Die Rueckkehr
ließ, und es gab nichts Besseres als Maranzano-Klatsch.
»Nein danke, Michael. Schicken Sie ihn rauf.«
Sie stellte Frankies iMac auf die Überwachungskameras in der Eingangshalle ein. Sie zeigten einen hochgewachsenen, elegant gekleideten älteren Herrn in einem dunkelblauen Nadelstreif und einem weißen Hemd. Er blickte in die Kamera, als wisse er, dass er beobachtet wurde, und wolle demonstrieren, wie harmlos er war. Er hatte ein langes schmales Gesicht, tiefliegende Augen und die Anmutung eines Gelehrten. Er trat in den Fahrstuhl und befand sich eine Minute darauf auf ihrem privaten Stockwerk. Delores sah zu, wie er das komplizierte Muster der Fliesen im Foyer überquerte und klingelte.
Frankie Secondo hatte wie immer auf der riesigen weißen Leder-Couchgarnitur gelegen, die den Salon beherrschte. Als es klingelte, war er in hysterisches Kläffen ausgebrochen, was Delores daran erinnerte, dass sie ihn morgen zum Tierarzt schicken musste, damit man ihm die Stimmbänder durchtrennte.
Sie überquerte den immensen weißen Teppich, der in der minimalistisch eingerichteten Suite den Hall dämpfen half, versetzte Frankie einen forschen Tritt in die Rippen und öffnete die Tür. Im warmen Licht aus dem Deckenstrahler stand Mr Endicott und erwiderte ihr Lächeln, mit liebenswürdiger Anteilnahme.
»Es ist mir ein Vergnügen, Mrs Maranzano«, sagte er mit einer angedeuteten Verbeugung, ohne die Hand auszustrecken. »Ich bin Harvill Endicott. Danke, dass Sie mich empfangen.«
»Nicht der Rede wert«, sagte sie, trat zur Seite und beobachtete ihn, während er die Suite betrachtete.
»Herrlich«, sagte er nur und dachte dabei: Klassischer Spaghettifresserbarock . Dann wartete er, dass sie ihm den Weg wies.
»Reden wir doch in Frankies Büro, ja?«
Endicott folgte mit tiefem Genuss ihrem entzückenden Arsch und ihren sich wiegenden Hüften. Sie trug einen engen Lederrock und eine rote Lederjacke, und auch die Sohlen ihrer schwarzen hochhackigen Schuhe waren knallrot.
Sie platzierte ihn in einem von Frankies Eames-Stühlen und nahm ihren Platz hinter dem Schreibtisch ein. Sie drückte auf einen Knopf, und auf einer Anrichte hinter ihr erschien ein silbernes Tablett voller Eis, Karaffen mit diversen Schnäpsen und Mixgetränken.
»Möchten Sie etwas trinken, Mr Endicott?«
Endicott, der die Beine übereinandergeschlagen hatte und die langfingrigen Hände auf dem Schoß ruhen ließ, schüttelte den Kopf.
»Leider vertrage ich anlagebedingt keinen Alkohol. Ich kann ihn nur schwer wieder abbauen.«
»Dann vielleicht ein Pellegrino?«
»Das wäre reizend.«
Frankie Secondo tauchte zu Mr Endicotts Füßen auf und starrte zu ihm hinauf. Er zuckte, knurrte, zeigte seine spitzen Zähne, furzte absichtsvoll, ließ sich auf seinen knochigen Arsch nieder und strahlte glotzäugige Feindseligkeit aus. Mr Endicott erwiderte den Blick mit Interesse und widmete sich dann wieder Delores, die aufgerichtet auf ihrem Stuhl saß und ihn über den Kristallrand eines Glases mit Gin Tonic anblickte.
»Also«, sagte er, »zum Geschäftlichen.«
»Bitte. Ich fange an. War der Tod meines Gatten das Ergebnis polizeilicher Inkompetenz?«
»Sie erwägen eine Klage, vermute ich?«
»Ich bin unschlüssig.«
»Dann möchte ich abraten. Ich habe den Funkverkehr zwischen den beteiligten Beamten abgehört und, um nichts zu beschönigen, Ihr Mann hat einen Detective unter Feuer genommen, als er erschossen wurde. Er wurde zwei Mal zur Unterlassung aufgefordert, wollte aber nicht hören, und wurde daraufhin pflichtgemäß von einem Polizei-Scharfschützen erschossen. Es handelt sich dabei um eine unangenehme Tatsache, die in diesem Fall unstrittig ist. Solche Fälle sind zivilrechtlich oft verhandelt worden. Der Aufwand an Zeit und Geld seitens der Kläger führt dabei üblicherweise nur zur Bereicherung ganzer Heerscharen von Anwälten. Ich werde Ihnen hier nicht raten, einen solchen Weg einzuschlagen. In einer prekären Lage wie der Ihren rate ich sogar dringend ab.«
»Warum sind Sie dann hier?«
»Die geschäftlichen Angelegenheiten Ihres Mannes befinden sich im Fluss, würde ich sagen.«
»Was wissen Sie über die geschäftlichen Angelegenheiten meines Mannes?«
»So einiges, da ich gewöhnlich von Menschen aus dem gleichen Geschäftszweig beschäftigt werde. Und natürlich habe ich meine eigenen Nachforschungen angestellt.«
»Ach ja? Und selbst wenn ich wüsste, wovon Sie reden – na und?«
»Ich weiß, dass Ihre
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