Die rote Farbe des Schnees
gesättigt ihr
üppiges Mahl und lehnt sich rülpsend zurück. Ungewollt hat sie dadurch wieder
die Aufmerksamkeit der Männer.
Jeremy räuspert sich
vernehmlich und schlägt daraufhin laut von außen gegen die Wandung seines
Zubers. „Ich kenne nun Joans Fechtgeheimnis“, gibt er lallend bekannt. Er
sammelt sich kurz, um seine verwirbelten Gedanken zu entwirren. Die Männer
lauschen ihm gespannt in freudiger Erwartung eines derben Scherzes. „Passt gut
auf.“ Er erhebt sich schwankend aus dem Wasser und langt nach dem Reisigbesen,
der hinter ihm an der Wand lehnt. „Raban! Wirf mir den anderen zu!“
Raban wendet sich stirnrunzelnd
in seinem Bottich um und entdeckt einen zweiten Besen neben ihm an der Wand. Er
ergreift ihn und wirft ihn Jeremy geschickt zu. Dieser jedoch greift trunken
daneben, so dass der Besen mit einem Klatscher spritzend in dessen Badewasser
landet und Kenneth ihm gegenüber am Bauch trifft.
Jeremy betrachtet Kenneth vor
sich erwartungsvoll. „Vetter, erhebe dich. Wir zeigen Joan, wie man ehrenhaft
auf Männerart fechtet.“
Seine Kumpane schlagen mit den
Händen schallend gegen die Außenwände ihrer Zuber, um Kenneth anzufeuern.
Dieser nimmt grinsend den Besenstiel und erhebt sich nun seinerseits. Mit einem
Tritt seines Fußes befördert Jeremy das Vorlegebrett samt Knochen und
Bratenresten in hohem Bogen durch die Luft, weit über den Rand des Bottichs
hinaus, so dass alles scheppernd auf die steinernen Bodenfließen schlägt. Dann
gehen beide taumelnd in Kampfstellung und kreuzen die Besenstiele. In wilden
Paraden und halsbrecherischen Angriffen tragen sie unter den anfeuernden Rufen
der Männer und deren lautem rhythmischen Schlagen gegen die Bottichwandungen
ihr Gefecht auf Männerart aus. Dabei liegt der Reiz nicht bloß im Wackeln ihrer
Besenschwerter. Mit verschmitzten Seitenblicken überzeugen sie sich von Joans
Aufmerksamkeit. Diese schüttelt lachend den Kopf und schlägt die Hände vor die
Augen. Jeremy verliert das Gleichgewicht, fällt aus dem Zuber und legt eine
klatschende Landung auf den harten Fliesen hin. Das darauffolgende Gelächter
ist ohrenbetäubend und vermutlich bis zum dritten Stock des Wohnturmes
vernehmbar. Er rappelt sich mühsam hoch und betrachtet Joan. „Was sagst du zu
unserem mannhaften Gefecht?“ Strauchelnd hält er sich am Rand des Bottichs
fest, um nicht erneut zu fallen.
Joan schüttelte noch bis soeben
ein Lachanfall und sie hält sich den schmerzenden Bauch. „Überaus schwankhaft“,
ruft sie lachend. „Bei solch lasterhaft wackelmütigem Anblick fürchte ich,
geblendet zur Salzsäule zu erstarren.“
Er klettert zurück ins Wasser
und unterbricht das Gejohle mit erhobenem Zeigefinger, um sich Joan
herausfordernd zuzuwenden. „Und nun zu deiner weibischen Kampfart, die mein
geliebter Bruder schmählich am eigenen ... Llleibe erfahren musste.“
Joan schwant Böses. Als er sein
Gemächt zwischen die Beine klemmt, so dass es nicht mehr zu sehen ist, schlägt
sie entsetzt eine Hand vor den Mund. Die Männer biegen sich daraufhin vor
Lachen. Malcom wischt sich die Tränen aus den Augen, Ulman lehnt mit
zurückgelegtem Kopf lachend am Bottichrand und hält sich die Seite. Nur Rupert
ist merklich tiefer in seinen Zuber gesunken und beobachtet seinen Bruder
peinlich berührt zwischen den Fingern seiner über die Augen gelegten Hand
hindurch. Scheinbar ist er Joan gegenüber weniger nachtragend. Jeremy fördert
sich soeben mit einer graziösen Bewegung des Kopfes die Haare aus dem Gesicht
und trifft Joans Gewohnheit damit genau. Er greift erneut zum Besenschwert und
schlägt ungeduldig gegen Kenneths gesenkten Besenstiel. Seinem Vetter jedoch
entgleitet die borstige Waffe vor ungehaltenem Lachen. Jeremy nutzt die Gunst
des Augenblickes, um ihm einen gespielten Tritt ins Gemächt zu versetzen.
Kenneth geht daraufhin auf die Knie und drückt mit säuerlichem Gesicht die Hände
gegen den Schoß. Als er sich wieder aus dem Wasser erhebt, fehlen auch ihm die
Geschlechtsteile. Das ist gar für Joan zu viel. Mit einem fassungslosen
Aufschrei holt sie Luft und taucht vollständig unter Wasser. Doch selbst dieses
stille Medium trägt noch den Schall des tosenden Gelächters an ihr Ohr.
Eingeschneit
-Herzeleid
Die
Fastenzeit ist angebrochen. Wenn auch nach Sankt Martin die Landschaft tagelang
nebelverhangen war, was einen milden Winter verspricht, so plagt zurzeit eine
ungewöhnliche Kälte Mensch und Tier im Land. Nach einem tage- und
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