Die Rueckkehr
erlaubt, in der Holy Name Cathedral für ihren verstorbenen Gatten für den kommenden Sonntag eine Novene zu bestellen, war ihre Neugier geweckt. Die Nachricht war einfach und klar:
Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie in dieser Zeit der Trauer belästige. Ich habe Kenntnis von Einzelheiten betreffs der Todesumstände ihres Gatten, die Ihnen zum Vorteil gereichen könnten. Falls Sie einen Bürgen für mich benötigen, wenden Sie sich bitte unter der unten angegebenen Nummer an Warren Smoles von der Anwaltskanzlei Smoles Cotton Heimroth & Haggard.
Ich biete Ihnen meinen Rat in dieser Angelegenheit aus reiner Freundlichkeit an und werde keine Bezahlung, gleich welcher Art, dafür annehmen, weder jetzt noch später.
Unser Gespräch wird vollkommen vertraulich bleiben. Ich bitte Sie lediglich um eine halbe Stunde Ihrer Zeit, sobald Sie sich in der Lage sehen, mich zu empfangen.
Bitte bedenken Sie dabei, dass die Zeit drängt.
Hochachtungsvoll
Mr Harvill Endicott
Privatsammler und Vermittler
Der Nachricht hatten ein Rückumschlag und eine Blankokarte beigelegen. Mr Endicott hatte weder eine Hotel- oder Geschäftsadresse noch eine Handynummer angegeben. Nicht einmal eine E-Mail-Adresse.
Delores hatte die Nachricht mehrfach gelesen, sich überlegt, Frankies persönlichen Rechtsberater anzurufen, sich sodann daran erinnert, dass Julian Porter ihr noch nie freundlich gesinnt gewesen war und Interesse an ihr nur bei seinen rund siebenundvierzig Versuchen gezeigt hatte, sie ins Bett zu kriegen.
Sie rief Warren Smoles an, der bei dem ganzen Galleria-Fiasko an vorderster Front dabei gewesen war. Smoles wirkte abgelenkt – er befand sich in der Öffentlichkeit und wurde angebrüllt –, aber dennoch fand er die Zeit, in seinem sämigen Bariton seine grenzenlose Wertschätzung für Mr Endicott und dessen gute Taten zum Ausdruck zu bringen.
Delores legte auf und googelte »Harvill Endicott«. Die Suche verlief ergebnislos.
Sie rief wieder Warren Smoles an und setzte ihn davon in Kenntnis, worauf er erwiderte, dass Mr Endicott online natürlich keine Spuren hinterlasse, da seine Dienste vertraulicher Natur seien und man seine Nichtexistenz im Googleversum als Zeichen seiner Diskretion und Exklusivität zu deuten habe.
Deshalb gebe Mr Endicott auch niemals seinen Aufenthaltsort preis und Einzelheiten nur im persönlichen Gespräch, und auch das erst, nachdem gegenseitiges Vertrauen hergestellt sei.
Delores suchte Rat bei einem bis drei Gläsern Martini und beschloss dann, das Wagnis einzugehen und diesen Herrn Harvill Endicott zu treffen.
Bei der Geschichte vom Tod ihres Mannes und dem Little Ritchies handelte es sich ihrer Meinung nach um eine Fabrikation der Polizei, die Frankie in ein schlechtes Licht rücken und ihn als Opfer seines eigenen aufbrausenden Temperaments darstellen sollte.
Aber Delores war nicht dumm und fand die Geschichte völlig überzeugend – in Frankies Umfeld waren seine kleinen Scheißlaunen legendär. Aber sollten Informationen im Umlauf sein, mit deren Hilfe man diese Auslegung untergraben und vielleicht das Fundament für einen großen Prozess legen konnte, was sie bereits erwog, würde sie diese nur zu gerne anhören.
Per Kurier lud sie Mr Endicott retour für Freitagabend um sieben zu einem Besuch in ihren Privatgemächern auf dem Pinnacle Floor des Memphis.
Ihre Nachricht umfasste die Mitteilung, dass ihn das Sicherheitspersonal in der Eingangshalle der Natur der Unternehmungen ihres verstorbenen Gatten wegen einer gründlichen Durchsuchung unterziehen werde, wofür sie sich im Voraus entschuldige. Sie hatte die Nachricht vor zwei Stunden auf den Weg gebracht; binnen einer Stunde war die Antwort eingetroffen; Mr Endicott brachte seine große Freude über die Einladung zum Ausdruck und bestätigte sein Kommen zur verabredeten Stunde.
Die in einer Minute anbrechen würde.
Und schon begann das Telefon auf Frankies Schreibtisch zu klingeln. Das Sicherungskommando in der Eingangshalle im Erdgeschoss hatte eben einem Mr Harvill Endicott den Zutritt zu den Fahrstühlen gestattet, und ob Miz Maranzano wünsche, dass man ihn nach oben schicke.
»Haben Sie ihn durchsucht?«
»Auf das Gründlichste, Ma’am. Soll einer von uns ihn begleiten und bei dem Treffen dabei sein?«
Die Wachen unten waren neutral – sie arbeiteten für jeden, der die Gebühren für die Wohnung zahlte –, aber sie gaben alles für Klatsch, der sich an die lokalen Medien verkaufen
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