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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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Niedergedrückt setzt sie sich zu ihm auf die Bank.
„Wir haben mit dem zweiten Blick gegeneinander gefochten. Ich konnte spüren,
was er vorhatte und machte mir sein Können zu eigen“, gesteht sie ihm kleinlaut
mit gesenktem Kopf ein. Als er nicht antwortet, hebt sie den Blick und sieht
ihm direkt ins ungläubige Gesicht. Er wendet sich scheinbar außer sich von ihr
ab.
    Sein Schweigen ist ihr
unerträglich. „Malcom. Sag doch irgendetwas“, bittet sie flüsternd.
    Er schnieft verächtlich und
blickt sie bedrückt an. „Du hattest es mir versprochen, Joan.“
    Sie nickt bekümmert. „Die
Versuchung war zu groß. ... Du selbst hattest gesagt, ich solle von ihm
lernen.“
    „Dreh den Spieß nicht herum,
Joan.“
    Sie atmet tief durch. „Oh
Malcom. Es hat mich unheimlich vorangebracht.“
    „Ich frage mich, um welchen
Preis“, bemerkt er leise.
    Auf ihren fragenden Blick hin
nimmt er ihre Hand und dreht versonnen den Ring an ihrem Finger. „Wenn du
vermochtest, sein Können zu durchschauen, so war ihm das ebenfalls möglich. ...
Und du kämpfst mit meiner Technik.“
    Ihr stockt der Atem, als sie
sich der Bedeutung seiner Worte bewusst wird. Wenn Ulman doch nicht zu trauen
ist, hat sie ihm Malcom ans Messer geliefert. Sie schlägt entsetzt eine Hand
vor den Mund.
    Er lächelt nachsichtig. „Gut,
dass ich es nun weiß. Ich habe dir zum Glück noch nicht alles gezeigt.“
    Ihr kommen die Tränen. „Malcom.
Ich werde mir das nie verzeihen.“
    Er nickt. „Es sollte dir
endlich eine Lehre sein.“
    Sie richten den Blick nach vorn
und sehen Ulman dabei zu, wie er mit Shepherd kurzen Prozess macht. Joan wird
sterbenselend dabei. Die Menge jubelt Ulman zu. John kommt auf das Kampffeld
und nimmt ihn in Augenschein. Dann strafft sich seine Haltung. „Eine kurze
Unterbrechung, damit Ulman zu Atem kommt. So kommen wir alsbald zum
heißersehnten Finale. ... Malcom gegen Ulman“, verkündet er bedeutungsvoll.
„Das Bogenschießen wird abgeblasen. Es ist zu kalt dafür geworden und keinem
steht der Sinn danach, sich die Finger abzufrieren.“
    Malcom streicht über ihre Hand,
um sie ihr dann in den Schoß zu legen und sich zu erheben.
    Sie kommt neben ihn. „Malcom,
sei vorsichtig.“
    Er tätschelt ihr lächelnd die
Wange. „Keine Angst. Ich habe nicht vor, dich zur Witwe zu machen. ... Überdies
traue ich ihm.“
    „Ich hoffe, wir irren darin
nicht“, seufzt sie. Besorgter Miene streift sie ihm die Kettenhandschuhe über
und zieht ihn am Kettenhemd zu sich.
    Er neigt sich für einen sanften
Kuss zu ihr herab.
    Sie
lächelt verschmitzt. „Zeig’s ihm, Mann.“
    Joan hat
wieder neben Amál Platz genommen. Ihre Müdigkeit ist verflogen. Sie fiebert mit
den Männern für Malcom und bangt um ihn.
    Der Kampf ist atemberaubend
schnell. Längst hat sie es aufgegeben, die Abfolgen der Hiebe durchschauen zu
wollen. Sie sind ihr von beiden völlig fremd. Weder Malcom noch Ulman hat es
bisher vermocht, die Oberhand zu gewinnen. Ihre Kräfte schwinden zusehends,
zumal sie sich in ihrem fünften Kampf am heutigen Tage befinden und alles
andere als frisch sind.
    Schwer atmend stehen sie sich
gegenüber und verschnaufen kurz. Sie lassen den anderen dabei nicht aus den
Augen. Ulman greift an. Malcom erkennt seine Finte und schlägt ihm plötzlich
das Schwert aus der Hand. Doch noch ehe er recht begreift, wie ihm geschieht,
ist Ulman mit einem Satz bei ihm, springt an ihm empor und tritt ihm das
Schwert aus der Hand, während er sich von ihm in einer Rückwärtsrolle abstößt
und schwankend wieder auf den Füßen landet. Malcom strauchelte dabei kurz.
Hastig bücken sie sich nun nach der jeweiligen Waffe des Gegners zu ihren
Füßen. Alles ging derart schnell, dass die Menge erst jetzt begreift und
Beifall kreischend aufspringt. Der Kampf will nicht enden. Jeder starrt ihnen
gebannt zu, bewundert insgeheim ihre Wendigkeit und ihr unvergleichliches
Geschick mit dem Schwert. Die Stimmung ist zum Zerreißen gespannt. Malcoms Bein
beginnt, stärker zu bluten. Er hinterlässt mittlerweile eine rote Fußspur auf
dem Pflaster. Doch er nimmt keine Notiz davon, lässt im Gegenteil seine Waffe
mit erbarmungslosem Schlag auf Ulman niedersausen und zwingt ihn unter dem
erschrockenen Raunen der Zuschauer in die Knie. Ulman hat mit beiden erhobenen
Armen, dem Heft in der Rechten und der Klinge in der Linken pariert.
Währenddessen holte er mit dem Bein Schwung und schlägt Malcom nun mit der ihm
eigenen Gewandtheit unvermutet die Beine

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