Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Nymphen sind alle in Schwärmen hierher ausgewandert.
    Es waren die verknöcherten Enzyklikaargumente des Kaplans zur Unergründlichkeit der Ratschlüsse Gottes vonnöten, um ihn davon zu überzeugen, nicht gleich zwei oder drei von den mächtigsten und am besten im Fleisch stehenden an Bord zu treiben, in der Absicht, Caxias wieder mit Wimperntuscheaugen und durchsichtigen Höschen zu bevölkern, weil er jede Nacht nach dem Abendessen aus Wasser und Trockenfleisch zum Boulevard der Schaufenster zurückkehrte, seinen Bart eines alten Seemanns mit dem Daumen glattstrich, beinahe von den im wahnsinnigen Geneverdunst herumkreisenden Fahrrädern mit dem winzigen Hinterrad überfahren wurde, und am Vorabend der Rückreise trat er so nah zum Thron einer alterslosen Bienenkönigin mit feierlichen Schenkeln, die, den Bauch nach oben, auf dicken Seidenkissen ruhte, daß die Frau schließlich diesen Urgroßvater mit dem Degen im Fastnachtskostüm inmitten der Touristenmenge sah, ihn einlud, durch ein Seitenfenster einzusteigen, und als ich die beiden Stufen hinaufstieg, traf ich auf dich, du Liebe meiner Seele, wie du vergebens versuchtest, die Vorhänge des Schaufensters zuzuziehen und mir die ausladenden Rundungen deiner Hinterbacken darbotst. Ich mußte ihr helfen, einige Ringe, die sich ineinander verhakt hatten, zu lösen, und so kam es, daß wir ihn von draußen, vom Bürgersteig aus sehen konnten, wie er auf einem Schemel in einem Nuttenzimmer stand und Polstererprobleme löste, und wir schämten uns dermaßen, daß wir einige Schritte zurück in den Schatten der Bäume am Kanal traten, hofften, niemand hielte uns für
die Untergebenen, man stelle sich das bloß einmal vor, eines Idioten, der von lächerlichen Gefühlsausbrüchen erfüllt, von einem Spalt im Vorhang kaum verdeckt, auf allen vieren den Hintern einer Hure küßte, mit seinem Kinn ihre unförmigen Brüste streifte, einer Nutte, die abgehalfterter war als die buckligen Monster, die sich auf der Höhe von Leiria dem wahllosen Hunger der Lastwagenfahrer anbieten oder die Siebzigjährigen dem Hunger der lasterhaften Schüler mit ihren gelben Haarsträhnen, und so sahen wir ihn, wie er sich unter Seufzern entkleidet, Haken, Nähte und Knöpfe in dringlicher Begierde explodieren ließ, bis er schließlich siegreich strampelnd auf einem reglosen Torso strandete, der hinter dem Glasviereck unaufhörlich rauchte, dem Jaulen meiner Erregung gegenüber gleichgültig, der ich die Kissen zerriß und im Dunkeln, als würden alle Tauben der Welt mit mir zusammen jammern, mit dem letzten Erzittern der Nieren, eine Wolke aus Federn auftürmte.
    Am Morgen darauf, als wir die Segel der Flotte setzten, erschien Diogo Cão mit lila Augenringen vor Müdigkeit schwankend am Kai und zog das riesige Wesen an der Hand hinter sich her, beide gekleidet wie zu einer Taufe oder einer Beerdigung, von zwei Koffern mit Hotelaufklebern aus Paris, einem Trichtergrammophon, einem Stapel Schallplatten und einem Damenfahrrad begleitet, und bat den Kaplan, sie beide auf der Stelle zu verheiraten, Denn ich habe das Glück gefunden, mein Vater, Sie können sich den Unwettergeruch ihrer Achselhöhlen überhaupt nicht vorstellen, den unglaublichen Mentholgeschmack abnehmenden Mondes aus ihrem Hals, den Sintflutlärm ihres grundlosen Gelächters, die Kunstfertigkeit, mit der diese ausländischen Weiber einem
die Seele mit einem Kuß austrinken, wenn wir noch einen Tag länger hierblieben, würden selbst Eure Eminenz, ganz ehrlich, nicht mehr an sich halten können und ein Paradies erleben, das himmlischer ist als aller Jubel der Welt, doch der Kaplan, der die Gerissenheit des Dämons sehr wohl bemerkte, blieb apostolisch standhaft angesichts der Bitten, der Befehle, der Drohungen, sich am Hauptmast aufzuhängen, und hielt ihm die Unnachgiebigkeit der Propheten und die unverbrüchliche Tugend der Heiligen entgegen. Wir sahen beide von oben, während wir die Segel ausrollten, wie sie im Hafen voreinanderstehend stritten, während die Hure, von ihnen gelangweilt, mit ungarischen Söldnern und kolossalen Schauerleuten flirtete, die mit Ankern, Kompassen und Vögeln tätowiert waren, und nach mehreren Stunden äußerst komplizierter, aus gegenseitigem Nachgeben und gegenseitigem Vorschreiten bestehender Verhandlungen, in dem Augenblick, als der Kapitän und der Diener Gottes, nachdem sie eine dunkle Übereinkunft getroffen hatten, einander gerührt umarmten und ihre Schnurrbärte und Tränen vermischten