Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
Vom Netzwerk:
begegnet.
    Delores glaubte, es könnte Coco Chanel gewesen sein, die da sagte: »Wenn du um des Geldes willen heiratest, musst du dir jeden Penny verdienen.«
    Außerdem hatte Frankie gute Fortschritte dabei gemacht, Little Ritchie in eine Miniaturausgabe seiner selbst zu verwandeln, und zwei Frankie Maranzanos brauchte die Welt nun wirklich nicht.
    Nun, da sie tot waren, fühlte sie sich in ihrer Welt, besonders in dieser Suite, viel mehr zu Hause.
    Das Memphis war Teil einer Ansammlung hoher Apartmentblöcke, die rund um den Fountain Square emporgeschossen waren, dem Zentrum des Geschäfts- und Einkaufsviertels von Cap City. Genau gegenüber auf der anderen Seite des Platzes stand der Bucky-Cullen-Komplex mit den Büros der Bundesbehörden, wo in einem Eckbüro Boonie Hackendorff vom FBI saß, mit einer Aussicht auf den Fountain Square, die natürlich vom Memphis beherrscht wurde. Im Gegenzug hatte Frankie Maranzano einen ebenso guten Blick auf den kahlen Hinterkopf von Boonie Hackendorff an seinem Schreibtisch in ebenjenem Eckbüro gehabt.
    Frankie Maranzano, kein Fan des FBI oder der Strafverfolgungsbehörden an sich, hatte seinen Besuch oft damit unterhalten, dass er mit einem seiner schweren Remington-Gewehre auf Boonies Hinterkopf gezielt hatte – die Schussweite quer über den Fountain Square betrug ungefähr neunhundert Meter, und obwohl es sich um einen kniffligen abwärtsgerichteten Schuss handelte, noch erschwert durch die unangenehmen Seitenwinde zwischen den Türmen, konnte man das durchaus hinbekommen.
    Frankie hätte es nicht hinbekommen.
    Aber das wusste er nicht. Natürlich bog Frankie Maranzanos Besuch sich immer vor Lachen, wenn Frankie » PENG !« rief und so tat, als würde seine Schulter vom Rückstoß des Gewehrs zurückzucken. Und zwar jedes Mal, egal, wie oft er sich diesen Spaß machte.
    Also oft.
    Frankie Maranzanos Sinn für Humor war ohne Feinheiten, aber seine Geschäfte hatten einen Grad der Komplexität erreicht, der ans Byzantinische grenzte, und Delores, seine Ex- goo-may – im Grunde war sie nicht mehr seine goo-may , seit sie geheiratet hatten –, war sich der heiklen Lage sehr wohl bewusst.
    Sie saß an Frankies Schreibtisch – einer großen Platte aus schwarzem Granit, die auf zwei aus Stein gehauenen Markuslöwen von einer Piazza in Venedig ruhten. Der Abend war angebrochen und hinter der Glaswand in ihrem Rücken erstrahlte Cap City wie lauter Diamanten, Smaragde und Rubine. Aber die glitzernden Wohn-, Büro- und Hoteltürme, die hinter ihr die Skyline bildeten, verschwendeten ihren Glanz an ihren Nacken, denn Delores hatte sich tief in die Probleme versenkt, die ihr das plötzliche Ableben ihres nicht-allzu-geliebten Frankie beschert hatte.
    Wobei das Hauptproblem, das sich nach dieser überfallartig unvermittelten Sterblichkeitserfahrung – wie sie es in einer E-Mail an ihre Mutter daheim in Guayaquil beschrieben hatte – stellte, darin bestand, dass Frankies diverse Geschäftspartner in Denver, Vancouver und Singapur ihre Schwierigkeiten damit hatten, dass eine trashige südamerikanische Nutte, die nur aufs Geld aus war, sich anmaßte – nur weil sie zufällig Frankie Maranzanos dritte Frau war –, dessen Platz einzunehmen und sich in Dinge einzumischen, die eine kleine putana einfach nicht schnallen konnte, und regeln schon gar nicht.
    Einer von Frankies Partnern hatte angerufen, um ihr sein Beileid auszusprechen und sich nach den Beerdigungsvorbereitungen zu erkundigen, und hatte seinen Anruf mit dem guten Rat beendet, sich zu überlegen, welchen von Frankies Geschäftspartnern sie bitten wolle, Cap City zu übernehmen.
    Als Delores durchblicken ließ, dass sie Cap City vielleicht selbst übernehmen wolle, hatte Tony gelacht und gesagt: »Mann, Delores, du bist eine geile Maus und ich habe dich schon immer gemocht, und du hast dafür gesorgt, dass Frankie nicht aus der Reihe tanzt, weiß der Geier wie, aber du bist keine Itaker-Maus. Das ist das Problem. Mit einer Mexikanernutte wird keiner zusammenarbeiten. Mit einer Itakernutte, klar, kein Problem. Aber eine Mexikanernutte? Das gehört sich einfach nicht. Ist nicht bös gemeint, ja?«
    Also hatte Delores das Gefühl, dass man ihr die Pistole auf die Brust setzte, und zwar wörtlich. Und als eine Person, die als »Mr   Harvill Endicott, Privatsammler und Vermittler« zeichnete, ihr eine persönliche Nachricht sandte, eigenhändige Zustellung per Kurier, begleitet von der Mitteilung, Mr   Endicott habe sich

Weitere Kostenlose Bücher