Die rote Farbe des Schnees
nächtelang
tobenden Schneesturm ist die Landschaft unter einer dicken Schicht vom
blendendsten Weiß begraben, die jedes Geräusch zu schlucken scheint. Auf der
Burg ist man eingeschneit. Awin hat alle Männer zum schweißtreibenden
Schneeschippen eingeteilt, damit man zumindest durch den über kniehohen Schnee
im Hof zu den Ställen und Wirtschaftshäusern gelangen kann. Die Sonne strahlt
von einem azurblauen Himmel herab und blendet jeden, der sich aus der dunklen
Burg ins Freie wagt oder dazu abbestellt wurde.
Joan versinkt lachend im
Schnee. Kaltes Nass dringt ihr von oben in die Beinlinge, doch es vermag nicht,
sie zu stören. Heda rudert kläffend durch den Schnee. Die Kinder treiben
ausgelassen ihr Unwesen mit dem geduldigen Tier, bewerfen es mit Schneebällen,
reiten auf ihm und ziehen es am Schwanz. Joan schaut nicht mehr länger
teilnahmslos zu und verteidigt den treuen Hund, indem sie die frechen Bälger
nun ihrerseits mit einem Schneeballhagel versieht. Heda pflügt unterdessen auf
allen Vieren robbend mit der Schnauze durch den Schnee, wälzt sich herum und
suhlt sich genüsslich knurrend darin. Blanche gesellt sich auf Joans Seite und
unterstützt sie lauthals in der ausgelassenen Schlacht.
Die in der Nähe schippenden
Männer werfen ihnen belustigte Blicke zu. Joan gibt Blanche ein Zeichen, worauf
sie die Wackeren attackieren. Malcom klatscht ein wohlgezielter Ball ins
Genick, dessen Überreste ihm weit in die Kleidung hinein rutschen. Daraufhin
richtet er sich langsam auf, wendet sich gemächlich um und fixiert Joan, denn
nur für sie spricht dieser einzigartige Wurf. Diese jedoch mimt das
Unschuldslamm und beachtet ihn nicht, bewirft stattdessen seine Männer. Er
bahnt sich daraufhin mit unheilverkündendem Grinsen einen Weg in ihre Richtung.
Joan kreischt im Angesicht
dessen lachend auf. Einem aufgescheuchten Huhn gleich versucht sie, sich vor
seiner Rache in den Turm zu retten, doch der tiefe Schnee hindert sie wie
tausend an ihr zerrender Hände alptraumhaft am Vorwärtskommen. Schon ist er bei
ihr, umfasst ihre Taille und drückt sie mit dem Gesicht voran unbarmherzig ins
kalte Weiß. Händeweis schleudert sie ihm den Schnee ins Gesicht, doch es
verschlimmert nur ihre Lage. Schließlich fleht sie lachend um Gnade, die ihr mit
boshafter Verzögerung großzügig gewährt wird. Als sie sich klatschnass
aufrappelt, erkennt sie plötzlich, dass sich Malcom in einer energischen
Schlacht mit Blanche und Awin befindet. Sie schenken ihm nichts, was Joan dazu
verleitet, sie schadenfroh zu unterstützen. Als er zu Boden geht und sie ihn
weiterhin gnadenlos bewerfen, will sie sich schon erbarmen, doch plötzlich
stehen ihm Jeremy, Kenneth und Angus bei.
Awins Schelte, sie mögen sich
zurück an die Arbeit scheren, entlockt ihnen lediglich heiseres Gelächter.
Nichts kann sie mehr aufhalten. Schließlich befindet sich Malcom wieder über
Joan und reibt ihr mit einer Ladung Schnee das Gesicht ein. Das erstickte
Geschrei ihrer Mitstreiterinnen bezeugt ihr, dass es ihnen nicht besser ergeht.
Heda tänzelt aufgeregt kläffend um Malcom herum, ist ihr jedoch keine große
Hilfe. Dann geschieht etwas Wunderbares. Ein Schneeball trifft Malcom mitten
ins Gesicht. Er lässt von ihr ab, um sich den Schnee aus den Augen zu reiben,
doch er kommt nicht dazu, da ihm in kurzer Folge zwei weitere Treffer schwer
zusetzen. Joan krabbelt aus seiner Reichweite und erkennt Ulman als ihren
Retter in der Not. Zusammen mit Rupert befreit er die Damen aus ihrer
misslichen Lage. Joan hechtet zu ihnen hinüber und nun bricht der Kampf erst
richtig los. Ganz undamenhaft steht ihr Awin zur linken Seite und bewirft
Malcom und seine drei Mannen mit lautem Geschrei. Ulman zu Joans Rechten
tauscht mit ihr darüber vergnügte Blicke. Rupert stürmt mit Blanche vor und sie
treiben die Barbaren in die Enge. Mit lautem Gebrüll machen sie ihnen den Gar
aus. Heda kläfft ihren rücklings gefallenen Herren aufgeregt an, um ihm dann
aufmunternd übers nasse Gesicht zu lecken.
Die Schar
Kinder steht eingeschüchtert in einer Ecke des Hofes und verfolgt die ausgelassene
Schlacht der feinen Gesellschaft mit großen Augen.
Ihr Haar
ist längst wieder getrocknet und sie haben frische Obergewänder angelegt. Nach
dem gezwungenermaßen leichten Abendmahl verspüren sie noch nicht die nötige
Bettschwere, so dass sie sich die Zeit vor dem Schlafengehen mit Backgammon,
Würfeln und Gesang vertreiben. Awin spielt überaus geschickt auf
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