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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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Farrier. »Mach langsam, bitte. Du hyperventilierst gleich.«
    »Ich hasse diese Wurzeln«, sagte Call, mehr zu sich selbst.
    Ein paar Sekunden später war er am Heck des Wagens. Tuamotu schwamm zu ihm und gab ihm Halt, während er unter das Chassis langte und nach einer festen Verankerung für den Haken suchte. Sie hörten, wie er etwas murmelte, und seinen pfeifenden Atem, als er mit dem Kabel kämpfte. Tuamotu packte Call am Gürtel und hielt dessen schmächtige Gestalt von den Wurzeln frei. Es dauerte, bis sie das schwere gedämpfte Klacken hörten.
    »Er hat ihn«, sagte Call. »Hol mich hier raus, Mike.«
    Tuamotu zog an Calls Ausrüstungsgürtel, bis der Taucher sich von den Wurzeln freigemacht hatte, die sich um das Heck des Wagens gewickelt hatten.
    »Zieht uns drei Meter weg«, sagte Tuamotu.
    Die Helfer an Land fingen an, die Sicherungssleinen einzuholen.
    »Das reicht«, sagte Tuamotu. »Wir sind klar. Hiev hoch.«
    Farrier gab dem Kranführer einen Wink, und er legte den Hebel fürs Hochziehen um. Der Diesel fing an zu rattern, und das Drahtseil zog sich mit hörbarem Surren fest, unter der Last spritzten Wassertropfen davon ab. Die Winde schien ihre Mühe zu haben.
    »Wir reißen das Auto noch auseinander«, sagte der Kranführer. Farrier machte mit der Hand eine Kreisbewegung.
    Hochziehen .
    Der Kranführer zuckte mit den Achseln und drehte weiter auf.
    Der Kranausleger senkte sich und aus den Stützen ertönte ein kreischendes Ächzen. Alle traten von dem zitternden Drahtseil zurück. Ein weiteres Ächzen, leises Rattern aus dem Diesel.
    Dann eine Fontäne aus schlammigem Wasser, als der Klammergriff der Wurzeln gebrochen war, der Kran setzte sich wieder und das Kabel rollte ein.
    »Er kommt rauf«, sagte Tuamotu.
    Kurz darauf brach das Heck des Toyota durch die Wasseroberfläche, und dann hing er in der Luft, eine schlammbedeckte blaue Kugel, der das Wasser aus allen Öffnungen floss.
    Der Kranführer hob den Wagen ungefähr fünfzehn Meter hoch und schwang den Ausleger dann langsam herum, bis er ihn auf festem Boden absetzen konnte. Er richtete es so ein, dass er den Kranausleger zurückzog, nachdem die Vorderräder auf dem Boden aufgekommen waren, so dass er den Wagen auf allen vier Rädern absetzen konnte.
    Sobald das Drahtseil Spiel hatte, beugte Nick sich hinunter und ruckelte den Haken los. Dann ging er zur Fahrerseite und warf Tig einen Blick zu. Tig nickte ohne ein Wort.
    Nick öffnete die Fahrertür und trat zurück, als sich aus dem Inneren schmutziges Wasser ergoss und das Treibgut eines ganzen Lebens mit sich spülte: eine Handtasche, durchweicht, offen, deren Inhalt sich auf den Boden ergoss, etwas, das einmal eine Packung Papiertaschentücher gewesen sein musste, ein Packen Papier, der einmal ein Ringordner gewesen sein könnte, ein Kaffeebecher von Starbucks, eine breiige Masse, die einmal eine Schachtel Kools gewesen war. Nick wartete, bis aus dem Sturzbach ein Tröpfeln geworden war, dann beugte er sich in den Wagen hinein, sah sich um, zog den Kopf wieder heraus und achtete dabei immer darauf, nichts anzufassen.
    »Keine Spur von ihr«, sagte er und dachte: Das war eine Erleichterung, gewiss. Aber gelöst war noch nichts. Alice Bayer wurde noch immer vermisst. Er warf einen Blick auf die Automatikschaltung. Sie stand auf DRIVE . Sein Herz wurde schwer wie ein Stein, als er sich klarmachte, was das bedeutete. Farrier gesellte sich zu Tig und Nick.
    »Ich habe Tuamotu auf Kanal 1«, sagte sie leise und angespannt. Alle horchten auf und blickten sie erwartungsvoll an.
    »Sie war nicht im Wagen. Sie war darunter.«
    Sie hörten zu, wie Tuamotu und Call die Lage klärten. Es handelte sich um die Leiche einer Frau, so viel war sicher, und sie war teilweise bekleidet. Vermutlich war es eine ältere Frau; woran man das sah, wollten die Taucher nicht sagen.
    Sie war buchstäblich in einem Kokon aus verschlungenen Weidenwurzeln gefangen. Die Lage des Körpers deutete darauf hin, dass das Opfer – sie verfolgten jetzt alles live auf dem Bildschirm – versucht hatte, wieder aus dem Fluss zu klettern – die Frau war hineingefallen, so die Annahme –, und sich dabei in den Wurzeln verfangen hatte.
    Dort war sie ertrunken und sogar am Fleck geblieben, als das Auto heruntergekommen war. Vielleicht war sie auch schon beinahe aus dem Wasser gekommen, und dann war ihr das Auto auf den Kopf gefallen. Wenn es sich so abgespielt hatte, musste niemand mehr extra Mord sagen, das Wort hing sowieso in

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