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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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der
Kurzhalslaute, welche sie in ihrer Sprache Oud nennt. Sie singt dazu mit
schöner Stimme in ihrer kehligen, rau klingenden Muttersprache. Es geht
gesittet zu. Man fröhnt dem Fastenbier im gebotenen Maße. Malcom und Amál
spielen in einem ruhigen Winkel Schach. Ab und zu dringen laute Rufe zu ihnen
herein. Die Knappen haben ihr Ballspiel auf Bitten Awins auf die Vorhalle
verlegt. Aidan sitzt auf der Kaminbank und versucht, unter dem neugierigen
Drängen des Äffchens zu schnitzen. Joan fläzt mit Isa auf dicken Schaffellen
neben ihm, während sie Heda durchs Fell kraulen. Gabriel zu Isas Füßen hat sich
auf einem Fell zusammengekringelt und ist eingeschlafen. Blanche kommt zu ihnen
und nimmt ihn hoch, ohne ihn zu wecken. Sie gibt ihrer Tochter durch ein Nicken
zu verstehen, dass sie ihr folgen soll. Isa erhebt sich daraufhin murrend,
folgt jedoch ohne Widerworte, wobei sie Joan noch eine geruhsame Nacht wünscht.
    Das Würfelspiel an der Tafel
ist lauter geworden. Awin legt somit die Laute beiseite und begibt sich zu
ihrer hübschen Zofe auf einem Stuhl in Nähe des zweiten Kamins.
    Ulman betritt die Halle und
blickt sich um. Joan winkt ihm zu, was ihn dazu bewiegt, zu ihr
herübergeschlendert zu kommen. Als er an der verwaisten Laute auf einem Schemel
vorbeikommt, nimmt er sie kurzerhand an sich. Lächelnd lässt er sich neben Joan
auf ein Fell herab.
    „Ulman. Ich schulde dir noch
meinen Dank für die Errettung aus den Fängen meines boshaften Gemahls.“
    Er lacht verhalten und neigt
galant das Haupt. „Zu Euren Diensten, Mylady.“
    Sie setzt sich erwartungsvoll
auf. „Wann fechten wir wieder zusammen?“
    Überrascht hebt er die Brauen
und streicht, während er sie versonnen anblickt, über die Saiten der Laute. „Du
bist unersättlich.“
    „Ja. ... Du hast es
versprochen“, erinnert sie ihn, worauf er lächelnd nickt.
    „Nun, die Frage ist nicht WANN,
sondern WO wir fechten. Der Schnee liegt überall beinahe schritthoch.“ Er holt
einen Penny aus seiner Gürteltasche hervor und durchbricht ihn in der Mitte.
Indem er mit der einen Hälfte die Saiten anzupft, entsteht spielerisch eine
schöne Melodie unter seinen leichten Griffen. Sie gefällt Joan auf Anhieb. „Wie
heißt das Stück“, fragt sie erstaunt.
    Unschlüssig zuckt er die
Schultern. „Ich weiß nicht. Es ist ja gerade erst im Entstehen.“
    Sie betrachtet ihn ungläubig.
„Du denkst es dir soeben aus?“
    Er nickt lächelnd und lässt sie
nicht aus den Augen. Dabei lehnt er sich versonnen gegen die Wand. „Du willst
mit dem zweiten Blick fechten?“
    Wie abwesend schüttelt sie den
Kopf. Die Melodie geht ihr nahe. Seine schönen Augen nehmen sie gefangen. Heda
stupst sie ungeduldig mit feuchter Nase an, um ihre Zuwendung einzufordern und
reißt Joan aus der Starre. Sie räuspert sich. „Nein. Es war unheimlich. Es muss
auch auf herkömmlichem Wege gehen.“
    Er nickt ... und spielt. Ihr
ist, als würde er ihr Herz mit unsichtbaren Fäden fesseln, sie mit einem feinen
Gespinst reinster Melodie umgarnen. Ihr Blick ist verträumt. Sie fasst sich
wieder und atmet durch. „Wir könnten im vierten Stock üben. In der großen ...
Gästekemenate.“
    Er lacht vergnügt. „Meinem
Gemach? Das würde Gerede nach sich ziehen.“
    Sie verdreht die Augen und hebt
ratlos die Hände.
    Er nickt daraufhin bedächtig.
„Der See ist zugefroren. Der Schnee darauf ist verweht und verhärtet, man sinkt
nicht so stark ein.“
    Ihre Augen leuchten auf. Sie
zieht lächelnd die Beine an, umschließt sie mit den Armen und setzt das Kinn
auf die Knie. Versonnen zupft sie am Saum ihres grünen Kleides. „Ulman. Spiel
mir dieses schöne traurige Lied aus meiner letzten Nacht auf Thornsby Castle.“
    Sein Spiel verklingt. Er drückt
sich überrascht von der Wand ab. „Es gefiel dir?“
    Sie hebt erstaunt den Kopf. „Oh
ja. Es verging bisher vermutlich kein Tag, an dem ich es nicht summte.“
    Er betrachtet sie erstaunt. Ein
geheimnisvolles Lächeln umspielt seinen Mund, mit dem er sich nachdenklich
wieder zurücklehnt.
    „Gibt es denn Verse zu diesem
Lied?“
    Er nickt und stimmt die
vertraute Melodie an. Sie legt den Kopf wieder auf die Knie und schließt
genießerisch die Augen.
    „Es handelt von der schönsten
und liebreizendsten jungen Dame, die je auf Erden wandelte. Lady Greensleeves,
einer Jugendliebe im grünen Gewand.“
    Joan wird stutzig und hebt mit
gerunzelter Stirn den Kopf.
    Er
beginnt, mit seiner wohlklingenden Stimme zu

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