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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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an“,
ruft er verzweifelt. „Ich scharre mich bald tot.“
    „Das hättest du dir vorher
überlegen sollen“, antwortet sie kühl.
    Er kniet neben ihr nieder. „So
kaltherzig kannst du doch nicht sein“, fleht er, so dass sie ihren Stock zornig
zu Boden wirft und sich fahrig erhebt.
    „Sind denn hier alle verrückt
geworden? Ich habe nicht die geringste Lust, das gut zu heißen und auch noch zu
unterstützen!“
    Er weicht ihrem Blick aus.
„Keine Sorge. Ich bin kuriert“, erwidert er kleinlaut.
    „Verruchtes Mannsvolk“,
schimpft sie mit fuchtig in die Seiten gestemmten Händen. Sie wünscht sich
plötzlich weit fort von diesem beengten Ort. Irgendwohin, wo sie nicht ständig
gnadenlos mit den abgrundtiefen Gewohnheiten dieser Mannsbilder konfrontiert
wird.
    Rupert erhebt sich mit
betretener Miene. „Du machst dir keinen Begriff, wie schwer mir dieser Gang
hier fiel. Doch es ist nicht mehr auszuhalten.“
    Sie atmet durch. „Nicht, dass
du mich dauerst“, stellt sie klar. „Doch ich will nicht, dass es sich
ausbreitet.“
    Er atmet hörbar auf.
    „Wie schlimm ist es denn?“
    Er seufzt. „Alles ist blasig,
verkrustet und blutig gekratzt.“
    „Furunkel?“
    Seine Augen weiten sich.
„Nein“, ruft er entsetzt.
    „Und wo genau?“
    Er reibt sich betreten die
Nase. „Du weißt schon.“
    „Nur dort oder schon in
Leistenbeugen, Kniekehlen ...?“
    „Nur dort. ... Nur ist gut!“
    Sie nickt und muss sich ein
Grinsen verkneifen. „Also gut. Zuerst rasiere dich dort großzügig. Gib dabei
Acht, die Kratzwunden und Blasen nicht wieder aufzureißen. Ich werde jemanden
losschicken, um das wirksame Kraut zu besorgen und gebe dir dann etwas zum
Auftragen.“
    „ICH werde es besorgen“, wendet
er eilig ein. „Wenn die anderen Wind davon kriegen, wird mich ihr Spott bis ans
Ende meiner Tage verfolgen.“
    Sie grinst. „Ich fürchte, es
wird ihnen schwerlich verborgen bleiben, wenn du deine Leibwäsche jeden Tag
wechseln musst, um sie auskochen zu lassen.“
    Er macht eine bestürzte Miene.
„Genügt es nicht, nur die Bruech auszukochen?“
    Sie zuckt die Schultern.
„Bestenfalls.“
    Er stöhnt gequält.
    „Und du darfst dich nicht mehr
auf den Donnerbalken setzen. Sonst könnten auch die anderen von der Krätze
heimgesucht werden. ... Ich glaube, dann wäre dir noch schlimmeres Ungemach
gewiss. Der Unmut von unfreiwillig Enthaltsamen, die absolut unverdient die
Nebenwirkungen deiner Liebesabenteuer mit dir teilen müssen.“
    Rupert schluckt. „Ich hoffe, es
ist nicht bereits zu spät.“
    „Wohlan, wir sollten keine Zeit
mehr verlieren. Besorge mir Krätzkraut, auch Scabiosenkraut genannt. Ich
benötige die beblätterten Stengel samt der Blütenköpfchen.“
    Er nickt eifrig und kratzt sich
noch einmal ausgiebig, was sie pikiert zur Seite blicken lässt. „Ich stehe mal
wieder tief in deiner Schuld.“
    Mit einem
selbstsicheren Lächeln tippt sie sich an die Schläfe. „Ich werde es nicht
vergessen.“
    Joan sitzt
an der Tafel in der kleinen Halle und starrt in die Glut des Kamins direkt vor
ihr. Zwischen ihren Händen dreht sie versonnen einen Becher mit Ziegenmilch.
Jemand nimmt neben ihr Platz und sie blickt zur Seite, direkt in Malcoms
nachdenkliche Miene.
    Er hebt eine Braue. „Ich kann
mich nicht entsinnen, dich je beim Müßiggang angetroffen zu haben.“
    Joan seufzt. „Ich wünschte, wir
wären auf Farwick Castle. Dort wartet so viel Arbeit. Ich weiß nicht, was ich
hier soll. Mir fehlen die Kinder. Dann diese Enge. Man tritt sich bei jedem
Schritt gegenseitig auf die Füße“, macht sie sich Luft.
    Wie zur Bestätigung drängt ein
halbes Dutzend der Männer lautstark herein, um sich zu ihnen zu gesellen. Im Nu
liegen die Würfel auf dem Tisch.
    Er grinst und nimmt versöhnlich
ihre Hand. „Es ist das erste Mal, dass du dich beschwerst. Du musst schwanger
sein.“
    Sie knufft ihm vorwurfsvoll in
die Rippen. Es entlockt ihm ein vergnügtes Schmunzeln, mit dem er ihre Hand
küsst. „Heute traf ein Bote aus Westminster ein. Wir sollen bereits in vier
Tagen zur Anhörung erscheinen.“
    Sie macht eine freudige Miene.
„Welch gute Nachricht.“
    „Ja.“ Sein Gesicht nimmt
plötzlich einen besorgten Ausdruck an. Angespannt trinkt er einen Schluck aus
ihrem Becher.“
    Sie streicht ihm
beschwichtigend über den Arm. „Es wird sich alles zum Guten wenden. Glaube mir,
ich habe ein gutes Gefühl.“
    „Hm.“ Mit säuerlichem Gesicht
würgt er den Schluck herunter, sich angeekelt

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