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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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stellen“, bekundet er.
    Ulman atmet erleichtert auf. „Ich
danke dir.“
    Amál jedoch schüttelt zweifelnd
den Kopf und fährt sich dabei durch die Stoppeln. „Malcom. Ich kann nur hoffen,
du bereust es nicht irgendwann einmal.“
    Dieser nickt schweigend. Er
sieht abschätzend zu Ulman hinüber, setzt sich erneut und kippelt nachdenklich
mit dem Stuhl, ohne ihn aus den Augen zu lassen. „Was ist aus deiner Pilgerung
geworden? Zwar hatte sie allem Anschein nach eine gute Wirkung auf dich, doch
war ein Jahr vereinbart, kein halbes.“
    Ulman nickt verständig. „Ich
erfuhr unterwegs von Fionas Tod und eilte zurück, um zu erfahren, ob mein Kind
am Leben ist. Sie war schwanger, als ich sie verließ und das Kind müsste
bereits zwei Monate alt sein.“
    Joan reibt sich nervös über die
Stirn. Nun ist es gewiss, dass er von Leander weiß. Ihr schnürt sich beim
Gedanken daran, dass er ihr den Kleinen wegnehmen könnte, das Herz zusammen.
Ernüchtert räuspert sie sich. „Wer ließ dich von ihrem Tode wissen“, fragt sie
ihn kühl, was ihn sichtbar nervös macht. Es lässt Joan stutzig werden.
    Aufgelöst streicht er sich
übers Gesicht, um dann die Hände nach einer machtlosen Geste geräuschvoll auf
die Tischfläche fallen zu lassen, Joan dabei traurig anblickend. „Vermutlich
sie selbst. Auch wenn es in euren Ohren gewiss ungeheuerlich klingt. ... Ich will
es nicht näher erklären.“
    Amál stutzt und blickt
verständnislos vom einen zum anderen.
    Malcom indes lässt Ulman
weiterhin nicht aus den Augen.
    Joan hatte überrascht nach Luft
geschnappt. Wie Malcom weiß sie genau, worauf Ulman anspielt. Sie scheint nicht
die einzige mit visionären Träumen, oder was immer es war, das sie von Fionas
Tod wissen ließ, zu sein. Ulman betrachtet sie auf ihre emotionale Regung hin
erstaunt. Er scheint erraten zu haben, dass sie dieselbe grauenhafte Vision von
Fionas Tod heimgesucht hatte.
    „Warum hast du sie nicht in
Sicherheit gebracht“, fragt sie ihn aufbrausend.
    Er sieht sie offen an. „Sie hat
es abgelehnt, mich nach Alnwick zu begleiten. Ich ließ nichts unversucht, sie
umzustimmen.“
    „Sie starb einen furchtbaren
Tod“, erklärt sie tonlos und fragt sich, wie viel er weiß. Als er nickt,
verwundert es sie kaum noch.
    „Ihr Mörder ebenfalls“, bemerkt
er ungerührt, was ihr einen eisigen Schauer über den Rücken jagt. Er ist zu
ihrem Unbehagen jedoch auch mit Genugtuung gepaart.
    „Ich weiß, dass ihr euch nahe
standet. An der Felsenhöhle fand ich nur EIN Grab.“ Er sammelt sich. Seine
Miene ist gefasst. „Wisst ihr, ob mein Kind noch am Leben ist?“
    Joan wendet sich ernüchtert ab,
wobei sie Malcom einen gequälten Blick zuwirft. Sie betrachtet ihre nervös auf
den Tisch trommelnden Finger. „Ja. Er ist hier auf der Burg“, antwortet sie
bedrückt.
    Ulman betrachtet sie
überrascht. Ihre Gemütsverfassung stimmt ihn daraufhin nachdenklich. Dann lacht
er verhalten auf. „Wer hätte gedacht, dass ich überhaupt in der Lage bin, ein
Kind zu zeugen.“
    Malcom sieht betreten zur
Seite.
    „Ihr könnt hoffentlich
verstehen, dass ich ihn mitnehmen will“, bemerkt Ulman weiter.
    Malcom betrachtet Joan
mitfühlend, die unglücklich in sich zusammengesunken ist. Er nickt schwerfällig.
„Du sollst ihn morgen in die Arme schließen. Er schläft jetzt. ... Doch wisse,
dass er diese Geschichte nicht ganz unversehrt überstand.“
    Ulman blickt beunruhigt auf.
Dann schnieft er verbittert. „Warum sollte es ihm anders ergehen, als mir und
seiner Mutter. ... Ich hoffe, er ist nicht taub.“
    „Nein. Ihm fehlt ein Auge.“
    Ulman nickt. „Es war ohnehin
nicht mein Wunsch, dass er das Kriegshandwerk erlernt.“
    „Was kannst du ihm bieten? Wo
wollt ihr leben?“ Joan ist verzweifelt bei dem Gedanken, den Kleinen bald nicht
mehr um sich zu haben. Er ist ihr wie ein eigener Sohn geworden. Wenn er ihn
mitnimmt, wird es ihr das Herz entzwei reißen.
    Ulman fixiert sie mit
überraschend anteilnehmendem Blick. „Ich bin nicht ganz unvermögend. Henry hat
mich für meine Dienste großzügig entlohnt.“
    „Es ist ein Schweigegeld“,
bemerkt Malcom.
    Ulman zuckt die Schultern.
„Wenn du so willst. ... Für ein Leben in der Stadt sollte es anfangs reichen.
Ich werde mir ein Handwerk suchen, vielleicht wie früher Musikinstrumente
bauen.“ Er räuspert sich. „Ich danke euch dafür, dass ihr euch meines Sohnes
angenommen habt.“
    Malcom nickt. Joan richtet den
verschwommenem Blick aufgewühlt gegen

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