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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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gaga war, immer »seine kleinen Scheißlaunen« nannte.
    Und in diesem Zustand befand Opa sich, weil er eigentlich ein Dauerzustand war, und außerdem weil er wegen dieser Verbrecher, die jetzt den Bass Pro Shop in der Hand hatten, ein Fußballspiel zwischen El Tricolor, der mexikanischen Nationalmannschaft, und deren verhassten Rivalen, Los Llaneros aus Venezuela, verpasste, ein Spiel, an dem er starke finanzielle Interessen hatte.
    Wie üblich, wenn ihn der Jähzorn packte, war Opa so still geworden wie die Buddhastatue, die er ihm auf ihrer gemeinsamen Thailandreise gezeigt hatte. Außerdem hatte er Little Ritchie noch in ein Bordell mitgenommen, in einem Viertel, das Soy Cowboy hieß, damit er es sich besorgen lassen konnte und, wie Opa sich ausdrückte, nicht so ein Perversling wurde wie Onkel Manolo, der Little Ritchie einmal »komisch gekommen« war, damals in Onkel Manolos Hot Tub.
    Der Abend mit dem Thai-Mädchen war für Little Ritchie sehr erhellend gewesen, aber nicht so, wie Opa es sich gedacht hatte.
    Sie hieß Rose und Little Ritchie hatte es zwar nicht ganz hinbekommen, »es mit Rose zu machen«, hatte sich aber bis über beide Ohren in sie verliebt und schickte ihr jeden Monat via PayPal sein halbes Taschengeld. Und bald würde er ihr ein Flugticket kaufen, damit sie bei ihm in seinem Zimmer wohnen konnte, bis er den Highschool-Abschluss hatte und in Opas Firma anfangen würde, damit sie eine Familie gründen konnten.
    Aber jetzt musste Little Ritchie Pipi machen, was er Opa schon längst hätte erzählen sollen.
    »Opa …?«
    Er hörte, wie Opa sich im Dunkel raschelnd zu ihm umdrehte. Als Opa ein Psst in seine Richtung machte, traf ihn ein Schwall von dessen Zigarrenatem mitten ins Gesicht.
    »Aber ich muss mal Pipi machen, Opa«, flüsterte er verzweifelt.
    »Geht nicht«, antwortete Opa in einem tiefen knurrenden Zischen. »Drinnen halten. Irgendwann kommt einer dieser Wichtel hier vorbei und dann mache ich ihn alle. Dann kannst du Pissen gehen.«
    Das »Allemachen« könnte schwieriger werden, als es klang, dachte Little Ritchie. Als dieser Typ auf Zehenspitzen am Zelt vorübergeschlichen war, hatte sein Schatten so groß ausgesehen wie der Kodiakbär mitten im Laden. Ein Kodiakbär mit einem Schießgewehr in den Pfoten.
    Wieder Zigarrenatem in seinem Gesicht.
    Opa war ganz nah.
    »Da«, sagte er und gab Ritchie etwas in die Hand. Fühlte sich an wie eine Wasserflasche. »Da kannst du reinpissen.«
    »Ich kann nichts sehen …«
    »Such deinen piccolo pezzo und steck ihn rein. Den Rest erledigt die Natur. Und jetzt Klappe halten, Ritchie. Im richtigen Augenblick nehme ich mir den Großen vor – das ist der capo – und dann das schwule Schlitzauge.«
    Little Ritchie bekam das mit der Wasserflasche einfach nicht hin. Mal im Stehen versuchen, dachte er sich. Er wappnete seine Blase, stand auf, brachte alles wieder in Position und wollte gerade Druck ablassen, als Opa sich zurücklehnte, worauf Little Ritchie auch einen Schritt zurück machte, weil er Opa nicht in den Kragen pissen wollte, und dabei stieß er rücklings an einen kleinen Blechtisch mit rostfreiem Küchenzeug direkt hinter sich, und rumms!, fiel er mit einem lauten Krach und leisen Klirren um und riss dabei einen Teil des Zeltes mit. Und jetzt hatte Opa genug und er packte ihn am Kragen, zerrte ihn hoch und sagte: »Scheiß drauf, wir machen diese Arschlöcher jetzt sofort alle!«
    Und schon war er nach draußen gekrochen, die Pistole im Anschlag, Kampfeslust im Gesicht; Little Ritchie zerrte er hinter sich her wie ein Kind, das vom Pferd gefallen war und sich in dem Steigbügeldings verfangen hatte.
    Das konnte nicht gut ausgehen.
    Sie hatten den verschalten Ventilator an der Rückwand des Maschinenraums im ersten Stock erfolgreich ausgebaut und schlichen sich in den Hauptverkaufsraum. Sie ließen Coker vorangleiten, damit er in Position gehen konnte.
    Coker baute sich im Obergeschoss links in einer Ecke auf – auf dem Kanonendeck, wie er es nannte – und konnte von dort aus einen großen Teil des Ladens überblicken.
    Coker machte einen Schnellcheck mit dem Nachtsichtgerät. Vom taktischen Standpunkt aus ließ sich das Obergeschoss, das im Wesentlichen offen war – außer den Vitrinen mit den Waffen und der Munition verstellte nur wenig anderes den Blick –, relativ leicht abdecken. Nach einer Minute hatte Coker mit der gebotenen Sorgfalt sichergestellt, dass Deitz sich nicht dort aufhielt. Auch von Chu war nichts zu

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