dorthin kommt. „Nun ja. Ich
gebe zu, dass es unwahrscheinlich ist, wenn man bedenkt, dass annähernd das
gesamte Heer aufgerieben wurde. Gott war euch an jenem Tage wirklich gnädig
gesonnen. ... Noch nie zuvor erlitten die englischen Truppen eine
vernichtendere Niederlage auf schottischem Boden. Unsere Ansprüche auf
Schottland können wir nun in den

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