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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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steht im harten Zweikampf mit ihrem träge
reagierenden Körper. Anfangs zitterte ihr am Ende seiner Lektionen vor Schwäche
der gesamte Schwertarm. Mittlerweile hat sie sich an die Anstrengung gewöhnt,
kann ihm gar mit einem Schild entgegentreten und die Dauer ihrer Übungen hat
sich verlängert.
    „Aha, schon besser, dass du mal
aus der Reserve kommst. Doch lass dich zu keinen Dummheiten verleiten“, gemahnt
er sie noch, bevor sie auf seine Finte hereinfällt, mit der er ihr sein Herz
zum Ziel bot. Sie versucht noch, seiner Klinge auszuweichen. Von einem wütenden
Aufschrei begleitet verschwindet ihr rechter Fuß in einem der Karnickellöcher,
welche die Waldlichtung übersäen, worauf sie fluchend das Gleichgewicht
verliert und rücklings ins feuchte Gras stürzt. „Ah“, macht sie ärgerlich. „Von
wem hast du das alles gelernt“, fragt sie keuchend.
    Er nimmt die Klinge von ihrer
Kehle zurück und steckt die Waffe in die Scheide. Plötzlich huscht ein Grinsen
über sein Gesicht. „Du würdest es mir ohnehin nicht glauben“, und reicht ihr
die Hand.
    „Nun sag schon“, quengelt sie,
während sie sich von ihm wieder hoch auf die Füße ziehen lässt.
    „Den Feinschliff erhielt ich
von einem Mönch“, eröffnet er ihr vergnügt und lacht über ihr stutziges
Gesicht. „Es gibt unter ihnen erfahrene Krieger, die ihre ausgefeilte
Kampfkunst immer weiter reichen.“ Auf ihr ungläubiges Gesicht hin tut er es mit
einem wegwerfenden Schwenk seiner freien Linken ab und nickt ihr anerkennend
zu. „Von der Sache her hast du es verstanden. Nun brauchst du nur noch Übung
und die nötige Schnelligkeit.“
    Sie stützt sich durchatmend auf
ihren Oberschenkeln ab. „Dein Glaube an mich scheint unerschütterlich zu sein“,
bemerkt sie bissig, worauf er lacht.
    „Vergiss nicht, gegen wen du
hier antrittst. Immerhin hast du dich bei deinen früheren Gefechten gegen
Percys Männer doch ganz gut geschlagen. Du wärst vermutlich überrascht, wie gut
du bereits gegen einen schwächeren Gegner als mich bist.“
    Sie richtet sich auf und steckt
ihr Schwert weg. „Oh ja, vermutlich wäre ich böse überrascht. ... Ich bin
verdammt froh, nicht dein Knappe geworden zu sein. Bestimmt hättest du Jack ohne
Unterlass so gestriezt.“ Schwerfällig begibt sie sich zu der nahen Birke, an
deren Äste sie ihre Überkleider gehängt hatten.
    Er betrachtet sie nachdenklich.
„Du solltest vielleicht WIRKLICH einmal gegen jemand anderen fechten. Dann
erweist sich, ob du dein Wissen an einem langsameren Gegner anwenden kannst.
Sei versichert, es könnte einen Unterschied wie von Tag und Nacht ausmachen.
Und es würde womöglich dein Selbstvertrauen stärken.“
    „Da gibt es nichts mehr zu
stärken“, wendet sie ein und nähert sich ihm grinsend. „Es ist bereits
unheilbar zerstört“, bekundet sie, wobei sie ihm seinen Surkot zuwirft.
    Er fängt ihn lässig auf. „Dann
kann dich ja nichts mehr schrecken“, lacht er. „Du hast nichts zu verlieren.
Und wer weiß, vielleicht reicht dir dein Können endlich aus, wenn du siehst,
wie gut du geworden bist.“
    Sie lacht auf, während sie sich
ihren Surkot, der im Grunde der seine ist, über den Kopf zieht. „Du
unterschätzt meinen Ehrgeiz“, gibt sie spöttisch zurück, alles andere als
geneigt, ihm Glauben zu schenken. Bedächtig gürtet sie das Gewand, um es etwas
raffen zu können. Denn es ist ihr zwar zu groß, weist aber dennoch eine
beträchtlich geringere Länge als ihr eigener Surkot auf. Überdies verbirgt er
ihre Beinlinge vor neugierigen Blicken ebenso gut, erlaubt ihr obendrein durch
seine geschlitzte Form das Reiten.
    Er lächelt verschmitzt, zieht
sie an sich und küsst ihr flüchtig die Stirn. „Wir werden ja sehen.“

Ein ungebetener
Gast
    Robert
windet sich quengelnd aus Joans Griff, so dass sie ihn resigniert gewähren
lässt. Er kullert aufs Bett. Sie ergreift ihn und setzt ihn vorsichtshalber auf
den Dielen ihres Gemaches ab, damit er nicht aus dem Bett fallen kann. „Was
sagst du dazu“, fragt sie Agnes neben ihr entnervt, während sie ihre bloße
Brust wieder mit ihrem Kleid bedeckt.
    Diese zuckt die Schultern. „Er
entwöhnt sich langsam.“
    Robert zieht sich an Joans
Beinen hoch und besticht sie mit seinem unschuldigen Lachen. Er blickt sie
dabei offen aus seinen herrlich grünen Augen an, dem einzigen, das sie ihm vererben
konnte. Ansonsten kommt er nach seinem Vater. Seine kurzen, rabenschwarzen
Locken fallen ihm wirr um den Kopf. Die

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