Die Rueckkehr
ihr Schlafzimmer gegangen und hatte sich den Rest ihres Körpers zeigen lassen. Als sie ihn sah, fuhr ihr ein Blitz aus purem Zorn durch die Brust. Die Striemen, die Beth in die bläulich weiße Haut geschlagen worden waren, zeigten deutlich, dass Byron sie schon früher geschlagen hatte. Oft. Auch von diesen alten Verletzungen machte Kate Fotos. Dabei dachte sie darüber nach, wie sie Byron umbringen könnte, ohne dafür lebenslänglich zu bekommen.
Nick könnte sich etwas ausdenken , hatte sie gedacht, und das würde er mit Vergnügen tun .
Als sie jetzt am Vormittag darauf im weichen Sonnenlicht des Wintergartens Beths Gesicht sah, dachte sie noch immer dasselbe. Man musste es ihr ansehen können, denn Beth brachte ein Lächeln zustande.
»Nein, mein Schatz, umbringen können wir ihn nicht«, sagte sie.
»War das so deutlich?«
Beth lachte sogar.
»Reed und ich waren immer überzeugt, dass du jemanden umbringen könntest, wenn du willst, Kate.«
»Byron kann von Glück sagen, dass Reed ihn nicht längst umgebracht hat. Nick war auch so weit. Aber du hast die beiden immer zurückgehalten.«
Beth senkte die Augen und blickte Kate dann wieder an.
»Reed hätte Byron nicht bloß verprügelt. Er hätte ihn übel zugerichtet. Übel genug, dass er seinen Job los gewesen wäre. Er hätte ihn vielleicht sogar umgebracht. Du weißt, wie zornig er werden kann. Und Nick ist genauso verrückt, nur dass er es besser unter Kontrolle hat, wegen dem Krieg vielleicht. Und stimmt es etwa nicht, dass gewalttätige Ehemänner Bestrafungen dieser Art früher oder später an Frau und Kindern auslassen …«
»Nicht wenn sie tot sind.«
»Aber das hier ist das wirkliche Leben, Kate, und du kannst sie nicht umbringen, sonst landest du im Knast. Außerdem habe ich geglaubt … ich habe geglaubt, dass er aufhört. Ich habe ihn wirklich geliebt, früher. Es hat ihm immer so … leidgetan. Er war so niedergeschmettert.«
Kate schüttelte den Kopf.
»Natürlich tut es ihm leid. Er tut sich selber leid, es tut ihm leid, dass es ihm leidtun muss. Und nach einer Weile nimmt er es dir wieder übel, weil, es war deine Schuld, dass es ihm leidtun musste. Das wird nicht aufhören, bis ihn jemand zwingt aufzuhören, Beth. Das ist immer so. Du kannst nie wieder zu ihm zurück. Nie wieder.«
Beth hatte wieder angefangen zu weinen, lautlos, und schluchzte tief und schauerlich. Sie rang darum, sich in der Gewalt zu haben.
»Das weiß ich auch. Aber hier können wir nicht bleiben.«
»Doch, das könnt ihr. Das Haus ist viel zu groß für uns. Wir wohnen hier zu zweit.«
»Was ist mit Rainey Teague? Wird er nicht bald hier einziehen?«
»Ja. Das wird er. Dann sind wir zu dritt.«
»Na ja, das habe ich gemeint. Rainey Teague ist schon zu euch unterwegs. Das arme Kind. Entführt, traumatisiert, eine Waise. Und da wollt ihr euch das Haus mit noch drei Lebensflüchtlingen vollpacken? Da könnt ihr ja gleich ein Heim für missbrauchte Flüchtlinge aufmachen und fertig.«
»Nur direkte Verwandte, Beth.«
»Mit Rainey seid ihr nicht verwandt.«
»Wir werden ihn in die Familie aufnehmen. Hör mal Beth, wir haben sechs Zimmer und vier Bäder. Und dazu noch die Remise hinten. In der Remise gibt es sogar eine separate Küche. Dad hat das Haus für eine Großfamilie umbauen lassen. Du kannst sogar dein altes Zimmer wiederhaben.«
In Beths Gesicht veränderte sich etwas.
»Dad … ich kann nicht fassen, dass er weg ist.«
Kate atmete tief durch, ein wenig zittrig.
»Er ist nicht weg, Beth. Er wird … vermisst. Und das erst seit ein paar Stunden. Ich habe gestern noch mit ihm gesprochen. Er wollte runterkommen und uns besuchen …«
»Und er ist nie aufgetaucht.«
»Nein. Das ist wahr. Das ist er nicht. Aber vielleicht musste er noch Nachforschungen anstellen …«
»Aber sicher doch. Was für Nachforschungen denn?«
Kate antwortete mit Bedacht.
»Ich hatte ihn gebeten … ein paar … Familienangelegenheiten zu untersuchen. Vielleicht steckt er gerade mittendrin. Wenn er arbeitet, verliert er jedes Zeitgefühl. Es sind erst ein paar Stunden, Beth.«
Kate würde Beth nicht erzählen, was die Cops in Virginia in Dillon Walkers Büro oben am VMI gefunden hatten. Beth hatte schon genug am Hals. Irgendwann würde sie es tun, aber nicht jetzt. Beth fing wieder an zu weinen und versuchte, das Schluchzen zu unterdrücken.
»Aber wo ist er dann? Und warum wird er vermisst? Du hast es auf seinem Handy versucht. Keine Antwort. Warum ruft er
Weitere Kostenlose Bücher