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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Wind schießen. Nie wird ein Engländer jemals
wieder in diesem Land Fuß fassen, sage ich euch. Die ehemaligen Besitztümer
deiner Familie kannst du getrost abschreiben, Mal.“
    Ein kurzes Schweigen entsteht.
    „Hoffentlich hat es bewirkt,
dass die Schotten nun endlich Ruhe halten“, überlegt Joan, erntet jedoch ein
abfälliges Schnauben von Malcom.
    „Erst, wenn Edward offiziell
von seinen Plänen Abstand nimmt, dieses Land in Besitz nehmen zu wollen. Alles
andere würde mich stark wundern.“
    „Oh ja, wie recht du hast“,
pflichtet ihm John vieldeutig bei, so dass ihn Malcom misstrauisch beäugt.
„Schande über diesen sogenannten König von England“, wettert John.
    Malcom wiegt den Kopf. „Dennoch
ist er unser bester Zeuge, musst du wissen.“
    John runzelt die Stirn. „Was
meinst du?“
    „Als Percy Joan erblickte, ließ
er sich dazu hinreißen, sich ihrer entledigen zu wollen. ... Er hatte Raymonds
Züge in ihrem Gesicht erkannt und wollte sie endlich beiseite schaffen. Sie
konnte sich jedoch aus seinem Zelt befreien. Ich stellte ihn, wobei der König
Zeuge von diesem Begebnis wurde. Als er uns zur Rede stellte, beschuldigte ich
Percy des versuchten Mordes an meinem Knappen. Dem Dreckskerl fiel vor
Überraschung nicht mal eine gebührend gute Ausrede ein. ... Edward wird den
Vorfall nicht vergessen haben und das reicht vollkommen aus.“
    John hat im Kauen überrascht
mit schräg gestelltem Kopf innegehalten. „Äh, ... sagtest du KNAPPE?“
    Malcom räuspert sich
unbehaglich und winkt ab. „Das ist eine lange Geschichte.“
    John mustert Joan. „Nun, wir
haben ja Zeit, nicht wahr?”
    Joan stöhnt auf.
    Malcom mustert sie daraufhin
verstohlen und atmet durch. „Joan hatte sich als Knabe getarnt von Thornsby
Castle stehlen wollen und ich übernahm sie guten Gewissens als meinen Knappen“,
erklärt er kurz angebunden.
    John verschluckt sich perplex und
prustet los. Er kann sich vor Lachen kaum halten. Auch Blanche hat erstaunt
eine Hand über den Mund gelegt.
    „Krieg dich wieder ein“, brummt
Malcom verstimmt, vermag damit jedoch Johns Lachanfall nicht wesentlich zu
schmälern.
    „Und so was passiert ausgerechnet
DIR? Du musst mit Blindheit geschlagen gewesen sein“, ruft John, als er sich
wieder etwas in der Gewalt hat. Er hält sich den schmerzenden Bauch und
schüttelt belustigt kichernd den Kopf.
    „Nicht nur er.“ Nigel wirft
Joan einen flüchtigen Blick zu. „Sie sah ja nicht so aus wie jetzt. Es war gar
nicht daran zu denken, dass ein verrücktes Weibsbild unter der Männerkleidung
stecken könnte. Und sie prügelte und focht ebenfalls sehr unweiblich. ... Sie
pinkelte sogar im Stehen!“
    Auf letztere Offenbarung hin
hat sie die ungeteilte Aufmerksamkeit aller. Es bewiegt sie, sich seufzend zu
erheben und mit einem Bein über die Bank zu steigen. „Das alles muss ich mir
nicht nochmals antun.“
    Malcom jedoch drückt sie
beharrlich wieder zurück auf ihren Platz, so dass sie ihn böse anblitzt.
    Eine junge Magd betritt die
Halle mit einem großen Krug in der einen Hand und etlichen Bechern in der
anderen. Sie stellt alles auf der Tafel vor ihnen ab.
    „Du kannst nun schlafen gehen“,
gibt Malcom ihr zu verstehen, worauf sie sich nickend von ihnen abwendet.
    Er räuspert sich. „Wie dem auch
sei, einen glaubwürdigeren und mächtigeren Zeugen könnte nicht mal Henry de
Percy aufbringen.“
    John wiegt den Kopf.
„Zugegeben, es steht nicht schlecht für dich und Raymond. Vorausgesetzt, wir schaffen
es bis zur Anklage. ... Du musst das so schnell wie möglich hinter dich
bringen, ehe sich herumspricht, dass ihr überlebt habt. Reite am besten noch
diese Woche nach London und bring eine Petition vors königliche Gericht.
Raymond soll begnadigt werden und Titel sowie Ländereien zurückerhalten. Und
dir steht zumindest Wehrgeld für jeden Einzelnen deiner getöteten Familie von
den Percys zu. Überdies für den Schaden, den sie unter deinem Vieh anrichteten.
... Sollte Edward nicht ganz ungelegen kommen, dieser aufrührerischen Sippe
einen Denkzettel zu verpassen“, bemerkt er, was Malcom unschlüssig den Kopf
wiegen lässt. John bedenkt es mit einem ungeduldigen Seufzen, wirft dem großen
Wolfshund die letzten Knochen zu und wischt sich die fettigen Finger an dessen
Fell ab. Dann schlägt er sich laut rülpsend auf den flachen Bauch. „Ah, tut
gut, wieder zu Hause zu sein.“
    „Ich werde nicht selbst reiten,
sondern beauftrage einen Boten“ äußert Malcom

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