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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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den
Kopf und schließt wieder die Augen. „Erklär mir, was ich tun muss“, erwidert er
matt.
    Es scheint
sein voller Ernst zu sein. Joan seufzt resigniert. „Dein Starrsinn macht alles
nur noch schwerer“, äußert sie ungehalten, um sich dann hilflos zurück an die
Wand zu lehnen. „Also los. Ich will wissen, wie es aussieht!“
    Joan
schnallt sich den Schwertgurt um und zieht ihre Tunika darunter glatt. Malcom
betritt das Gemach und stutzt, als er ihrer ansichtig wird. „Was hast du vor?“
    „Ich muss noch etliche Kräuter
besorgen.“
    „Um diese nächtliche Zeit?“
    Sie nickt unbeirrt. „Rupert
geht es nicht gut. Ich will seine Beschwerden lindern.“ Es scheint Malcom zu
überraschen.
    „Was fehlt ihm denn?“
    Joan betrachtet ihn abwägend.
„Versprich, dass du es für dich behältst. Er bringt mich sonst um, wenn etwas
durchsickert.“
    Er zuckt die Schultern und
nickt erwartungsvoll, macht jedoch sogleich ein ungläubiges Gesicht. „Doch
nicht etwa das, woran ich soeben denke?“
    „Wenn du an die Krätze denkst,
liegst du richtig.“
    Malcom setzt eine nicht eben
erfreute Miene auf, die dann jedoch in eine skeptische wechselt. „Und du stehst
vorbehaltlos hinter ihm?“
    Sie hebt abwehrend die Hände.
„Oh nein, das nun nicht gerade. Doch es geht ihm wirklich dreckig. Der Ritt
heute gab ihm den Rest. Es ist alles eine einzige suppende, eitrige Entzündung.
Und er fiebert.“
    Seine Vorstellungskraft lässt
ihn schmerzhaft das Gesicht verziehen. „Also gut. Aber du gehst nicht allein“,
legt er fest.
    „Nein, das hatte ich nicht
vor.“ Sie kommt nah an ihn heran und legt die Arme um seinen Hals. „Ich bin ein
gehorsames Eheweib.“
    Mit einem Grinsen umfasst er
ihre Taille. „Das wäre mir bekannt“, erwidert er und küsst sie auf den Mund.
    Sie lächelt. „Ulman wird mich
begleiten.“
    Er
erwidert ihr Lächeln und nickt zustimmend.
    Sie treten
mit einer Fackel aus der niedrigen Tür, welche in einen der beiden Torflügel
eingelassenen ist, auf die Straße hinaus und ziehen sie hinter sich zu. Ein
paar vereinzelte Gestalten sind noch unterwegs. Man wirft ihnen scheele Blicke
zu. Doch Ulmans Anwesenheit beruhigt Joan. Einen besseren Fechter könnte sie
sich kaum zu ihrer Verteidigung an die Seite wünschen. Schweigend gehen sie
nebeneinander her. Es hat etwas Vertrautes. Und dennoch steht etwas
Unüberwindbares zwischen ihnen.
    Er wirft ihr von der Seite
einen flüchtigen Blick zu. „Joan. Das mit uns muss aufhören.“
    Sie ist überrascht und
gleichsam betroffen. „Woher kommt dein plötzlicher Sinneswandel?“
    Ulman schüttelt bedächtig den
Kopf. „Er kommt ganz und gar nicht plötzlich. Glaubst du, es lässt mich kalt,
was Malcom empfinden mag?“ Er betrachtet sie wieder. „Wir sollten es uns nicht
zu schwer machen. Unser Abschied steht ohnehin unausweichlich bevor.“
    Sie schnieft verächtlich. „Hast
du dich deswegen mit einer Magd getröstet? Ich glaubte, es wäre mehr, was uns
verbindet.“
    Er nickt. „Das ist es auch.
Doch wir wohnen viel zu eng aufeinander, als dass wir uns noch länger unbemerkt
treffen könnten. Lass uns das beenden. Warum sollen wir uns auf diese letzten
Tage alle gegenseitig quälen?“
    Joan bleibt stehen. „Ich
verstehe dich plötzlich nicht mehr. Ich könnte damit leben, dich nicht mehr zu
treffen, wenn auch nur quälend schwer. Doch warum kannst du nicht damit warten,
dich zu einer anderen zu legen, bis es wenigstens nicht mehr unter meinen Augen
geschieht?“
    Er bleibt mit dem Rücken zu ihr
stehen und scheint nach einer Antwort zu suchen. Sie lässt ihn nicht aus den
Augen, möchte ihn endlich begreifen. Schwerfällig dreht er sich zu ihr herum.
    „Wie kannst du nur annehmen,
dass ich derartiges tat?“ Seine Augen wirken im Schein der Fackel dunkel und
traurig.“
    Es verschlägt ihr die Sprache.
Langsamen Schrittes kommt sie vor ihn. Es war Malcom, der ihr Misstrauen
schürte und Amál fachte es mit seiner bestätigenden Bemerkung an. Von selbst
wären ihr nie diese Zweifel an Ulman gekommen.
    „Warum ließt du mich dann in
dem Glauben“, fragt sie reuevoll.
    „Du hast mich damit verletzt.
... Und ich hatte die einfältige Idee, dass es für uns besser wäre, wenn wir
Abstand zueinander gewännen.“
    Sie nickt erkennend. „Ich
bemerke, dass du mit Amál gesprochen haben musst. Eure Worte ähneln sich.“
    Er seufzt. „Ja. Das ist
richtig.“ Ihr bleibt das Herz stehen, als er mit einem Male ganz nah heran
kommt. „Joan. Was

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