Die Rueckkehr
die Hüften.
»Gut. Aber vor allem geht mir eins nicht aus dem Kopf. Nick, diese Geschichte mit Alice Bayer sieht nach einem ungeklärten Todesfall aus, mindestens, vielleicht sogar nach Totschlag. Oder Schlimmerem.«
Er legte eine Pause ein, aber seine beiden Zuhörer wussten genau, was jetzt kommen würde. Es ließ sich nicht vermeiden, aber wenn es einmal gesagt war, wäre es zwischen Kate und Nick nie wieder dasselbe. Das wussten die drei Männer genau.
»Okay«, sagte er mit einem warnenden Unterton, »Nick, jetzt kommts. Wir werden Rainey und Axel zu dem befragen müssen, was hier vorgefallen ist. Wird das ein Problem?«
»Für mich nicht.«
»Für Kate vielleicht? Oder für Beth?«
Nick schüttelte den Kopf.
»Nein. Kate ist Teil des Justizsystems. Sie kennt die Regeln. Beth bewegt sich seit Jahren im Umfeld von Strafverfolgung und Gerichten. Sie kennt die Regeln auch.«
»Kate ist außerdem Rechtsanwältin. Beim Verhör von Minderjährigen muss ein Anwalt anwesend sein. Das ist gesetzlich geregelt. Wird sie die beiden vertreten?«
»Das weiß ich nicht. Schwierige Frage. Sie ist auch Raineys Vormund. Und Beth wird auch mitreden wollen.«
»Wer war der Richter bei der Vormundschaftsverhandlung? Teddy Monroe, oder?«
»Ja. Er ist bei Gericht bis heute zuständig.«
»Vielleicht sollte Kate mit ihm reden, ihn um Rat fragen. Teddy ist ganz vernünftig. Wenn er denkt, dass Kate voreingenommen ist, wird er einen guten Ersatz für sie wissen. Sorgt dafür, dass Rainey anständigen Schutz hat.«
»Ich rede mit ihr darüber.«
»Und mit Beth? Wegen Axel?«
»Ich weiß nicht recht.«
»Vielleicht sollte ich das machen.«
»Könnte besser sein.«
Tig wandte sich an Lemon.
»Was du weißt, werden sie auch brauchen, Lemon. Kriegst du das hin? Du und Kate, ihr habt das Auto gefunden, wart die ersten am Tatort. Früher oder später wirst du offiziell aussagen müssen. Wenn es zu einer … sagen wir mal, Anhörung kommt, wirst du vorgeladen. Ich weiß, du und der Junge, ihr wart – ihr seid – eng, oder?«
»Ich habe keine Hinweise darauf gesehen, dass Rainey oder Axel irgendetwas mit dem zu tun hatten, was hier passiert ist. Was hier vielleicht passiert ist.«
»Ich auch nicht«, sagte Nick.
Tig warf ihm einen Blick zu und wandte sich dann wieder an Lemon.
»Ich höre da ein aber . Was aber?«
Lemon dachte kurz nach.
»Aber: Ja. Was nötig ist … werde ich machen.«
Tig nickte, als wären seine Erwartungen bestätigt worden.
»Okay. Ich habe mir gedacht, dass du das so siehst. Ihr beide. Ich sage den beiden Typen vom Leichenschauhaus, dass sie diese … Dinger … eintüten sollen. Ihr zwei solltet euch in meiner Abwesenheit damit beschäftigen, wieder auf unserem Heimatplaneten zu landen, okay?«
Tig marschierte in Richtung Leichenschauhaus-Laster ab und hinterließ ein Gefühl von Beklommenheit und Frust.
Nick drehte sich zu Lemon um und sprach leise und eindringlich mit ihm.
»Wir haben ein Problem, weil Alice hier unten war und nach Schulschwänzern gesucht hat.«
»Das ist mir klar«, sagte Lemon, der genau dasselbe dachte, und das schon seit Sonnenaufgang.
»Also … ich habe da eine Frage.«
»Ich bin ganz Ohr.«
»Rainey. Du hast den Jungen schon gekannt, bevor das alles passiert ist. Bevor er verschwunden worden ist, im Koma lag, die ganze Geschichte. Glaubst du, er hat Alice Bayer in den Fluss verfrachtet und das Auto hinterher?«
Lemon sagte eine Weile gar nichts.
Nick wartete, bis er so weit war.
»Ich sage mal so: Der Rainey Teague, den ich gekannt habe, hätte nie einen anderen Jungen zum Schuleschwänzen verführt. Er wäre nie so hinterlistig gewesen, sich den Code für sein altes Haus aus Kates Laptop zu ziehen. Und er wäre nie so kaltherzig gewesen, eine Nachricht von seiner toten Mutter zu fingieren.«
Nick sah ihm prüfend ins Gesicht.
»Das sehe ich auch so.«
Beide Männer dachten schweigend alles durch, und dann sagte Nick etwas, das Lemon überraschte.
»Also, wo stehen wir jetzt?«
» Wir? «
Nick warf einen Blick zu Tig hinüber und sah dann wieder Lemon an.
»Da gibt es kein Vertun. Du steckst genauso tief mit drin wie alle anderen. Du kennst die Teagues, du wusstest, dass Sylvia sich schon vor langer Zeit Sorgen um Rainey gemacht hat. Du warst es, der Merle Zane zwanzig Stunden nach seinem Tod im Lady Grace rumlaufen sehen hat. Keiner hier – weder Tig noch Boonie und die übrigen Cops – glaubt im Grunde, dass das, was hier in der Stadt abgeht,
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