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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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ist nicht das erste Mal,
dass Awin etwas Anstößiges an Malcoms Rittern findet. Vergeblich hatte sie
unter anderem das gebotene Schweigen während der Mahlzeiten wenigstens zu
Festtagen durchzusetzen versucht. Doch die unbedachte, ungewöhnlich
grobschlächtige Wahl ihrer Worte lässt nun darauf schließen, dass sie dieses
Mal wirklich wütend ist. Joan und Malcom blicken sie bestürzt an.
    „Sie taten das schon des öfteren“,
fragt er ungläubig und erntet ein verächtliches Nicken. Er blickt daraufhin
verärgert zu einem der Längstische hinüber, an welchem seine Männer
feuchtfröhlich schmausen. „Warum erwähntest du es nicht bereits früher?“
    „Ich nahm an, du wüsstest über
deine Männer Bescheid“, antwortet sie bissig.
    „Jetzt übertreibe nicht maßlos,
Weib“, fährt Timothy energisch dazwischen. „Wir müssen sie in der kalten
Jahreszeit eben besser bei Laune halten“, meint er vieldeutig, wobei er Malcom
verschmitzt zuzwinkert.
    Awin hebt abwehrend die Hände.
„Nicht schon wieder eine Jagd. Wir können das ganze Wild kaum vertilgen.“
    Zu Joans Misstrauen hatte etwas
in Malcoms Augen geheimnisvoll aufgeleuchtet. Bedächtig stützt er nun einen
Ellenbogen auf die Tafel. „Wie wäre es mit einem Turnier?“
    Timothy runzelt die Stirn. „Ein
Tjost?“
    Malcom schüttelt den Kopf.
„Nein, kein Lanzenstechen. Ich hörte noch nie von einem Tjosten in der kalten
Jahreszeit. Überdies haben wir keine schweren Turnierrüstungen mitgeführt. ...
Sagen wir, ein Wettstreit im Schwertkampf und Bogenschießen.“
    Timothy strahlt übers ganze
Gesicht. John und Amál rücken interessiert näher.
    Malcom überlässt auf dessen
unablässigem Quengeln hin Robert endlich das Fladenbrot, greift zu einem neuen
und fährt fort. „Teilnehmen darf jeder auf der Burg, auch die Waffenknechte.“
    „Nein“, ruft Timothy entrüstet.
„Es soll ein Wettstreit zwischen deinen und Amáls Rittern sein.“
    „Oh bitte lasst auch Frauen
daran teilnehmen“, fleht Joan.
    Amál, der sich hinter Timothy
gesellt hat, lacht daraufhin verhalten. „Du willst also mitstreiten, Joan?“
    „Warum nicht?“
    Er nickt belustigt. „Also gut.
Der Schwertkampf soll vom Pferd ausgetragen werden. Frauen werden nicht
begünstigt. Für sie gelten beim Bogenschießen die gleichen Abstände wie für ihre
männlichen Gegner. Timothy zuliebe sind nur Leute edlen Geblüts
teilnahmeberechtigt“, legt er fest, wobei er seinem Ziehvater beide Hände auf
die Schultern setzt. „Das Los entscheidet über die Wahl der Gegner. Es kommen
lediglich die Gewinner weiter, Verlierer scheiden aus. Wir unterscheiden nicht
zwischen meinen und deinen Männern. Am Ende gibt es je einen Sieger in beiden
Disziplinen.“
    Timothy schüttelt den Kopf.
„Nicht zu Pferde, mein Sohn. Auch wenn du auf Ignis’ Bewährung brennst. Es hat
sich gezeigt, dass die Verletzungsgefahr der Tiere über Gebühr groß ist. Das
wiegt der Spaß nicht auf.“
    „Ich stimme dir zu“, bekräftigt
ihn Malcom.
    Amál blickt ratlos vom einen
zum anderen, um schließlich im Angesicht ihrer unbewegten Mienen resigniert zu
seufzen. „Verfluchte Spielverderber.“
    Joan atmet insgeheim auf. Sie
focht noch nie von einem Pferderücken aus. Es ist ungleich komplizierter, als
der Bodenkampf, da man mit der Linken gleichzeitig den Schild halten und das
Pferd an den Zügeln führen muss. Solche Kunstfertigkeiten werden einem
hauptsächlich in der Schlacht abverlangt.
    „Also gut“, willigt Amál
schließlich Zähne knirschend ein. „Dafür dränge ich auf Bloßfechten. Am besten
auch ohne Schild. Für ein Harnischfechten haben wir zu wenige Rüstungen, da ihr
eure sicherlich nicht mitgeführt habt. Und wir kämpfen ja nicht auf Leben und
Tod. ... Ach ja, falls mir das Los Joan gegenüberstellt, darf noch einmal
gezogen werden. Es hat sich erwiesen, dass ich nicht ernsthaft gegen sie das
Schwert führen kann.“
    Malcom schlägt ihm unerwartet
auf den Rücken, dass er nach vorn ruckt. „Das, mein Lieber, ist ganz allein
dein Problem“, lacht er rau. „Wenn Frauen nicht begünstigt werden, warum dann
DU“, feixt er schadenfroh zu dessen betretener Miene. „Und wir kämpfen in Kettenhemden.
Ich kann mir nämlich keine verletzten und somit unnützen Ritter leisten. ...
Wie hoch setzen wir das Preisgeld an?“
    Amál bläst die Luft aus und
betrachtet Malcom etwas nachtragend. „Ich vermag es ehrlich nicht, Mal“,
beharrt er. „Frage Joan. Meine Fechtlektionen glichen denen

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