Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
Vom Netzwerk:
Die Färbung seines
Gesichtes steht dem Grünblau Amáls in nichts nach. Joan betrachtet ihn
verärgert, so dass er verwundert die Augenbrauen hochzieht.
    Amál neben ihm lacht gedämpft.
„Sehe ich ebenso übel aus? Sie hat deine Fresse ja ziemlich zermanscht.“
    Ulman stöhnt gequält. „Nicht
nur die.“
    „Das Jammern könnt ihr euch
sparen“, brummt Joan mitleidlos, so dass Amál sie vergnügt betrachtet.
    „Oh, du solltest nicht so hart
gegen Ulman sein. Er hat mir lediglich aus der Misere geholfen.“
    Ulman lacht in sich hinein und
schüttelt den Kopf. „Wie konntest du dich nur mit solch einer Furie einlassen?“
    Amál legt bestürzt den Finger
vor den Mund und blickt zu seinen Männern. „Ich ahnte ja nicht, dass es sich um
eine routinierte Hure handelte“, raunt er. „Anfangs gab sie sich zahm wie ein
Kätzchen. Dann wollte sie mir nicht glauben, dass ich keinen Penny mehr besaß,
da ich feststellen musste, dass man mir den Geldbeutel gestohlen hatte.“
    Ulman nickt. „Worauf sie ihr
wahres Gesicht zeigte. ... Was musstest du auch deinen gesamten Geldbeutel mit
ins Badhaus nehmen! Dass man dort leicht bestohlen wird, ist doch nicht neu.“
    „Sie hat euch BEIDE so
zugerichtet“, mischt sich Joan ungläubig ein, womit sie sich Amáls entnervtes
Stöhnen einhandelt. Er blickt sich besorgt um.
    Sie ist verblüfft. „Die Frau
muss ich mir ansehen!“
    Ulman schüttelt den Kopf. „Es
war kein großes Kunststück. Amál war vor Trunkenheit kaum noch Herr seiner
selbst. Und sie hatte genügend Wut ...“
    „Und einen mächtigen Knüppel“,
ergänzt Amál murmelnd.
    Joan kann sich nur mühsam das
Lachen verkneifen, was in einem schadenfrohen Grinsen endet. Es trug sich alles
ein wenig anders zu, als sie angenommen hatten. Insgeheim fragt sie sich jedoch
weiterhin unentwegt, ob Ulman die Liebesdienste einer Bademagd in Anspruch
nahm.
    Ulman räuspert sich. „Sie hat
mich nur zweimal damit erwischt. Doch mir ist, als wären mir alle Knochen im
Leib zerborsten.“
    „Was habt ihr mit ihr
angestellt“, fragt Malcom beunruhigt.
    „Wir nichts mehr“, beteuert
Ulman. „Ich warf ihren Knüppel zum Fenster hinaus und konnte mich nur mühsam
beherrschen, sie nicht hinterher zu fördern.“
    „Wer war dieser bullige Kerl,
der dann auftauchte“, fragt ihn Amál.
    „Der Scharfrichter. Sie war aus
dem Frauenhaus entlaufen, das unter seiner Aufsicht steht, und er brachte sie
zur Räson“, entgegnet Ulman.
    „Eine
irre, entlaufene Hure, obendrein der Henker, ... ihr befandet euch wahrlich in
bester Gesellschaft“, mokiert sich Joan. Sie schüttelt zweifelnd den Kopf über
die beiden. Als sie ihre Verlegenheit bemerkt, entringt sich ihr ein geplagtes
Stöhnen. „Also gut“, lenkt sie ein. „Ulman, du kannst anschließend gleich bei
Amál bleiben. Ich will mir eure Blessuren ansehen.“
    „Du
solltest dich vorerst etwas schonen. Sie hat dir in der Tat zwei Rippen
gebrochen“, bemerkt Joan, während sie Amál einen Verband straff um den
Brustkorb wickelt. Sie späht zu der irdenen Schüssel mit den gelben Blüten von
Arnika, welche sie mit Weinessig überbrühte. Der Aufguss dürfte nun kühl genug
sein. So tränkt sie eine Stofflage darin, die sie Amál anschließend auf die
Blutergüsse im Gesicht legt.
    „Was ist das“, fragt er
argwöhnisch.
    „Eine warme Auflage aus den
Blüten des Wundkrauts. ... Ich lass dir etwas vom Aufguss hier. Du solltest es
wiederholen, wenn du dich schlafen legst.“
    Mit einem Nicken lehnt er sich
entspannt auf seinem Bett zurück.
    Sie wendet sich Ulman am
Fenster zu, wobei sie bemerkt, dass er mit dem zweiten Blick sieht. „Ulman?“
    Er kommt heran und setzt sich
neben sie auf die Matratze, lässt den Blick jedoch nicht von Amál. „Das ist
wirklich aufschlussreich. Das solltest du dir ansehen. Die Farbe vom Heilkraut
und seiner Erkrankung stehen in direkter Beziehung zueinander“, raunt er.
    Sie schüttelt den Kopf, um
wortlos einen Finger über ihren Mund zu legen.
    „Was flüstert ihr da“, fragt
Amál, wobei er die Auflage über einem Auge etwas anhebt, um einen
misstrauischen Blick auf sie beide zu werfen. „Welche Farben?“
    Joan stöhnt. „Nichts.
Vielleicht mag es dir Ulman später erklären. Ich stehe auf Kriegsfuß mit den
Farben.“
    Amál betrachtet sie um keinen
Deut schlauer. Seufzend bedeckt er das Gesicht wieder mit der Auflage, als sich
Joan erneut Ulman zuwendet.
    „Die Prellungen im Gesicht
behandelst du wie Amál.“
    Er nickt und

Weitere Kostenlose Bücher