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Die rote Halle

Die rote Halle

Titel: Die rote Halle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Schmidt
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er:
    Â»DeeDee, wir werden nicht weiterproben. Das war’s.«
    Â»Wenn du meinst«, sagte sie kalt. »Ich hoffe nur, wir kommen nicht
zu sehr in Verzug.«
    Sie sah Janina nicht an, als sie ging.
    Janina war sich sicher, dass DeeDee nicht begriffen hatte, dass sie
raus war. Dass Rost sie soeben als Tänzerin endgültig gefeuert hatte.
    Als die Tür hinter DeeDee zuklappte, wies Rost auf die Bestuhlung,
und sie half ihm von der Bühne, damit er sich setzen konnte. Er atmete schwer.
Janina wartete geduldig, dass er zu sprechen anfangen würde.
    Â»Ich habe Simon niemals angerührt.«
    Janina hatte erwartet, dass dieser Satz ihr Erleichterung
verschaffen würde. Aber nichts geschah. Sie spürte, dass das noch nicht alles
war. Rost rang mit sich, rang um Atem.
    Â»Aber ich hätte es gerne getan. Es ist immer stärker geworden, mit
jedem Jahr.«
    Â»Bist du darum damals von uns weggegangen?«
    Rost nickte. »Darum. Ja. Ich wollte ihm das nicht antun, und dir und
mir auch nicht. Ich wollte nicht mal mit dem Gedanken leben, ihm nichts
anzutun. Ich wollte, dass ich ihn überhaupt nie begehrt hätte.«
    Janina erlaubte sich nicht, sich von diesem Geständnis schockieren
zu lassen. Sie erlaubte sich nicht, das als Antwort gelten zu lassen. Sie
musste es genauer wissen.
    Â»Simon hat dich einen Kinderficker genannt. Er ist wegen dir hier
abgehauen. Ich habe ihn seit fünf Tagen nicht gesehen.«
    Janina zog ihr Handy hervor, um ihm die SMS zu zeigen.
    Für mich ist Joe ein beschissener Kinderficker.
    Â»Wenn du ihm nichts getan hast, warum nennt er dich dann so? Erklär
es mir.«
    Rost schüttelte hilflos den Kopf.
    Â»Ich schwöre, dass ich es nicht weiß. Es ist nichts vorgefallen,
niemals. Ich habe ihn nicht angerührt. Ich habe den Jungen nicht angerührt. Ich …«
    Â»Ja?«
    Â»Vielleicht bin ich trotzdem schuld, dass er abgehauen ist.«
    Â»Wie?«
    Â»Weil ich es ihm gesagt habe. Ich habe Simon gesagt, er sollte
besser … abhauen … ein neues Leben anfangen.« Rost wirkte plötzlich wieder
verwirrt, seine Stirn war gerunzelt, als ob er sich nicht richtig erinnern konnte.
»Ich habe ihm doch dafür fünftausend Euro gegeben. Oder war das …?«
    Â»Fünftausend Euro? Damit er aus deinem Leben verschwindet?«
    Rost schlug mit der Faust auf den Stuhl neben sich.
    Â»Ja, verdammt! Nein! Ist das nicht offensichtlich? Um es
wiedergutzumachen!«
    Â»Was gibt es gutzumachen, wenn du ihm nichts getan hast?«
    Rost sank in sich zusammen.
    Â»Nicht an ihm, Janina. Allgemein. Das verstehst du nicht. Das
versteht niemand, der nicht so fühlt wie ich.«
    Janina hatte einen bitteren Geschmack im Mund, den sie am liebsten
vor ihm ausgespuckt hätte. Er hatte recht. Sie konnte ihn nicht verstehen, sie
wollte ihn auch nicht verstehen. Wozu sollte sie auch verstehen, warum jemand
darauf stand, Kindern wehzutun, sie für ihr Leben zu zeichnen.
    Rost schüttelte unschlüssig den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher …
Janina, hab ich Simon das Geld gegeben?«
    Janina schwieg.
    Â»Ich will so nicht sein«, sagte Rost. »Niemand will das. Ich hasse
mich dafür, für diesen Wurm in meinem Hirn, für diesen Fehler. Darum gehe ich
nicht ins Krankenhaus. Verstehst du?«
    Nein, verstand sie nicht, wollte sie nicht verstehen. Das waren
seine Probleme, nicht ihre. Es war ihr egal. Sie wollte nur Simon wiederhaben.
    Â»Josef, denk nach. Hast du nun Simon fünftausend Euro gegeben oder
nicht?«
    Rost sah sie aus angstvoll geweiteten Augen an und schüttelte zuerst
den Kopf, nickte dann aber.
    Â»Ja. Ja, hab ich wohl.«
    Â»Wenn ich rausfinde, dass du gelogen hast, dann bist du dran, Josef.
Dann ist es mir scheißegal, dass du nicht mehr viel Zeit hast. Dann bring ich
dich in den Knast. Verstehst du das ?«
    Diesmal zögerte er nicht mit seiner Antwort.
    Â»Ja.«
    DeeDee konnte die Schrift auf dem Display kaum entziffern,
sie hatte zu lange aus dem Fenster in die untergehende Sonne gestarrt. Die
Sonne war rot heute, sehr malerisch, sehr unheilschwanger. Meine Güte, wie kitschig.
    Wir müssen über Josef reden. Und über Deinen
Vater. Es ist wichtig. Ruf mich an! Mam.
    DeeDee fluchte. Die Sache lief aus dem Ruder. Das lag natürlich
hauptsächlich an Rosts Unfähigkeit, aber Janina wurde mittlerweile auch zu
einem Klotz am Bein, und Dave wandte sich ihr immer mehr

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