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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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alles. Macht er für uns fertig, hat er gesagt.«
    Nick überlegte.
    »Nein. Endicott ist weg. Lass das Video von einer Streife bei Mark abholen und nach Cap City bringen. Tatütata und volle Festbeleuchtung. Boonie soll ihn gründlich abchecken, ein Standbild und eine Beschreibung rausgeben. State und County Police sollen sich auch daranmachen.«
    »Und was willst du jetzt tun?«
    »Du weißt, was wir tun müssen.«
    Mavis nickte.
    »Besuch bei Charlie.«

Was in Stein geschrieben steht
    Später Samstagvormittag: Lemon und die Professorin von der University of Virginia standen vor einer Edelstahlbahre in der Leichenhalle des Lady Grace. In der Mitte lag einer jener Knochenkörbe, den die Taucher von der Coast Guard aus den Weidenwurzeln an der Uferböschung am Pattons Hard gezogen hatten. Der Knochenkorb lag im grellen Licht eines Halogen-Deckenstrahlers. Er sah fremdartig und seltsam aus und dabei gleichzeitig irgendwie menschlich. Dieser hier hatte eine stahlgraue Färbung.
    Wie alle anderen auch, bestand er aus etwas, das aussah wie menschliche Rippen, die von einem Rückgrat ausgingen und einander an den Spitzen leicht berührten. In diesem Knochenkäfig ruhte auf einer Reihe schmaler zylindrischer Objekte, die wie Rückenwirbel aussahen, eine große rundliche graue Form mit kleinen Vertiefungen in der Oberfläche, die wirkten wie das, was man früher für die Marskanäle gehalten hatte.
    Lemon Featherlight stand auf einer Seite der Bahre, und ihm gegenüber befand sich eine blendend schöne Frau vom nordischen Typus, eine wohlgeformte Walküre mit langem Blondhaar, so hell, dass es fast schon glühte. Ihre Augen waren kornblumenblau, groß und lagen weit auseinander, ihre Nase war lang, schmal und raubvogelartig. Sie heiß Helga Sigrid und stammte ursprünglich aus Reykjavík, und jetzt arbeitete sie als forensische Anthropologin an der UV in Charlottesville.
    Sie erklärte ihm gerade – für Laien, denn bei ihren vorherigen Erläuterungen war das Fachchinesisch so schlimm gewesen, dass sein Hirn sich noch immer wie glühende Stahlwolle anfühlte –, was sie hier vor sich hatten.
    »Fossilien«, sagte sie mit glockenheller Stimme und deutlichem isländischen Akzent, so nahm Lemon, der im Leben noch keinen isländischen Akzent gehört hatte, jedenfalls an. »Fossilien entstehen, wenn organisches Material langsam durch mineralisches Material ersetzt wird. Jedes einzelne mineralische Molekül ersetzt und dupliziert das organische Molekül, dessen Platz es einnimmt. Auf gewisse Weise nutzt das Mineral die Gestalt des organischen Objektes wie eine Hohlform, und deshalb haben wir am Ende des Prozesses etwas, das wie der Körper eines Wesens aussieht, das einmal gelebt hat und dann wie durch Zauberei in Stein verwandelt wurde. Und so ist es im Grunde auch. So etwas haben wir hier vor uns.«
    »Also hat dieses Ding einmal gelebt?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein. Man muss es genauer sagen: Das organische Material, das exakt so ausgesehen hat wie dieses mineralische Material, hat einmal gelebt. Aber dieses Ding hier ist nicht organisch und war es auch nie. Es ist aus Stein. Einer Art Stein zumindest.«
    »Welcher Art?«
    Sie verzog das Gesicht.
    »Nun … darüber wollte ich mit Ihnen reden. Sind Sie der Besitzer dieses … Fossils?«
    Darüber musste Lemon nachdenken.
    »Nun, der Besitzer nicht …«
    »Sind Sie befugt, der Universität das Recht einzuräumen, diese Objekte zur weiteren Untersuchung mit nach Charlottesville zu nehmen?«
    Wer, wenn nicht er?
    »Ja. Wahrscheinlich schon.«
    Sie strahlte ihn an.
    »Herrlich. So etwas haben wir noch nie gesehen. Niemand hat so etwas je gesehen. Diese Objekte sind ganz und gar und zutiefst einzigartig. Das ist eine beispiellose Entdeckung, Mr   Featherlight. Von historischer Bedeutung. Wissenschaftler werden sich viele Jahre mit diesen Objekten beschäftigen. Sie werden Abhandlungen verfassen. Das ist … wirklich aufregend!«
    »Aber was war das? Ursprünglich?«
    Sie verzog wieder das Gesicht.
    »Das ist ja gerade das Rätsel, nicht wahr? Ich habe das Innere einer dieser Rippen untersucht, und es besteht kein Zweifel, dass die molekulare Struktur, die von den Mineralien ersetzt worden ist, die eines menschlichen Knochens war. Was hier vor uns liegt, ist das fossilisierte Zeugnis eines männlichen Kaukasiers bei guter Gesundheit, der ungefähr im Alter von vierzig Jahren gestorben ist. Vielleicht auch fünfundvierzig. Das kugelförmige Objekt im Innern des

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