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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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wirklich von einem Bett stammten, dann hätte ihr grelles Fabriklicht so auf das Bett herabgeschienen, dass es als Leselicht untauglich gewesen wäre. Es hätte vielmehr wie ein Scheinwerfer die Mitte des Bettes bestrahlt.
    Oder den Menschen, der im Bett lag.
    Was Reed nicht nur seltsam fand, sondern schlichtweg unheimlich, so als hätte der Zweck des Zimmers darin bestanden, dass ein Mensch am Fuß des Bettes stehen und jemanden beobachten konnte, der in dem Bett lag, unter dem grellen Schein der Hängelampe.
    Er blickte vom Teppich auf und leuchtete mit der Taschenlampe die Wände ab. Sie waren mit einer geblümten Tapete beklebt, die verblichen war und abblätterte, aber auf eine betuliche altmodische Weise war sie hübsch. Es gab darauf einen hellen Fleck, wo ein Bild gehangen haben musste, ziemlich tief für ein Bild, auf ungefähr halber Höhe.
    Reed mochte nicht auf den Teppich treten, er wusste auch nicht warum; er ging um ihn herum und stellte sich vor das hellere Rechteck auf der Tapete.
    Es gab dort keinen Nagel und keinen Haken. Jetzt, da er dicht davor stand, konnte er sehen, dass die Tapete auf diesem Rechteck nicht genau an das Muster der übrigen Tapete passte. Es war das gleiche Muster, handelte sich aber um ein falsch eingeklebtes Stück.
    Warum?
    Reed klopfte an die Mitte des Rechtecks.
    Ein hohler Ton erklang und das Wandstück verschob sich ein wenig. Reed untersuchte die Ränder und entdeckte Fugen. Das ganze Brett war ausgesägt und hier eingefügt worden, um etwas abzudecken … aber was?
    Ein Fenster?
    Er klopfte die Ränder des Brettes ab.
    Es ratterte, und dann stand die untere linke Ecke leicht vor.
    Reed nahm die Klinge des Bolzenschneiders und stocherte damit an der Ecke herum. Das Brett löste sich ganz und er blickte in einen dunklen Raum.
    Er leuchtete hinein und sah eine schrankartige Kammer, fensterlos, ungefähr einen Meter mal eins fünfzig groß. In der Mitte stand ein großer Polsterstuhl, bezogen mit mottenzerfressenem Samt, der einmal lila gewesen sein musste. Neben dem Stuhl stand ein Tisch mit einem Aschenbecher und etwas, das aussah wie eine Tabaksdose. Der Stuhl stand so, dass man im Sitzen gut durch die Öffnung blicken konnte. Es gab nur eine Erklärung. Die Bedeutung lag auf der Hand.
    Ein Vergewaltigungszimmer, dafür war dieser hübsche Salon eingerichtet worden.
    Ein Vergewaltigungszimmer mit einem Schrank mit Fenster, aus dem ein Dritter der Vergewaltigung zusehen konnte.
    Er blickte wieder in den Schrankraum und entdeckte den vagen Umriss einer Kassettentür, die hinten in den Schrank eingelassen war. So konnte die Person, die der Vergewaltigung zusah, oder der Folter oder was es auch war, ungesehen kommen und gehen.
    Reed trat einen Schritt zurück und trat dann an die Wand unter der rechteckigen Öffnung. Sie barst und beulte sich ein.
    Wieder und wieder trat er mit dem Stiefel dagegen.
    Ein großes Loch tat sich auf. Er zersplitterte, was noch an Holz in der Öffnung hing, trat in den Schrank, schob den Stuhl beiseite und rammte den Absatz seines Stiefels in die Kassettentür in der Wandverkleidung.
    Die Tür war nur ein abgezogenes Fichtenholzbrett an rostigen Scharnieren. Sie flog auf, und er blickte in einen großen Raum mit hoher Decke und einer Wand aus Bleiglasfenstern an einer Seite.
    Das Mondlicht strömte herein. In der Mitte des Raumes stand ein schweres Himmelbett, der Lack war ab, Matratze und Bettfedern waren schon lange verschwunden. Es war eingestaubt, aber noch immer intakt. Es stand mitten auf einem Perserteppich, der weiß vom Staub war und in der Feuchtigkeit langsam verfaulte.
    Ansonsten war das Zimmer leer, abgesehen von einer hohen Kommode, deren Schubladen alle herausgezogen waren, als wäre sie in aller Eile von einem Dieb durchwühlt worden.
    Reed ging hin und leuchtete in die oberste Schublade. Sie war mit Zeitungspapier ausgelegt, das jetzt vergilbt und rissig war. Er zog ein Blatt heraus.
    Es handelte sich um eine Anzeigenseite mit Inseraten für landwirtschaftliches Gerät, Rasiermesser, Lockenstäbe, Hosenträger, Haaröl, Zahnprothesen, verblichen und sepiabraun. Oben links stand ein Datum.
     
    23.   September 1930
    Er zog die Schublade ganz heraus und drehte sie um. Nichts. Die nächste. Nichts. Und wieder nichts.
    Aber auf der Unterseite der untersten Schublade fand sich das Brandzeichen des Herstellers im Holz:
     
    J.X. HUNTERVASSER & SONS
    OGILVY SQUARE SAVANNAH
    FEINSTER MÖBELBAU
FÜR DIE BESSERE GESELLSCHAFT
    Gleich unter

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