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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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rohe Eier, und dann schlug die ganze Suppe aus Blut, Eingeweiden und Knochen, noch immer mit einer Geschwindigkeit von ungefähr achtzig Stundenkilometern, auf das stählerne Drahtgitter hinter ihnen auf, verbeulte es heftig und riss fast alle Nieten aus, mit denen es befestigt war.
    Die größeren Brocken blieben im Gitter hängen, aber Nick, der noch immer auf den Beinen war, wie hypnotisiert, bekam die volle Ladung der halbflüssigen Wand aus Hirnmasse, Körperflüssigkeiten und Knochensplittern ab, die durch das Sieb schossen und das gesamte Innere des Gefangenenabteils in Blut und Verderben tauchten.
    Nick spürte, wie die Welle ihn mit voller Wucht traf – sie war heiß wie schwarzer Kaffee und stank nach Kupfer –, konnte nichts mehr sehen, flog auf den Rücken, schlug mit dem Kopf auf und lag neben dem bewusstlosen Byron Deitz da, während der Laster führerlos scharf nach rechts ausscherte, von der Straße abkam, nach dem Aufprall auf die Leitplanke abhob, behäbig wieder aufsetzte und auf dem rechten Vorderreifen aufkam, der sofort platzte.
    Der Laster gab ein metallisches Ächzen von sich wie ein Frachter, der auf ein Riff aufläuft, legte sich majestätisch auf die Seite, schlug hart auf und prallte ein Mal ab, fiel wieder zu Boden und pflügte dann eine Furche von ungefähr fünf Meter Breite und vierzig Meter Länge in das Pampasgras und die rote Erde, vor allem mit der rechten oberen Ecke des Daches.
    Nach einundvierzig Metern und ein paar Zerquetschten schlug die Vorderkante dessen, was einmal ein Marshal-Laster im Bundeseigentum gewesen war und sich nun in eine lose Ansammlung von Autoteilen und allerlei Biomasse verwandelt hatte, an einem Murraykiefernwäldchen auf und kam ruckhaft zum Stillstand – von hundert auf null in einer Sekunde –, wobei es explosionsartig einen Schwall aus Hirschmasse und Deputy-Leichenteilen ausstieß, der durch die zertrümmerte Windschutzscheibe flog, sich auf den Kiefern verteilte und das blassgoldene Pampasgras in einem Radius von fünfzehn Metern fächerförmig mit blutroten und rosa Bröckchen überzog.
    Nick Kavanaugh überlebte, kam aber erst wieder zu sich, als der Rettungshubschrauber ihn neunundsiebzig Minuten später mitten in Niceville auf dem Dach des Lady-Grace-Krankenhauses absetzte, und selbst da war er nur gerade wach genug, um das runde rote, übel bärtige Gesicht Boonie Hackendorffs über sich zu erkennen, der noch besorgter aussah, als er Nicks geflüsterte Frage beantwortete: Nein, Byron Deitz sei bei dem Unfall nicht ums Leben gekommen und derzeit unauffindbar.
    »Vom Winde verweht«, lauteten Boonies genaue Worte.
    »Und Reed? Ist er okay?«
    Boonie Hackendorff wurde ein wenig blass. Seine Augen waren groß und kummervoll.
    »Reed lebt. Anders als viele andere.«
    Das waren geheimnisvolle Worte, und die Anstrengung, sie zu entschlüsseln, trug Nick hinüber in die Dunkelheit, die sich nun auf ihn senkte.

DONNERSTAG

Mr   Harvill Endicott kommt nach Niceville
    An diesem wunderschönen Donnerstagvormittag herrschte im Quantum Park Marriott Hotel und Tagungszentrum viel Betrieb, aber die Haupthalle war zufällig fast leer. Ein paar versprengte Teilnehmer einer Konferenz von Maschinenbauingenieuren hielten zur Linken den langen Tresen des Old Dominion besetzt.
    Als die getönten Glastüren des Haupteingangs aufglitten und Edgar Luckinbaugh einen großen und gelehrt aussehenden älteren Herrn in einem blauen Anzug in englischem Schnitt über das gebohnerte Eichenparkett an die Rezeption führte, hatte Mark Hopewell viel Zeit, sich Gedanken über die genaue Natur und den Charakter des Mannes zu machen, der ihm, als er vor ihm stand, eine American-Express-Karte reichte, mit einem dünnen Lächeln, das den Blick auf nikotingelbe Zähne freigab.
    Als er sprach, war sein Akzent nicht einzuordnen, weder aus dem Norden noch aus dem Süden, weder europäisch noch nordamerikanisch. Ein Mensch mitten aus dem Atlantik, dachte Hopewell, der das Auftreten des Mannes als neutral empfand, weder herrisch noch übermäßig freundlich, wie es bei Geschäftsreisenden oft der Fall war.
    »Guten Morgen. Harvill Endicott mein Name. Ich glaube, es gibt eine Reservierung für mich.«
    Hopewell drückte ein paar Tasten, blickte mit munterem Lächeln auf, bestätigte dies und hieß Mr   Endicott im Marriott willkommen. Er schob ihm ein Formular über den Tresen aus Granit und sah zu, wie Mr   Endicott es ausfüllte, mit eleganten Schnörkeln unterzeichnete und den

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