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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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Jubilation Park auf dem Dorfplatz von Gracie machte ein Jahrmarkt Station.
    Die Hauptattraktion war ein rotierendes Achteck aus Neonlicht voller kreischender Teenies, und vom Karussell erklang eine Dampforgelversion von »The Skaters Waltz«. Man muss das Kleinstadtleben in Amerika einfach lieben , dachte Reed, als er auf der Division Street durch das Stadtzentrum von Gracie rollte. Gott schütze die USA .
    Als er noch für die State Police Streife fuhr, war Reed oft am Candleford House vorbeigekommen, aber er hatte dem Gebäude nie viel Aufmerksamkeit geschenkt.
    Jetzt, als er davor anhielt, betrachtete er es genauer. Es sah noch genauso aus wie in seiner Erinnerung, ein abschreckendes großes Gebäude aus grauem Stein mit zwei großen turmartigen Erkern an jeder Seite. Vier Geschosse, mit normannischen Rondellen auf den Türmen. Hier war Geld ausgegeben worden. Der Bau hatte bleiverglaste Flügelfenster, einen von reich verzierten Säulen gestützten Rundgang und einen kleineren Balkon weiter oben, umgeben von gemeißelten Steinbögen. Im Erdgeschoss gab es unter einem massiven steinernen Säulenvorbau eine riesige Holztür.
    Regen, Wind und die Zeit hatten Candleford House zugesetzt, und es sah so schauerlich aus wie der Tod selbst. Da es zu den Dingen gehörte, die Gracie sehnlichst vergessen wollte, gab es keine Gedenktafel. Man ließ das Haus in einem großen ungepflegten Park hinter einem Maschendrahtzaun verfallen. Das Bleiglas in den unteren Stockwerken hatten sich die Kids aus dem Ort vorgenommen. Die Fenster selbst waren noch einigermaßen intakt. In den obersten Fenstern schien das letzte Licht der untergehenden Sonne wider und glitzerte golden, wie Wolfsaugen in der Nacht.
    Vor dem Haus stand ein Halteverbotsschild, also fuhr Reed auf der Division weiter und fand einen 7-Eleven-Parkplatz, wo er den Mustang abstellen konnte. Er stieg mit seiner Maglite-Taschenlampe aus, nahm hinten aus dem abschließbaren Kasten den mittelgroßen Bolzenschneider und ein Paar Handschuhe, schloss den Wagen mit der Fernbedienung ab und schlenderte zurück zum Candleford House.
    Es war schon herbstlich kühl, und ohne die Sonne hatte die Luft schon etwas Frostiges. Hier gab es keine Häuser oder Läden an der Straße, abgesehen vom 7-Eleven weiter hinten. Dicht hingen die Zweige der Virginaeichen über den Asphalt und verdeckten den Himmel. Zwischen den Blättern leuchteten kränklich gelb die Straßenlaternen hervor. Der Straßenabschnitt war verlassen, düster und unheimlich. Warum die Stadt das Halteverbotsschild aufstellen lassen hatte, war Reed ein Rätsel. Alles war leer und weit und breit war kein Auto zu sehen.
    Es war ziemlich offensichtlich, dass die Menschen aus Gracie wirklich nicht in die Nähe dieses Ortes kommen wollten.
    Er stand vor dem finsteren Gemäuer auf der Straße und fragte sich, was er nun bitte in diesem kranken Zombie von einem Haus finden sollte. Und dazu noch in der Abenddämmerung – falls er überhaupt hineinkam.
    Reed blickte an der Fassade hinauf, die über ihm aufragte wie ein gigantischer Grabstein, und hatte Miss Beryl schon nicht mehr ganz so lieb.
    Aber er hatte es ihr versprochen – ein Mann, ein Wort. Irgendwie würde er sich Einlass verschaffen, herumstöbern, wahrscheinlich nicht das kleinste Fitzelchen finden und dann machen, dass er wegkam. Dann würde er zurück zum T.G.I. Fridays im Zentrum fahren und sich ein paar Biere und ein Rib-Eye-Steak gönnen, sich ein Motel suchen, Kate und Nick anrufen und sie auf den Stand bringen, inklusive Miss Beryls Überzeugung, dass Miles Teague ein kaltblütiger Mörder war.
    Reed vermutete, dass sie recht hatte. Er hatte mit Miles nie gut gekonnt, und für seinen Selbstmord, nachdem Rainey lebend aufgefunden war, hatte er nie eine vernünftige Erklärung finden können.
    Miss Beryls Theorie klärte eine Menge Fragen, und Nick und Kate würden sie interessant finden.
    Dann würde er sich richtig ausschlafen und vielleicht zurück nach Sallytown fahren, sich die Gates of Gilead ansehen und bei Miss Beryl zu Hause vorbeischauen und ihr erzählen … was auch immer er entdeckt hatte.
    Er ging langsam den Zaun ab. Er war drei Meter hoch, gekrönt von Nato-Draht, nach innen gerichtet, als müsse man, was immer dahinter war, am Entkommen hindern.
    Rüberklettern kam also nicht in Frage.
    Hinter dem Haus gab es ein Tor mit Kette und Vorhängeschloss. Er hielt nach einer Alarmanlage Ausschau. Es gab keine. Auch Strom- oder Telefonkabel, die ins

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