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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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der Luft. Wenn sie nicht am Steuer gewesen war, musste jemand anderes das Auto gelenkt haben.
    Die Taucher – und die Zuschauer, Nick, Tig, Farrier und Lemon – waren sich einig, dass es das Gewicht des Autos gewesen sein musste, das ihren Körper tiefer in das Wurzelwerk gedrückt hatte.
    »Bekommt ihr sie da raus?«, wollte Farrier wissen. Schweigen.
    »Boss, diese Wurzeln … bewegen sich.«
    Farrier verzog das Gesicht.
    »Natürlich tun sie das. Die Strömung hat sieben Knoten und ihr habt einen Strudel hinter euch.«
    Call meldete sich.
    »An der Strömung liegt es nicht, Boss. Mike hat recht. Sie bewegen sich. Als würden sie sich um die Frauenleiche schlingen. Man sieht, wie sie sich festziehen.«
    Farrier warf Tig und Nick einen Blick zu und ging dann wieder ans Funkgerät.
    »Schön ruhig bleiben, Evan. Halt mal den Scheinwerfer drauf.«
    Das tat Call. Der weiße Lichtkegel brannte sich durch das trübe Wasser in das Wurzelwerk. Plötzlich blickte Nick Alice Bayer ins aufgequollene Gesicht, die geschwollenen Augen waren geöffnet, zwei milchige grüne Glasperlen. Ihr Mund war verzogen, im Todeskampf vermutlich, und ihre Zahnprothese hatte sich gelöst, ein Anblick von obszöner Komik. Wurzeln hatten sich um sie gelegt und ihre Arme waren über dem Kopf ausgestreckt, die Fingerspitzen wund und eingerissen, die Handflächen aufgeschürft, als hätte sie versucht, sich aus einer Falle zu befreien. Man konnte sich gut vorstellen, wie ihre letzten Augenblicke ausgesehen hatten.
    Nick ließ das Bild auf sich wirken und es brannte ihm sich ein; er würde es brauchen, um sich ganz auf das konzentrieren zu können, was hier am Wichtigsten war.
    Höchstwahrscheinlich hatte ihr das jemand angetan, und wer immer es war, Nick würde ihn finden und hinter Gitter bringen.
    Wer immer es war.
    »Was ist das da hinter ihr?«, fragte Tig.
    Call ging mit dem Scheinwerfer näher heran. Ein paar Zentimeter hinter ihr steckte noch etwas in der Wurzelmasse. Es sah aus wie ein Käfig aus Zweigen. Oder Knochen. Etwas Rundes war darin.
    Ein Ei , dachte Nick. Ein Ei in einem Korb .
    »Eines dieser Knochenkorb-Dinger.«
    Farrier verlor die Geduld.
    »Evan, du gehst mit Mike da rein und ihr holt die arme Frau da raus, sonst springe ich in meine Montur und mache es selber. Und dann gibt es Konsequenzen. Ist das klar?«
    Stille.
    »Jawohl, Ma’am.«
    »Dann los.«
    Und los gings.
    Es dauerte eine weitere halbe Stunde, dann war es Call und Tuamotu gelungen, die Leiche von Alice Bayer aus dem Wurzelwerk zu schälen und sie an die Oberfläche zu bringen, wo sie mit ihren langen grauen Haaren in der Strömung lag. Ihr Fleisch war weich und wächsern. Sie war so stark angeschwollen, dass ein Silberhalsband in ihrem Hals verschwunden war, und ihre Armbanduhr, ein unkonventionelles Modell von Fossil, hatte sich ihr ins Handgelenk gegraben. Es handelte sich um eine Uhr mit Datumsanzeige, und natürlich war sie stehengeblieben. Sie konnte dabei helfen, den Todeszeitpunkt festzusetzen. Nick machte sich eine Notiz und packte ihre Hände in Plastik.
    Inzwischen hatte Tig den Wagen der Gerichtsmedizin gerufen, und es gelang den Männern vom Leichenschauhaus, sie ganz in einen Leichensack zu quetschen und die Doppeltür hinter ihr zu schließen.
    »Gibt es hier im Fluss Aale?«, fragte der eine Tig so leise, dass nur er es hören konnte.
    »Ja. Wieso?«
    Der Mann zuckte mit den Achseln und hob die Handflächen.
    »Dann hat sie welche im Körper.«
    Der andere, ein älterer Mann mit einem fahlen, wächsernen Gesicht und den Augen eines Bluthundes, nickte nur, mit einem entschuldigenden und gequälten Blick.
    »Kann vorkommen. Wenn die Leiche lange genug im Wasser ist. Sie dringen durch die Kehle ein. Oder rauf durch die …«
    »Danke«, schnitt Tig ihm das Wort ab. »Ihr habt mir echt den Tag versüßt.«
    »Hey. Es passieren schon komische Sachen, Lieutenant«, sagte der jüngere der beiden. »Gestern hat jemand zwei Kadaver aus einem Kühlwagen geklaut. Was kann man denn bitte mit zwei tiefgefrorenen Leichen wollen?«
    Tig wollte sich gerade umdrehen.
    Er hielt inne.
    Nick auch.
    »Aus einem Kühlwagen?«, fragte er. »Wo?«
    Der Mann grinste seinen Kollegen an.
    »Von einem gesicherten Parkplatz der State Police bei Gracie.«
    Der Bluthund-Mann meldete sich zu Wort.
    »Das waren die beiden Typen, die neulich bei der Polizei-Verfolgungsjagd umgekommen sind. Diese Brüder. Shugrue? Shogun? Vom FBI gesucht. Die bei dem Unfall umgekommen sind, bei

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