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Die Rückkehr der Jungfrau Maria - Roman

Die Rückkehr der Jungfrau Maria - Roman

Titel: Die Rückkehr der Jungfrau Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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zurück, aber sie reckte sich weiter und berührte mich sanft. Streichelte mir über Haare und Wange. Ich schloss die Augen und lutschte an ihrer Hand.
    »Spürst du, wie gut es ist, mich zu berühren?«, seufzte sie und schloss die Augen.
    Die Wärme ihres Körpers und ihr schwerer weiblicher Duft lockten mich an, und ich entriss ihr den Kimono. Sie setzte sich nackt auf die Treppe und zog mich zu sich. Ich streichelte und leckte und biss und kratzte abwechselnd. Sie fingerte eine Weile an meinem Reißverschluss herum, zog mir dann die Hose herunter und spreizte die Beine.
    »Was brauchst du, Michael?«, stöhnte sie und hob ihre Hüften an. Ich wollte ihr nachgeben, spürte aber, dass mich jemand ansah, und schaute auf. Maria stand in der Wohnungstür. Unsere Blicke trafen sich, und sie sagte bittend:
    »Komm zurück, Michael, wenn du beharrlich bleibst, wird alles gut.«
    Judith versuchte, mich an sich zu ziehen. Ihr Verlangen erregte mich, aber ich konnte nicht mit ihr schlafen, wenn Maria zuschaute. Ich stand auf. Judith packte meine Hände und flüsterte:
    »Lass uns in meine Wohnung gehen.«
    Maria ließ mich nicht aus dem Blick.
    »Nein«, sagte ich, riss mich von Judith los und eilte die Treppe hinunter. Sie folgte mir ein paar Schritte und rief:
    »Du wirst zurückkommen und auf Knien vor mir kriechen, Michael. Du wirst kommen und mir gehören, mir allein, weil ich dir das geben kann, was du brauchst, und sie nicht. Hörst du das, Michael, du brauchst eine Frau, und ich bin eine echte Frau, aber sie ist und bleibt ein Kind!«
    Draußen dämmerte es, die Cafés und Restaurants waren voll, und überall liefen junge Leute herum. Ich ließ mich mit der Menge treiben, aber wenn mir jemand entgegenkam, wich ich nicht aus, sondern prallte gegen ihn. Die meisten machten den Weg frei, wenn ich sie anschaute. Ich wusste nicht, wohin ich ging, ließ den Kopf hängen und wanderte ziellos durch einsame Straßen. Plötzlich nahm jemand meine Hand, und eine sanfte Mädchenstimme sagte:
    »Hallo Michael, erinnerst du dich noch an mich?«
    Es war das Mädchen, das mich am Tag zuvor bei der Messernummer angespornt hatte.
    »Salome. Natürlich erinnere ich mich an dich.«
    Sie trug denselben roten Rock, hatte lange schwarze Haare und zu viel Lippenstift.
    »Darfst du denn so spät noch draußen sein?«
    »Meine Mutter weiß nicht, dass ich draußen bin, sie glaubt, ich schlafe. Sie hat nämlich nicht über mich zu bestimmen.«
    Salome ließ meine Hand nicht los und begleitete mich, als ich weiterging.
    Ich kann mich nicht erinnern, wie und wo ich die Nacht verbrachte, weiß nur noch, dass ich am nächsten Morgen allein durch die Straßen irrte und mir den Kopf zerbrach. Ich wusstenicht, wo ich war. Erst suchte ich nach dem Weg zu Marias Wohnung, dann nach dem nächsten Bahnhof. Gegen Mittag fand ich eine Telefonzelle. Unsicher, wen ich anrufen sollte, wählte ich die Nummer, die mir als Erstes in den Sinn kam: 999-333.
    »Hallo«, sagte eine distanzierte Männerstimme.
    »Ist da Jean Sebastian?«, fragte ich.
    »Nein, ich nehme seine Telefonanrufe entgegen. Wer ist da bitte?«
    »Ich weiß, was das für ein Ton in ihrer Stimme war.«
    »Wessen Stimme?«
    »Es war ein Ton von Glückseligkeit.«
    »Und in wessen Stimme war der?«
    »In Marias. Ihr sucht sie doch, oder?«
    »Ja, ist sie bei Ihnen?«
    »Ich weiß, wo sie wohnt.«
    »Wo?«
    Ich gab dem Mann die Adresse. Er fragte noch einmal, wie ich hieße und wo ich mich befände.
    »Es gibt doch eine Belohnung, oder?«
    »Ja, dreihunderttausend, die werden ausbezahlt, sobald das Mädchen gefunden ist.«
    »Wenn ihr sie habt, will ich, dass das Geld auf ein bestimmtes Konto überwiesen wird.«
    »Wir müssen wissen, wer Sie sind.«
    »Sie zerstört den Namen meiner Familie.«
    »Welcher Name ist das bitte?«
    »Das tut nichts zur Sache, schreiben Sie die Kontonummer auf.«
    Ich gab ihm die Nummer von Samuel Wallendas Bankkonto, und als er sie wiederholt hatte, legte ich auf.

VIII
    Ich hatte seit über vierundzwanzig Stunden nicht mehr geschlafen. Als ich nach Blomsterfeld kam, legte ich mich sofort ins Bett. Früh am nächsten Morgen wachte ich bei Vogelgezwitscher, Fliegensummen und herrlichem Sonnenschein auf. In der Nacht hatte ich von
Michaels und Marias Zirkus
geträumt. Ich beschloss, die vergangene Woche als Traum anzusehen, lief nach draußen und ging im See schwimmen. Meine Pflegemutter Margret war im Blumengarten und jätete Unkraut – ich konnte sie zwar nicht

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