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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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Gebäude liefen, konnte er keine entdecken. Es stand da, düster, mit toten Augen, still.
    Am Abendhimmel war ein Leuchten, das den Mondaufgang ankündigte. Er hatte nicht vor, so lange zu bleiben, dass er das Mondlicht brauchen würde.
    Er blickte sich nach allen Seiten um, zog die Handschuhe an und knackte die Kette mit dem Bolzenschneider. Die Kette fiel rasselnd zu Boden, und er zog am Tor, das schief in den Angeln hing. Er musste es anheben, um es aufzubekommen, und es ächzte dabei, aber ein kleiner Spalt genügte ihm.
    Er schlüpfte hindurch, ging über den großen Platz, der mit Unkraut überwuchert und mit Steinen und Glasscherben bedeckt war. An der Rückseite des Gebäudes gab es offenbar eine Art Küchenanbau. Das Dach war eingestürzt, und es sah so aus, als könnte man es dort versuchen.
    Eine Tür aus Holzlatten hing in den Angeln. Er riss sie ab und vor ihm lag das schwarze Loch des Zugangs zu einem Raum, der früher einmal eine Sommerküche gewesen war. Er schaltete die Taschenlampe ein. Ein heller Strahl Halogenlicht ging von ihr aus. Er ließ ihn durch das Innere schweifen und entdeckte einen Steinboden mit den Trümmern der Dachbalken darauf. Hinten in der Sommerküche gab es eine Tür – offen – und eine Steintreppe, die nach oben in die Finsternis führte. Es roch nach Moder, Fäulnis und Sickerwasser.
    Eine tolle Art, den Freitagabend zu verbringen , dachte er, ging aber trotzdem hinein. Er wollte nachsehen, ob es noch Überreste eines Büros oder einer Registratur gab, oder eines Empfangsbereichs, und dazu musste er in den Hauptflur im Erdgeschoss. Die Treppe war aus Marmor, über die Jahre ausgetreten, und er war überrascht, dass niemand die wertvollen Materialien aus dem Haus abgezogen hatte.
    Er stand am oberen Treppenabsatz. Es war, als würde man auf das Deck der Titanic treten, nachdem sie hundert Jahre am Meeresboden gelegen hatte. Es gab einen riesigen Zentralflur, die Steinfliesen hatten ein Schachbrettmuster. Die Decke war mit Zierplatten aus Blech verschalt, in der Mitte beherrschten die Überreste eines großen Kronleuchters den Luftraum. Reed leuchtete mit der Taschenlampe in das Dunkel über sich und entdeckte eine Art Atrium, das sich bis ganz zu einem Buntglas-Dach hinaufzog.
    Das Atrium war auf allen vier Seiten von breiten Rundgängen umgeben, die auf geschnitzten Holzpfeilern ruhten. Es gab vier Rundgänge übereinander. Sie verschwanden hoch oben in der Düsternis.
    Der Vergleich mit der Titanic schien ihm – zumindest den Bildern nach, die er gesehen hatte – immer passender.
    Zur Rechten sah er braunes Gerümpel – die Reste eines großen Eichentresens, dahinter ein Regal mit Sortierfächern für Schlüssel oder Post. Eindeutig ein Empfangstresen, als wäre Candleford House ein Ort gewesen, den man für ein Wellness-Wochenende buchte. Auf dem Weg zum Tresen knirschten unter seinen Stiefeln Glasscherben und der Gipsstaub vieler Jahre.
    Der Tresen war nutzlos, nichts als ein Haufen verfaultes Abfallholz. Die Sortierfächer waren leer. Nirgendwo lagen zerfledderte Registrierbücher herum, es war überhaupt kein Papier zu sehen. Rechts vom Empfang gab es eine Tür mit verblichenen Goldbuchstaben darauf: PRIVAT . Reed erwies dem Schild die Ehre, indem er mit dem Stiefel die Tür auftrat.
    Krachend flog die schwere Holztür auf und er leuchtete in den Raum. Er war leer, abgesehen von einer Deckenlampe, die an einer Kette hing, und den aufgeworfenen Bodendielen. Nicht einmal Parkett gab es, nur den unbehandelten Estrich. An der Rückwand gab es eine Reihe von Fenstern, und durch die eingeschlagenen Scheiben fiel sein Blick auf den Vorplatz, den Maschendrahtzaun und weiter hinten den blauen Schimmer des 7-Eleven.
    Wenn es in diesem Raum jemals etwas gegeben hatte, dann war es vor langer Zeit entfernt worden. So war es vermutlich mit allen Räumen hier.
    Was hatte Leah Searle nur gesehen, dass man sie dafür umgebracht hatte? Hier war ja nichts.
    Das Haus war eine leere Hülle.
    Hier gab es nichts als den Geruch nach Fäulnis, Gipsstaub und Schimmel. Nicht einmal Gestank nach Ratten oder Mäusen, und auch Kakerlaken hatte er nirgends gesehen. Kein Taubenmist auf den Böden, kein Geflatter von Fledermäusen in den oberen Stockwerken. Nichts.
    Was, genau bedacht, ziemlich merkwürdig war.
    Streifenpolizisten hatten viel in verfallenen Gebäuden zu tun, auf Verbrecherjagd oder der Suche nach weggelaufenen Haustieren oder um Obdachlose zu vertreiben. Reed war in Hunderten

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