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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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schwermütigen Seufzen begegnet
sie seinem forschenden Blick. „Doch scheinbar habe ich mich in Ulman
getäuscht.“
    Amál gibt sich erstaunt. „Weil
er mit einer Bademagd zusammenlag?“
    Joan erstarrt. Nun hat sie
traurige Gewissheit. Auch wenn sie es befürchtete, zerreißt es ihr beinahe das
Herz. Sie wendet sich ab, damit er ihre Verfassung nicht bemerkt.
    „Joan.“ Sie spürt seine Hand auf
ihrer Schulter ruhen. „Es macht verdammt einsam, dich zu lieben. ... Du würdest
Malcom niemals fallen lassen, bist jedoch für die Liebe seiner Brüder
empfänglich. Es macht alle unglücklich, dich eingeschlossen.“
    „Meine Empfänglichkeit kommt
wohl nicht von ungefähr“, schnaubt sie. „Ihr alle drei legtet eine mehr oder
weniger heftige Emsigkeit an den Tag, um mich zu vereinnahmen!“ Doch muss sie
ihm insgeheim beipflichten und streicht sich aufgelöst eine Haarsträhne hinters
Ohr.
    „Oh Joan. Ich will alles andere,
als dir irgendeine Schuld zuzuschieben. Doch tu euch den Gefallen und vergiss
Ulman endlich. ... Er vermag deine Hoffnungen ohnehin nicht zu erfüllen, hat
dich enttäuscht. Und er wird uns in naher Zukunft sowieso verlassen.“
    Sie nickt. „Ich weiß. Doch es
tut verdammt weh.“
    „Ja, ich weiß, was du meinst.
Aber manchmal muss die Vernunft über die Gefühle siegen.“
    Nachdenklich wendet sie sich
ihm wieder zu.
    Er nickt. „Ich weiß nur zu gut,
wie es Ulman geht. Anfangs war ich nur für Miriam bereit, um mich von dir
abzulenken, wenn ich ehrlich bin. Doch es wurden mit der Zeit tiefe Gefühle
daraus. ... Gibt es einen Grund, warum du nie GANZ zu Malcom stehst?“
    Seine Worte geben ihr zu
denken. Sie schüttelt verwirrt den Kopf.
    „Wenn du dich endlich ganz auf
ihn einließest wärst du überrascht, wie tief Liebe gehen kann, Joan.“
    „Ich liebe ihn doch“, murmelt
sie trotzig.
    Er zuckt die Schultern. „Ich
habe den Eindruck, als liefest du stets vor ihm davon.“
    Zögernd schüttelt sie den Kopf.
    „Du willst im Grunde niemanden
allzu nah an dich herankommen lassen, habe ich Recht?“
    „Das ist doch nicht wahr. Es
sind eher zu viele, zu denen ich mich hingezogen fühle. Ich lass sie näher an
mich heran, als für Malcom und mich gut sein könnte.“
    „Ja, doch am Ende stößt du
damit unweigerlich ALLE vor den Kopf.“
    „Was versuchst du mir zu
unterstellen?“
    Er seufzt. „Nichts. Ich werde
jedenfalls nicht schlau aus dir. Doch vielleicht bringt es etwas, wenn du
einmal in dich gehst. Mag sein, dass du dann endlich herausfindest, was du
eigentlich willst.“
    Sie hat ihn noch nie derart
tiefsinnig erlebt. „Du scheinst dir ja in der Tat viele Gedanken um mich zu
machen“, äußert sie verächtlich.
    Er nickt. „Ja. Es lenkt ab. Und
ich will, dass mein Verzicht nicht umsonst war. ... Besinne dich wieder darauf,
warum du einst Malcom geheiratet hast. Und lass endlich diese zerstörerische
Flatterhaftigkeit!“
    Ihr bleibt vor Sprachlosigkeit
die Luft weg. Er kommt ganz nah an sie heran. „Du solltest dich wirklich
fragen, welches Ziel du damit verfolgst“, meint er mit eindringlichem Blick.
    Sie schnieft verächtlich,
während sie verstohlen beobachtet, wie er ihr den Rücken zuwendet und zum
Wohnhaus zurückkehrt. „Kein bestimmtes Ziel. Ich BIN einfach so unstet“,
erwidert sie leise und setzt sich auf eine nahe Bank, um ihr Zwiegespräch zu
verdauen. Sie weiß, dass er sie nicht kränken wollte, sondern nur ihr Bestes
will. Doch sie beschleicht das ungute Gefühl, dass er verletzt, wohl gar
eifersüchtig sein könnte. Seufzend rückt sie das Gesicht in die warmen
Sonnenstrahlen. Eine Amsel liest die umherliegenden Regenwürmer aus der Erde
des Beetes, in welchem sie das Unkraut ausgrub. Joan bemerkt, dass sie sich
absichtlich ablenken lässt, um nicht nachdenken zu müssen. Und das, obwohl Amál
sie darum bat. Ein großer Schatten fällt auf sie, woraufhin sie aufblickt.
Rupert steht vor ihr und kratzt sich verlegen an der Augenbraue. Er räuspert
sich.
    „Joan, ich habe ein lästiges
Problem.“
    Sie runzelt überrascht die
Stirn.
    „Herrgott noch mal“, flucht er
und kratzt sich ausgiebig am Schritt.
    In böser Vorahnung zieht sie
die Brauen zusammen. Er hatte bereits zwei Mal beim Würfeln um den
heißersehnten Ausgang gewonnen. „Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen“,
erwidert sie abweisend, wobei sie sich abrupt erhebt. Sie liest ihren
Grabestock auf und wendet sich ärgerlich wieder ihrer Arbeit zu.
    „Joan, tu mir das nicht

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