Die Rueckkehr
tat. Er kippte auf eine Auslage mit Pfeilen und Bögen, bäumte sich noch einmal auf, mit gefletschten Zähnen, in jener hoch aufgerichteten Ich-mach-mir-gleich-in-die-Hosen-Kodiak-Pose, die der Tierpräparator ihm mitgegeben hatte. Im wirklichen Leben, als sein Pelz noch der seine gewesen war, hatte der Kodiakbär in den Grand Tetons mitten auf einer Bergwiese auf seinen vier Buchstaben gesessen, und der wilde Weizen und die Butterblümchen standen ihm bis an die Hüften. Als ein Jäger aus Wyoming ihm mit einer Magnum Express aus hundert Metern Entfernung ein faustgroßes Loch ins Gekröse blies, nuckelte er gerade friedlich an ein paar überreifen Kicherbeeren. Sein ausgestopfter Wiedergänger zuckte noch ein paar Mal, dann lag er still und nichts regte sich mehr.
Coker kniete neben Beau.
»Nick?«
»Ich bin hier, Coker«, sagte Nick von unten, mit fester Stimme, aber angespannt. »Wie geht es Beau?«
Coker setzte schon Notrufe ab. Beau hielt den Blick starr nach oben auf einen der Deckenstrahler über sich gerichtet. Seine Lippen bewegten sich und auf seinen Wangen stand der Schweiß. Coker legte das Funkgerät weg und rief Nick etwas zu.
»Eintrittswunde im Bauch unmittelbar unter der Schutzweste. Keine Austrittswunde. Die Sanis sind unterwegs.«
»Kompresse auflegen. Sag ihm, ich bin gleich da. Ich muss nach den Zivilpersonen schauen. Kannst du einen scheiß Lichtschalter finden? Ich kann nichts sehen.«
»Was ist mit Deitz?«
Nick entfernte sich.
Kurz darauf rief er etwas.
»Deitz ist tot.«
»Wo ist Andy Chu? Hier oben ist er nicht.«
Coker presste ein Stück Stoff auf Beaus Bauch. Der Druck ließ Beau aufstöhnen, er wollte sich aufsetzen, packte mit blutigen Fingern Cokers Unterarm und klammerte sich fest.
»May«, krächzte er, dann verlor er das Bewusstsein. Coker legte ihm einen Finger an die Halsschlagader.
Sein Pulsschlag war schnell, aber kräftig.
Coker wusste, dass man an einer Schussverletzung weniger leicht starb als an anderen Verletzungen, solange die Kugel keine Arterien durchschlagen hatte. Aber vom Geräusch des Treffers und der klar umrissenen Eintrittswunde her vermutete Coker, dass Deitz sein Gewehr mit einer Munition geladen hatte, die unter Jägern deer slugs hieß – eine einzige schwere Bleikugel anstelle der üblichen Schrotkugeln. Auf große Entfernung waren sie übel, aber aus der Nähe konnte man mit einer Kugel dieser Größe einen Kodiakbären erledigen.
Wenn Coker recht hatte, ließ sich unmöglich sagen, was diese Kugel in Norletts Innereien angerichtet hatte. Wenn er durchkam, würde Beau Norlett nie wieder ganz der Alte werden.
Die Ladenbeleuchtung ging an und blendete ihn einen Augenblick lang. Er hörte Stimmen und schwere Schritte von weiter hinten. Cops und Sanis strömten auf das obere Kanonendeck. Coker trat zurück, damit sie sich Beau vornehmen konnten. Nick war im Laden verschwunden. Kurz darauf war er am Funkgerät.
»Ich habe Chu. Er liegt unten beim Angelbedarf mit einem großen Loch in der Brust. Er ist bei Bewusstsein und ansprechbar. Könnte durchkommen.«
Coker tippte einem Sani auf die Schulter, gab weiter, was Nick gesagt hatte, und ging wieder ans Funkgerät, während zwei Notärzte die Treppe hinunterliefen.
»Was ist mit Maranzano?«
Schweigen.
»Maranzano ist hier. Starrer Blick, erweiterte Pupillen. Sieht nach deiner Munition aus. Körpermitte. Herzdurchschuss.«
Coker wusste, dass es ein anständiger Schuss gewesen war, aber Maranzano war eine Zivilperson, und der Einsatz im Laden hatte vor allem dem Schutz von Zivilpersonen gedient. Es würde eine Untersuchung geben.
Coker würde sehr genau darauf achten müssen, dass die Spurensicherung die 44er-Kugel fand, die Maranzano auf Nick abgefeuert hatte. Nick würde seine Aussage bestätigen, aber vielleicht hing Cokers Karriere an dieser Kugel.
»Der Junge?«
Stille.
Wieder Nick, mit schleppender Stimme.
»Er ist hier. Einschuss im Oberschenkel.«
»Herrgott. Von mir?«
Stille.
»Nein. Sieht nach einer Gewehrkugel aus.«
»Lebenszeichen?«
Wieder Stille.
»Nein. Schlagader durchschossen. Er ist tot.«
Endicott hatte es sich auf dem weichen Ledersitz des Cadillacs gemütlich gemacht und sah sich den Videostream auf seinem iPhone an. Warren Smoles sprach gerade direkt in die Kamera von Fox News, fesch wie immer. Er nannte das Ganze den Ritt zum Galleria-Einkaufszentrum , und zwar deshalb, wie er mehrfach betonte, weil es hier genauso um Lynchjustiz gehe wie in dem
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